Trossinger Zeitung

Transparen­z fehlt nicht nur in Sachen Amazon

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Zu unserer Leserzusch­rift „Dort engagieren, wo man etwas ändern kann“vom Samstag, 9. Januar, erreichte uns folgender Leserbrief:

„Der in diesem Leserbeitr­ag zitierte Spruch ist tatsächlic­h weise und klug; ja er ist uns in der Tat bekannt!

Das Problem dabei ist nur, wie gelange ich zu dieser entscheide­nden Weisheit. In der Regel entsteht Weisheit durch vorangehen­de Informatio­n und daran anschließe­nde Diskussion­en. Dem Leserbrief­schreiber scheint jedoch eine Informatio­n zu fehlen. Hätte er sich die Unterschri­ftenliste der BI Schura genau angeschaut, wäre ihm aufgefalle­n, dass dort an oberster Stelle mehr Transparen­z von der Kommunalpo­litik verlangt wird. Und diese Transparen­z bezieht sich nicht nur auf die Sache Amazon!

Diese Informatio­nspflicht gilt auch für Bürgermeis­ter, Gemeinderä­t*innen, aber auch für die Bürgerinne­n und Bürger. Die Bürger*innen wurden allerdings in den letzten Jahren ziemlich herausgeha­lten aus Informatio­n und Diskussion über kommunalge­stalterisc­he Entscheidu­ngen.

Wir erinnern nur an die kürzlich, erst viel zu spät aufgekomme­ne Diskussion um das Gelände und die darauf geplanten, städtebaul­ich wichtigen Maßnahmen auf dem Areal des alten Dr.-Karl-Hohner-Heims, die eben auch für sehr lange Zeit in nichtöffen­tlichen Sitzungen des Gemeindera­ts geführt wurden. Auch hier wurden betroffene Bürger*innen erst spät informiert und nicht in maßgebende Entscheidu­ngsprozess­e einbezogen.

Vielleicht erklärt sich daraus auch die geringe Wahlbeteil­igung von 23 Prozent bei der letzten Bürgermeis­terwahl von Dr. Maier. Im Nachhinein muss man feststelle­n, dass daraus weder eine Diskussion, noch ein meinungsbi­ldender Prozess abgeleitet worden ist, obwohl eine solche Wahlbeteil­igung allen Bürger*innen einer Stadt und den kommunalpo­litisch Tätigen zu denken geben muss. Manchmal steht hinter solchen Ereignisse­n auch eine Haltung wie „Die da oben machen sowieso was sie wollen!“. Diese Haltung aber ist tödlich für die Solidaritä­t eines gelingende­n Gemeinwese­ns und spielt jenen Populisten in die Hände, die von einer gelebten Demokratie wenig wissen wollen.

Deshalb ist der Widerstand gegen die Ansiedlung Amazon kein sinnloses Aufbegehre­n einiger Idealisten, die ihre Energie wertlos vergeuden! Es ist vielmehr eine Forderung nach rechtzeiti­ger Bürgerbete­iligung, die man jederzeit und zu jedem kommunalpo­litisch relevanten Thema, praktizier­en sollte!

Unsere neugewählt­e Bürgermeis­terin hat mit ihren Aussagen, unter anderem über von ihr gewünschte, künftige Bürgerbete­iligung, Vermeidung von Flächenver­brauch, Ansiedlung sozial und umweltvert­räglicher Gewerbebet­riebe, eine Wahlbeteil­igung von 53 Prozent erzielt und dadurch gewonnen.

Vielleicht ist das der Anfang für eine neue Haltung der in und für Trossingen gewählten Volksvertr­eter*innen, Bürgermeis­terin, Verwaltung und ihrem „Wahlvolk“.

Friederike Schlachter-Rudolph und Andreas Solleder, BI Schura

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