Wunderschön oder einfach nur lästig?
Ist das herrlich! Lange ist es her, dass wir in Tuttlingen so viel Schnee auf einmal hatten. 52 Zentimeter Schneehöhe zeigt der Meterstab im Garten an. Sind wir doch mal ehrlich: Nur so ist es ein richtiger Winter! Auch wenn das Schippen mühsam und das Autofahren beschwerlich ist – diese weiße Zauberwelt bietet vieles, was Menschen in schneearmen Regionen verwehrt bleibt.
Besonderes jetzt, wo der Corona-Winter ohnehin nicht viele Möglichkeiten für Aktivitäten bietet, ist der Schnee eine Entschädigung für so Manches. Allein schon für die vielen Kinder, die ohnehin auf ihren Alltag und auf ihre Freunde verzichten müssen. Sie haben Spaß daran, rauszugehen und können sich im Schnee austoben, anstatt sich vor lauter Januar-Tristesse drinnen hinter Konsolen und Handys zu verschanzen. In diesen Tagen muss man sich bewusst sein: Wir leben in einer wunderbaren Region mit einer herrlichen Landschaft. Die Loipen sind gespurt, viele Winterwanderwege begehbar. Überall gibt es Schlittenhänge und selbst Skilifte kann man stundenweise mieten. Nebenbei gesagt: All das sind Aktivitäten, bei denen sich auch Abstandsregeln gut einhalten lassen können.
Und noch eine positive Sache gibt es, die selbst dem lästigen Schneeschippen etwas Gutes abgewinnt: Endlich trifft man auf der Straße mal wieder alle Nachbarn, die man bereits seit Wochen nicht mehr gesehen hat!
Sabine Krauss
s.krauss@schwaebische.de
Es ist ja nicht so, dass ich den Schneemassen da draußen nichts abgewinnen kann. Vor allem, wenn das Weiß in der Sonne glitzert, sieht es schön aus.
Doch es ist eben nur so lange schön, bis man die Tür aufmacht und bis zu den Knien im Schnee steht – obwohl man schon drei Mal an diesem Tag geschippt hat. Und hat man sich einen Weg zum Parkplatz gebahnt, geht es weiter. Wer keine Garage oder Carport hat, darf sein Auto erst mal mühsam freischaufeln und – ist das endlich geschafft – hoffen, dass es anspringt. Was es übrigens nicht tut, wenn die Batterie leer ist. Weil nämlich die Kälte die Technik im Türschloss lahmlegt, man deswegen nicht abschließen kann ohne dass die Alarmanlage angeht, weswegen wiederum die Innebeleuchtung nicht ausgeht. Folge: Saft leer.
Läuft das Auto (das man hier auf dem Lande einfach braucht) dann endlich, hat man schon geraume, wertvolle Zeit investiert, nur um sich dann dem Vergnügen hinzugeben, auf rutschig-matschigen Straßen bergauf und bergab zu schlittern, immer mit der Befürchtung, dass es irgendwann nicht weitergeht. Nein, danke. Das sind mir Schneemann bauen und Schlitten fahren nicht wert. Wenn es nach mir ginge, würde direkt nach Silvester der Frühling beginnen – mit Vogelgezwitscher, angenehmen Temperaturen und freien Straßen.
„Entschädigung für vieles“
„Das ist es mir nicht wert.“
Anja Schuster
a.schuster@schwaebische.de