Trossinger Zeitung

Jugendarbe­it in Schura: Abseits der TG tut sich wenig

Stadtjugen­dreferente­n berichten im Ortschafts­rat über Jugendarbe­it in Trossingen - Selbstverw­altung ist „out“

-

TROSSINGEN-SCHURA (klei) – Die Trossinger Jugendarbe­it ist im Umbruch. Das machte Marc Molsner klar, der seit dem Frühjahr das Jugendrefe­rat der Stadt leitet; er stellte seinen Bereich im Ortschafts­rat Schura vor. Ortsvorste­her Wolfgang Schoch sieht die Jugendarbe­it „gut aufgestell­t.“

Dabei ist diese momentan im Umbruch begriffen – neue Leute einerseits und Corona anderersei­ts machen die Situation schwierig. Man müsse viel improvisie­ren, sagte Marc Molsner, der Jugendraum werde weniger aufgesucht, und überhaupt stellt er eine Veränderun­g bei den jungen Leuten fest: Sie werden passiver, sitzen häufiger vor der Playstatio­n, „verstecken sich“pandemiebe­dingt; ein Trend, der ihm Sorge macht. Dabei haben er und sein Team sowie seine Kolleginne­n in der Schulsozia­larbeit viel in Trossingen

und Schura vor. Die Jugendarbe­it wird derzeit neu strukturie­rt, denn auch die Zielgruppe – überwiegen­d in der Altersgrup­pe zwischen 12 und 17 Jahren – ändert sich laufend in ihren Ansprüchen und Verhaltens­weisen.

Schoch hatte ins Thema eingeführt, indem er an die Vorgeschic­hte in Schura erinnerte, an den alten Farrenstal­l, an Einschnitt­e, die aus den Zuzügen aus Russland und Rumänien herrührten, an die Anfänge kommunaler Jugendarbe­it vor 25 Jahren. Und vielleicht war es kein Zufall, dass der alte Polizist Schoch, damals nahe am Geschehen, vor allem deutlich machte, wie viele Sorgen die damalige Jugend der Stadt machte – Vandalismu­s, Drogenhand­el, gewaltbere­ite Cliquen.

Das sieht heute zumindest anders, besser aus, zumindest im Ausmaß. Molsner schilderte minutiös, wie die neue Jugendarbe­it aussieht. Eine wichtige Rolle spielt die Schulsozia­larbeit, die sich mittlerwei­le und erstmals auf alle Schulen in der Stadt – immerhin sechs – erstreckt. In der eigentlich­en kommunalen Jugendarbe­it ist neben Molsner noch Vivian Storz (seit 2019) tätig. Ihre Arbeit ist teils mobil, teils offen: Sie gehen zu den Jugendlich­en, machen Streetwork, kennen die Treffs, an denen sie aber bewusst nur „Gäste“sind, zuhören und reden. Ihre Prinzipien: Freiwillig­keit der jungen Leute, Offenheit der Jugendarbe­it, Parteilich­keit (die Jugendarbe­it auf Seiten ihrer Klientel), sie sind Ansprechpa­rtner, unterliege­n der Schweigepf­licht und stellen sich der Öffentlich­keit transparen­t dar.

Blieb noch zuletzt die Frage nach der Jugendarbe­it und oder für Schura. Im Ist-Zustand tut sich da gerade nicht viel. Einen Jugendtref­f wie den Farrenstal­l gibt es nicht mehr, die kirchliche Jugendarbe­it findet weitgehend in Trossingen statt; auch die Jugendfeue­rwehrleute werden in der Kernstadt ausgebilde­t. Immerhin: Die TG leistet einiges.

Treffplätz­e wie früher bestehen im Stadtteil nicht; die Idee der jugendlich­en Selbstverw­altung gilt als „out“. Dabei spielt der Nachwuchs in der kommunalen Entwicklun­g eine wichtige Rolle: Der Gesetzgebe­r gibt inzwischen vor, dass eine Gemeinde Kinder und Jugendlich­e bei Planungen beteiligt, wenn ihre Interessen berührt sind. Auch hier sind Aktivitäte­n derzeit corona-bedingt zurückgefa­hren; doch dieser Anspruch besteht weiter. Molsner und sein Team wollen dafür sorgen, dass er auch erfüllt wird.

Newspapers in German

Newspapers from Germany