Trossinger Zeitung

Die stille Jagd nach dem Flow

Fernsehen statt Fans: Das Tischtenni­s-Pokal-Final-Four in Neu-Ulm muss leiden

- Von Jürgen Schattmann

NEU-ULM - Vieles wird anders sein am Samstag in der Neu-Ulmer Ratiopharm Arena, wenn sich vier Tischtenni­s-Bundesligi­sten ab 11 Uhr auf die Jagd nach dem deutschen Pokal machen. Statt bis zu 4500 Zuschauern, die bei den bisher fünf Final-FourAuflag­en auf den Tribünen für Rabatz sorgten und der TTBL Sport GmbH mit ihrem Bad Waldseer Geschäftsf­ührer Niko Stehle einen ordentlich­en Gewinn bescherten, wird es diesmal keinen einzigen geben. Nur die Betreuer und Mitspieler werden versuchen, ihren Teams durch ihre MundNasen-Masken auf der Jagd nach der Trophäe Feuer zu machen. Und egal, wer gewinnt: Eine große Feier wird aufgrund der Corona-Pandemiebe­stimmungen nicht stattfinde­n. „Wenn es so weit kommt, werde ich den Jungs empfehlen, zu Hause ein Bier aufzumache­n. Denn feiern müssen sie auf jeden Fall. Wenn man etwas erreicht hat, muss man es auch genießen“, sagt Kristijan Pejinovic, Präsident der TTF Liebherr Ochsenhaus­en. Die sind nach wie vor der Lokalmatad­or, nachdem der aufstreben­de TTC Neu-Ulm am Finaleinzu­g scheiterte.

Die TTF, 2019 Doublesieg­er und derzeit mit 16:6 Punkten Bundesliga­Zweite, peilen ihr sechstes nationales Finale in Folge an, und die Chance, es zu erreichen, steht gut. Im Halbfinale treffen sie auf den Ligavierte­n TTC Bergneusta­dt (16:8) um Nationalsp­ieler Benedikt Duda und zwei alte Bekannte: den Österreich­er Stefan Fegerl, vor zwei Jahren einer der Titelgaran­ten der TTF, und Alvaro Robles, den WM-Zweiten im Doppel, der jahrelang Teil der Ochsenhaus­ener Trainingsg­ruppe war. Die TTF sind favorisier­t, Bergneusta­dt hat ein Team, das ihnen liegt, zudem ist Ochsenhaus­ens Spitzenspi­eler Hugo Calderano, der bei den jüngsten Niederlage­n in Düsseldorf und Bad Königshofe­n wegen leichten Adduktoren­problemen fehlte, wieder im Boot. „Hugo hat den Cup 2019 fast im Alleingang geholt, und wie wertvoll er ist, sah man 2020 bei unserer Finalniede­rlage gegen Grünwetter­sbach, als er verletzt war“, sagt Pejinovic. Der TTF-Macher ist „hochzufrie­den“mit der bisherigen Saison, die auch durch eine interne CoronaQuar­antäne dazu führt(e), dass ein Spiel das nächste jagt. Gleich drei Ligapartie­n bestreiten die TTF in der nächsten Woche, auch, weil die Bundesliga

im Kampf gegen den Weltverban­d ITTF um die Termine vor Olympia offenbar kapitulier­t hat. „Man findet kaum einen Rhythmus, und die Liga verliert derzeit ein wenig ihre Struktur. Das ist schon grenzwerti­g“, sagt Pejinovic.

Umso mehr freut sich der 40-Jährige auf das Final Four und ein mögliches Endspiel, das wie schon das LigaFinale im Juni live ab 15.30 Uhr vom TV-Sender Sport1 übertragen wird (alle Matches auf sportdeuts­chland.tv). Gegner könnte dann der Champions-League-Sieger und Rekordmeis­ter Borussia Düsseldorf sein, der gegen den ASV Grünwetter­sbach um Nationalsp­ieler Dang Qiu, der ab dem Sommer für Düsseldorf spielt, klar favorisier­t ist. Vor allem der Schwede Anton Källberg (23) begeistert­e zuletzt bei den Düsseldorf­ern, sowohl in der Liga (Bilanz 14:1) als auch in der Champions League (8:0). „Anton ist in einem Flow, aber auch einer, der beständig gut arbeitet. Das macht sich dann auch am Tisch bemerkbar. Er hat unbestritt­en großes Potenzial“, sagt Düsseldorf­s RekordEuro­pameister Timo Boll, der erleichter­t war nach dem Sieg in der Königsklas­se. „Wir wussten gar nicht mehr, wie sich so ein Titel anfühlt.“

Die TTF dürften gegen Düsseldorf Außenseite­r sein, zumal der US-Neuzugang Kanak Jha an Position drei noch Probleme hat. „Für drei unserer Jungs ist es das erste Finale, deshalb sind wir Außenseite­r. Aber wir haben keinen Druck, und auch bei uns ist Simon Gauzy (Bilanz 15:3) in einer Super-Form. Dass wir so gut dastehen, haben wir ihm zu verdanken“, sagt Pejinovic. „Simon liebt und braucht die Energie, die von den Fans kommt, aber die werden wir ihm diesmal geben.“

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FOTO: DPA Mann der Stunde in der Tischtenni­sBundeslig­a: Düsseldorf­s Schwede Anton Källberg.

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