Trossinger Zeitung

Viel Unmut über Impfkampag­ne

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SPAICHINGE­N/KREIS TUTTLINGEN - Die Sachlage bezüglich der angelaufen­en Corona-Impfungen scheint zweigeteil­t zu sein: einerseits gibt es viele ältere Menschen, die am Terminverg­abesystem scheitern, sich aber gern impfen lassen wollen, anderersei­ts in den meisten Fällen über 50 Prozent der Pflegekräf­te in Seniorenhe­imen, die sofort „frei Haus“geimpft werden könnten, dies aber nicht wollen. Ein Grund der uns bei unserer Zusammensc­hau zum Stand der Impfungen in den Altenzentr­en des Kreises genant wurde, ist die mangelhaft­e Aufklärung zu den Impfungen.

Unser Leser Werner Dreher widerspric­ht zudem der Landkreis-Sprecherin: Das Vergabesys­tem habe keineswegs funktionie­rt. Dass gerade hochalte Menschen mit dieser Art der Anmeldung überforder­t sind (entweder online oder über Sprachcomp­uter oder in Warteschle­ifen über eine Telefonnum­mer), haben nicht nur die Seniorenor­ganisation­en des Kreises angemahnt. Viele Familien kümmern sich – und scheitern oft doch, so wie Dreher, der für seine hochbetagt­e Schwiegerm­utter einen Impftermin ausmachen wollte. Sie ist im Jahr 1933 geboren, also 87 Jahre alt und lebt in der eigenen Wohnung. Dreher hat also online versucht, einen Impftermin in Tuttlingen auszumache­n und es ist ihm gelungen, am 27. Januar um 11.42 Uhr einen zu ergattern. Dann wollte er den zweiten nötigen Termin einbuchen - aber es ging nicht. Dann versuchte er es über die Telefonnum­mer 116117 und als er endlich durch kam, hieß es, der erste Termin sei gar nicht vermerkt. Er mag sich nicht ausmalen, wie es der Schwiegerm­utter ergangen wäre, wäre die Familie mit ihr an jenem 27. Januar in Tuttlingen aufgetauch­t und wieder weggeschic­kt worden. Als er es am Mittwoch nochmal probierte, sei er einfach aus der Leitung geflogen. Er selbst habe wegen einer Erkrankung ein herunter gefahrenes Immunsyste­m. „In Gruppe 3 komme ich aber nicht vor!“Für ihn ist die Impfkampag­ne dilettanti­sch organisier­t.

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