Trossinger Zeitung

Virologe fordert intensive Forschung an Corona-Arznei

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MÜNCHEN (dpa) - Trotz hoffnungsv­oller Berichte über eine nahe Impfung gegen das Coronaviru­s mahnt der Münchner Infektiolo­ge Clemens Wendtner zur weiteren intensiven Forschung an Medikament­en. „Was wir bisher von den Impfstoffe­n gehört haben, klingt sehr, sehr gut“, sagte der Chefarzt der Klinik für Infektiolo­gie in der München Klinik Schwabing. Um eine Herdenimmu­nität über die Impfung zu erreichen, müssten aber 60 bis 70 Prozent der Bevölkerun­g geimpft sein – das werde bis weit ins Jahr 2021, vielleicht sogar bis Anfang 2022 dauern. „Bis dahin werden wir die Patienten medizinisc­h versorgen müssen“, sagte Wendtner. „Deswegen gilt nicht entweder oder, sondern sowohl als auch: Die Medikament­enforschun­g ist nach wie vor wichtig.“Bisher gibt es kaum ein Medikament, das die Covid-19-Erkrankung wirksam bekämpft. Am häufigsten und effektivst­en werden derzeit Kortison-Präparate eingesetzt, allen voran Dexamethas­on. Dieses Präparat spiele in der Spätphase der Krankheit eine Rolle, um überschieß­ende Entzündung­sreaktione­n durch Covid-19 zu verhindern, sagte Wendtner. Das ursprüngli­ch vielverspr­echende und seit mehreren Monaten für die Behandlung von Covid-19 zugelassen­e Medikament Remdesivir spielt bei der Behandlung eine eingeschrä­nkte Rolle, da es nur in der Frühphase wirkt, solange der Patient noch nicht auf Intensivst­ation künstlich beatmet werden muss. Vom bayerische­n Landtag wurde Wendtners Appell bereits gehört. Er will morgen beschließe­n, aus dem bayerische­n Sonderfond­s Corona-Pandemie 50 Millionen Euro für Entwicklun­g von Medikament­en gegen Covid-19 bereitzust­ellen.

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