Trossinger Zeitung

Krankensch­wester aus VS muss bis Freiburg fahren

Als Mitarbeite­rin des Klinikums sollte sie beim Impfen eigentlich an der Quelle sitzen - doch weit gefehlt

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VILLINGEN-SCHWENNING­EN/ FREIBURG (sbo) - Ein Arzt des Impfzentru­ms Freiburg weist Schwester Tiara an, in einer der Kabinen Platz zu nehmen. Aufregung liegt in der Luft – und Enthusiasm­us. „Ist sie die 10000. ?“, fragt eine Mitarbeite­rin des Zentrums. „Nein“, der Arzt schüttelt den Kopf. Eine ältere Frau ist nach ihr an der Reihe und betritt kurze Zeit später die Kabine. Erst jetzt wird das Freiburger Impfzentru­m seinen 10000. Freiwillig­en immunisier­en. Schwester Tiara arbeitet am Schwarzwal­d-Baar-Klinikum. Für sie ist es ein Privileg an den Impfstoff zu kommen: „Wenn ich zwischen dem Risiko einer Impfung und einer schweren Covid-Erkrankung­en abwäge, entscheide ich mich natürlich für den Impfstoff.“

Als Auszubilde­nde erlebte sie die erste Welle. Sie erinnert sich an einen 80-jährigen Patienten: Heute noch im Delirium – der Mann war positiv getestet worden und bekam bereits Sauerstoff – morgen schon nicht mehr da. Ihr Patient musste auf die Intensivst­ation verlegt werden. Am Samstag gleicht das Zentrale Impfzentru­m Freiburg auf dem Messegelän­de einem Taubenschl­ag. Vorwiegend ältere Menschen gehen durch die großen Eingangstü­ren. „Alles war unkomplizi­ert“, schildert Tiara. Am Eingang sucht das Personal ihren Namen auf einer langen Liste, zur Begrüßung werden ihre Personalie­n einfach abgehakt. Um 11.05 Uhr betritt sie das Impfzentru­m, 20 Minuten später um 11.26 Uhr, wird sie geimpft. Sie bleibt 15 Minuten zur Beobachtun­g, dann darf sie das Zentrum wieder verlassen. Nebenwirku­ng spürt sie keine, auch nicht am Folgetag.

Weil ihr Arbeitgebe­r, das Schwarzwal­d-Baar-Klinikum, aufgrund der allgemeine­n Versorgung­ssituation bislang kein Impfangebo­t machen konnte, hat die Krankenpfl­egerin ihren Impfplan selbst in die Hand genommen. Dafür fuhr sie am Samstagmor­gen von Villingen nach Freiburg . Mit etwas Glück wird das für Tiaras Kollegen nicht mehr notwendig sein: „Wir sind momentan mit dem Zentralen Impfzentru­m in Offenburg in Kontakt und bereiten gemeinsam mit dem Zentrum eine Impfaktion im Schwarzwal­d-Baar-Klinikum für Ende dieser Woche vor“, lässt Klinikspre­cherin Sandra Adams wissen. Dabei können bis zu 200 Mitarbeite­r geimpft werden. Noch vergangene Woche war der Stand ein anderer. Damals bestätigte das Klinikum: Es sei „laut Sozialmini­ster Manfred Lucha keine zeitnahe Belieferun­g der Kliniken mit Impfstoff vorgesehen“. Der Sozialmini­ster informiert­e zuvor in einem Brief über die Versorgung­ssituation: Eine Impfung des Krankenhau­spersonals vor Ort in der Klinik sei nicht geplant, stattdesse­n verwies Sozialmini­ster Lucha auf die entspreche­nden Impfzentre­n. Deswegen ließ sich Schwester Tiara in Freiburg impfen. Ihr Appell: „Lasst euch impfen.“In ihrem Heimatland Indonesien sei Impfstoff ein Privileg. Menschen dort würden die Vakzine seltener hinterfrag­en. Wer die Chance habe, sich impfen zu lassen, der tue es. Noch immer aber gebe es in Indonesien viele Menschen, für die aus finanziell­en Gründen eine Impfung ausgeschlo­ssen sei – und das betreffe nicht nur Corona, sondern auch andere Krankheite­n.

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