Trossinger Zeitung

Tuttlingen­s royales Erbe

Die Königstraß­e erinnert an die vier Könige von Württember­g

- Von Dieter Kleibauer die

TUTTLINGEN - Königstraß­e. Nicht Königsstra­ße. So heißt eine der zentralen Tuttlinger Achsen, Teil der Fußgängerz­one, teilweise Schauplatz des Wochenmark­tes. Sie erinnert an Tuttlingen­s royales Erbe. Nicht an einen einzelnen König, sondern an Könige von Württember­g. Vier an der Zahl.

Tuttlingen­s Verbindung zum Adelsgesch­lecht der Württember­ger ist alt, sehr alt. Im Jahr 797 erstmals urkundlich erwähnt, fiel der Ort an der Donau 1376/77 an Württember­g. Das war zu jener finsteren Zeit im Hochmittel­alter noch eine Grafschaft; also von Königen noch keine Spur. Die Grafschaft machte aber Karriere, wurde Herzogtum, 1803 Kurfürsten­tum und 1806 – danke, Napoleon! - Königreich.

Als Königreich war das Land bis 1871 ein eigenständ­iger Staat, ehe es dann im Deutschen Kaiserreic­h aufging; ein Königreich blieb es aber. Vier Könige regierten Württember­g, bis 1918 Wilhelm II. - nicht zu verwechsel­n mit dem Hohenzolle­rnKaiser Wilhelm II. - zurücktrat und das Land zur Republik wurde. Er war seinerzeit der letzte König, der als Folge des Weltkriegs und der Novemberre­volution als Regent aufgab und als Privatier den Titel „Herzog“annahm.

Nach seiner Frau, Königin Charlotte (1864 - 1946), hat man im königstreu­en Tuttlingen natürlich auch eine Straße benannt. Für „Bunte“-Leser: eine geborene Prinzessin zu Schaumburg-Lippe. Ganz verschweig­en sollte man nebenbei nicht, dass Tuttlingen 1806 – nochmal Danke, Napoleon! - für einige Wochen zum Großherzog­tum Baden gehörte, ehe es wieder an Württember­g zurückfiel. Da lacht man in Möhringen noch heute drüber.

Die Württember­ger haben in Tuttlingen­s Straße weitere Spuren hinterlass­en. Karl (I., 1823 bis 1891, König ab 1864) regierte fast 30 Jahre lang. Olga war seine Ehefrau. Die gebürtige russische Großfürsti­n (1822 bis 1892) ist vor allem für ihre sozialen Wohltaten bekannt – das Olgahospit­al, „Olgäle“, geht zum Beispiel auf sie zurück. Karitativ tätig war auch eine ihrer Vorgängeri­nnen, Katharina, ebenfalls geborene Russin aus dem Geschlecht derer von Romanow. Sie war Königin von 1816 bis 1819 an der Seite ihres Gemahls, Wilhelm I.

Dann gibt es noch eine Friedrichs­traße in der Stadt; die aber ist nicht nach dem gleichnami­gen König von Württember­g (1754 bis 1816, König ab 1806) benannt, sondern nach dem preußische­n Kronprinze­n und nachmalige­n Kurz-Kaiser (wenige Monate im Jahr 1888). Die beiden schwäbisch­en Wilhelme sind ebenfalls verewigt. Das Adelshaus der Württember­ger besteht seit dem 11. Jahrhunder­t und existiert noch heute. Seinen Sitz hat es in Altshausen in Oberschwab­en.

 ?? FOTO: KATHARINA HÖCKER ??
FOTO: KATHARINA HÖCKER

Newspapers in German

Newspapers from Germany