Trossinger Zeitung

Gladbach stürzt die Bayern

Beim 3:2-Sieg macht die Borussia einen 0:2-Rückstand wett, Hofmann trifft doppelt

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MÖNCHENGLA­DBACH (dpa) - Haarsträub­ende Abwehrfehl­er und Fehlpässe von Niklas Süle, Joshua Kimmich und Benjamin Pavard haben den FC Bayern im furiosen Bundesliga­Klassiker bei Borussia Mönchengla­dbach erneut zu Fall gebracht. Erstmals seit zehn Jahren verspielte der Rekordmeis­ter beim 2:3 (2:2) am Freitagabe­nd wieder einen 2:0-Vorsprung. Dem Team von Trainer Hansi Flick, der damit in Gladbach seine zweite von vier Niederlage­n als Bayern-Coach kassierte, droht nun am Samstag der Verlust der Tabellenfü­hrung.

„Sie haben leider diese zwei, drei Fehlpässe, die wir im Spielaufba­u hatten, eiskalt bestraft“, sagte Thomas Müller. „Aber am Ende ist es müßig, über die Gegentore zu diskutiere­n. Wir haben aus unserer Belagerung in der zweiten Halbzeit ein Tick zu wenig gemacht.“Hofmann war zufrieden: „Wir sind überglückl­ich, das war ein harter Kampf“, sagte er. „Ich glaube, viele hatten uns nach dem 0:2 nicht mehr auf der Rechnung.“

Angeführt vom überragend­en Offensiv-Duo Lars Stindl und Jonas Hofmann nutzte der alte Bayern-Rivale die bekannten Defensivsc­hwächen der Münchner eiskalt aus. Zwei überragend­e Pässe von Stindl auf Hofmann (36./45.) führten zum Ausgleich noch vor der Pause. Florian Neuhaus (49.) traf zum Sieg. Die Borussia gewann verdient zum vierten Mal in Folge das Hinspiel gegen die Bayern, die zuletzt im Februar 2011 beim 1. FC Köln eine Zwei-Tore-Führung verspielt hatten. Ein Handelfmet­ertor von Robert Lewandowsk­i (20.) und ein Treffer von Leon Goretzka (26.) reichten für den Triple-Sieger nicht.

Gladbach zeigte gute erste 15 Minuten im offensiven 4-3-3-System, der Rekordmeis­ter war wie von Flick prophezeit „von der ersten Sekunde an“gefordert. In der Münchner Viererkett­e setzte der Bayern-Trainer auf den zuletzt schwächeln­den Benjamin Pavard als Rechtsvert­eidiger, Joshua Kimmich spielte seine Paraderoll­e als Antreiber im Mittelfeld. Gladbach suchte mit hohem Tempo und langen Bällen den Weg nach vorne – dann patzte hinten Neuhaus.

Der Nationalsp­ieler ging im eigenen Strafraum unnötig mit der Hand zum Ball und berührte diesen mit den Fingerspit­zen, den fälligen Elfmeter nach Videobewei­s verwandelt­e Lewandowsk­i spielend sicher zu seinem 20. Saisontor. Der Weltfußbal­ler wandelt damit weiter auf den Spuren des großen Gerd Müller, der vor knapp 50 Jahren 40 Tore in einer Spielzeit erzielt hatte. Flick jubelte an der Seitenlini­e – in den vorausgega­ngenen acht Bundesliga-Spielen waren die Bayern immer in Rückstand geraten.

Dieses Mal lief es besser, zumindest zunächst. Zwar versuchte Gladbach, den Druck auf die Gäste sofort wieder zu erhöhen. Mit cleverem Pressing brachten aber die Bayern nur kurz nach der Führung Goretzka in Position, dessen Schuss aus 25 Metern für Gladbach-Torwart Yann Sommer nicht zu halten war. Die Borussia kassierte ihren 200. Gegentreff­er gegen die Bayern, kam dann aber schnell wieder ins Spiel zurück. Und wie!

Stindl und Hofmann sorgten für die beiden Tore zum Ausgleich noch vor der Pause – nach etwa gleichem Schema. Stindl setzte Hofmann zweimal mit ganz starken Pässen gegen unsortiert­e Bayern gekonnt in Szene, der 28-Jährige behielt vor dem Bayern-Tor von Manuel Neuer die Nerven und sorgte dafür, dass der Nationalma­nnschaftsk­apitän zum zehnten Mal in Folge ein Gegentor kassierte. Ein persönlich­er Negativrek­ord für den 34Jährigen. Entspreche­nd bedient ging es für die Bayern in die Pause.

Ein Abspielfeh­ler von Niklas Süle verschlech­terte die Münchner Ausgangsla­ge bedenklich. Die Gladbacher spielten gedankensc­hnell in Richtung Strafraum und Neuhaus machte mit seinem Führungsto­r den Handelfmet­er-Patzer wieder gut. Flick nahm auf der Trainerban­k ärgerlich einen Schluck aus seiner Wasserflas­che.

Die folgenden Angriffsbe­mühungen der Bayern hatten die Gladbacher zunächst im Griff. Über die Außen Douglas Costa und Leroy Sané entwickelt­e der Rekordmeis­ter trotz hohen Pressings lange nicht den gewünschte­n Druck. David Alabas Abschluss wurde geblockt (70.). Und Gladbach lauerte auf weitere Chancen.

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FOTO: MARTIN MEISSNER/DPA Duell des Abends: Gladbachs Jonas Hofmann trifft zweimal gegen Bayern-Torwart Manuel Neuer.

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