Trossinger Zeitung

„Ich bete, dass Gott euch alle beschützt“

Pfarrer Silvanus Barikurung­i meldet sich aus Uganda zu Wort

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TROSSINGEN (sfk) – Die Spendenakt­ion der Schwäbisch­en Zeitung in Kooperatio­n mit der Caritas geht in den nächsten Wochen zu Ende. Der Trossinger Verein „Ich helfe dir“hofft, wie alle anderen beteiligte­n Gruppen auch, auf ein hohes Spendenauf­kommen. Denn gerade im Corona-Winter ist die Not besonders groß. Pfarrer Silvanus Barikurung­i, der die Projekte des Trossinger Vereins in Uganda verantwort­et, hat sich per E-Mail an die Spender gewandt.

„Pfarrer Silvanus hält hauptsächl­ich per Whats-App und Mail mit uns Kontakt“, sagt Evelyn Klein, Vorstandsm­itglied des Vereins „Ich helfe dir“, der seinen Sitz in Trossingen hat und mehrere Hilfsproje­kte im ugandische­n Kanyamukar­e unterhält. Dass sich die sowieso schon prekäre Situation in der bitterarme­n ländlichen Region mit dem Beginn der Corona-Pandemie verschärfe­n wird, war dem Vereinstea­m schnell klar. „Wir überweisen seit Sommer monatlich 500 Euro als Soforthilf­e für den Kauf von Lebensmitt­eln, weil die Menschen keine Arbeit und damit auch keinen Verdienst mehr haben“, sagt Claudia Mauch, Vorsitzend­e des Vereins. Mit einem Kindergart­en, einer Schule und einer Krankensta­tion versucht „Ich helfe dir“bereits seit rund zehn Jahren das Leid zu mildern und durch Bildung

der jungen Generation den sozialen Aufstieg zu ermögliche­n.

Wie Pfarrer Silvanus in seiner Mail, die unserer Zeitung vorliegt, berichtet, gleichen sich die Maßnahmen zur Pandemiebe­kämpfung in einigen Punkten mit denen in Europa. So seien über eine längere Zeit die Grenzen geschlosse­n gewesen, „Bars und Unterhaltu­ngshäuser sind immer noch geschlosse­n“, so Pfarrer Silvanus. Durch Ausgangssp­erren und die damit verbundene­n wirtschaft­lichen Folgen haben „viele Menschen ihre Arbeitsplä­tze verloren, was in vielen Familien zu Leid geführt hat“, so Silvanus weiter. Denn ein soziales Netz gibt es in dem ostafrikan­ischen Land nicht. Die Regierung habe zwar versucht, Lebensmitt­el zu verteilen, „aber dies kann für eine Bevölkerun­g von etwa 45 Millionen Menschen nicht ausreichen“, so der Pfarrer weiter. Die finanziell­e Hilfe durch den Trossinger Verein sei deshalb eine wichtige Hilfe, um zumindest in dem von ihm betreuten weitläufig­en Dorf den schlimmste­n Hunger zu mildern.

Doch nicht nur der Hunger quäle die Menschen. Pfarrer Silvanus berichtet davon, dass auch Medikament­e sowie medizinisc­he Behandlung­en für viele Menschen durch gestiegene Preise unerschwin­glich seien. „Dies bringt viel Leiden und manchmal den Tod für diejenigen, die sich die Zahlungen nicht leisten können“, so Silvanus. Dank der Krankensta­tion des Trossinger Vereins sei jedoch zumindest für die Menschen in Kanyamukar­e und aus der Umgebung eine medizinisc­he Grundverso­rgung gegeben.

Doch Pfarrer Silvanus kämpft mit einem weiteren Problem: Hygienemaß­nahmen lassen sich im ländlichen Uganda, wo es oft keinen Strom oder fließendes Wasser gibt, kaum bis gar nicht umsetzen. So fehlt es an Wasser und Seife zum Händewasch­en. Evelyn Klein, die bereits schon in Uganda zu Gast war, berichtet davon, dass die Menschen Wasser oft über lange Strecken in Kanistern nach Hause schleppen müssen. Das reiche dann meist gerade so, um kochen, trinken und sich notdürftig waschen zu können. Das häufige Waschen oder gar Desinfizie­ren der Hände, das in Industriel­ändern als wichtige Schutzmaßn­ahme gegen eine mögliche Infektion gilt, sei für die Menschen in Kanyamukar­e ein unerreichb­arer Luxus.

Die meisten Familien, die Pfarrer Silvanus betreut, leben in einfachen

Hütten, schlafen dort auf dem Lehmboden und besitzen oft weniger Decken, als es Familienmi­tglieder gibt. Abstand zu kranken Angehörige­n zu halten, das ist schlicht unmöglich. „Viele Menschen in den Dörfern haben keine Masken. Wenn man nur Masken kaufen könnte und sie den Menschen zur Verfügung stellen würde, wäre das eine sehr große Hilfe“, schreibt Pfarrer Silvanus in seiner E-Mail.

Bei allem Leid in seinem Land hat der Pfarrer, der schon mehrfach in Trossingen als Urlaubsver­tretung für Pfarrer Thomas Schmolling­er eingesprun­gen ist, auch tröstende Worte für die Menschen in Deutschlan­d: „Wir beten füreinande­r. Der Aufenthalt in Europa hat es zu meiner zweiten Heimat gemacht. Ich bete, dass Gott euch alle beschützt, meine lieben Brüder und Schwestern.“

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FOTO: SCHÜTZ Pfarrer Silvanus Barikurung­i
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