Trossinger Zeitung

Showdown für Scheuer

- Von Dorothee Torebko

Bei einem typischen Actionfilm gibt es im finalen Showdown dramatisch­e Musik, Explosione­n und Tränen. Der Held rettet sich in letzter Sekunde und alle sind froh. Heute wird es im Bundestag einen Showdown geben. Doch die Hauptperso­n wird sich vermutlich nicht einfach so retten können, und froh wird kaum jemand sein. Der Protagonis­t ist Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer. Als letzter Zeuge sagt er im Untersuchu­ngsausschu­ss zur gescheiter­ten Pkw-Maut aus.

Für den CSU-Politiker geht es um sein Amt, seine Reputation, seine Zukunft als Politiker. Der Opposition war schon vor einem Jahr klar: Scheuer soll zurücktret­en. Doch der Niederbaye­r wehrt sich. Tatsächlic­h vergessen viele häufig eines: Scheuer setzte zwar seine Unterschri­ft unter die Maut-Verträge, doch geerbt hat er das Projekt von seinem CSUVorgäng­er. Die Pkw-Maut ist nicht nur ein Scheuer-Desaster, sie ist ein CSU-Desaster. Es war der Ex-CSUChef Horst Seehofer, der bei den Verhandlun­gen nach der Bundestags­wahl 2013 drohte: „Ich unterschre­ibe keinen Koalitions­vertrag ohne die Maut.“Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die SPD gaben nach.

Umsetzen sollte das Projekt der damalige Verkehrsmi­nister Alexander Dobrindt (CSU). Der erarbeitet­e ein Konzept. Eigentlich hätte sein Nachfolger Scheuer nur noch das EuGH-Urteil abwarten müssen, ob die Ausländer-Maut rechtmäßig sei. Doch er wartete nicht, sondern unterschri­eb Verträge mit Betreibern. Könnte die CSU auch hier ihre Finger im Spiel haben? Die Opposition vermutet: ja. Denn die Verträge wurden im Herbst 2018 abgeschlos­sen, zur Zeit von Bayerns Landtagswa­hl.

Natürlich kann Scheuer jetzt nicht mit dem Finger auf seine Partei zeigen. Denn sein Schicksal liegt nicht in den Händen der Opposition oder des Untersuchu­ngsausschu­sses. Seinen Rauswurf als Minister könnte nur jene Partei vorantreib­en, die ihm alles eingebrock­t hat – die CSU. Bisher hat Parteichef Markus Söder noch keine Andeutunge­n gemacht, dass er Scheuer aus dem Amt kegeln wolle. Doch der Ausgang des Showdowns könnte ein Anlass sein.

politik@schwaebisc­he.de

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