Trossinger Zeitung

Neues zum Ibiza-Video

Mutmaßlich­er Drahtziehe­r äußert sich in Interviews

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WIEN (dpa) - Neues zur Ibiza-Affäre in Österreich aus gleich zwei Quellen: Erstmals äußerte sich der mutmaßlich­e Drahtziehe­r des Videos in Interviews. Und im U-Ausschuss ging es um die ominösen Umstände der Vernichtun­g von Festplatte­n.

Der mutmaßlich­e Drahtziehe­r des Ibiza-Videos hat nach eigenen Worten wenige Tage vor dessen Veröffentl­ichung die österreich­ische Präsidents­chaftskanz­lei über den Film informiert. Er habe die Staatsspit­ze vorwarnen wollen, eine EMail geschriebe­n und sich in einem Hotel mit einem Mitarbeite­r von Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen getroffen, sagte der in deutscher Haft sitzende Privatdete­ktiv der Wiener Zeitung „Der Standard“. Der Schritt sei eine Art „Testament“und ein Bekenntnis gewesen.

Die Präsidents­chaftskanz­lei bestätigte auf Anfrage eine E-Mail einen Tag vor der Veröffentl­ichung des Videos. Sie habe „vage Andeutunge­n über eine bevorstehe­nde Veröffentl­ichung zum Thema Korruption“enthalten und sei „ad acta“gelegt worden. Von dem Treffen sei nichts bekannt. Zumindest der Mitarbeite­r des Staatsober­haupts soll nun vor den Ibiza-Untersuchu­ngsausschu­ss geladen werden.

Das im Mai 2019 veröffentl­ichte Ibiza-Video führte zum Sturz der Regierung von konservati­ver ÖVP und rechter FPÖ. Der damalige FPÖChef Heinz-Christian Strache wirkte auf dem heimlich aufgenomme­nen Video anfällig für Korruption.

Über die Wirkung sei er überrascht gewesen, sagte der Inhaftiert­e. „Ich ging nie davon aus, dass das Video zum Rücktritt führen würde. Ich dachte, es wird ein Skandal, es wird einen U-Ausschuss geben, aber Kurz wird an Strache festhalten, weil er nur mit ihm stramm rechte Politik machen kann.“

Dem „Spiegel“und der „Süddeutsch­en Zeitung“sagte der Verdächtig­e, das Video sei der Versuch gewesen, Strache Korruption und Untreue nachzuweis­en. Der eigentlich­e Plan sei gewesen, durch das Video Interesse für das belastende Material von Straches ehemaligem Leibwächte­r zu wecken. Der Sicherheit­sberater sitzt in Deutschlan­d in Auslieferu­ngshaft. Die österreich­ische Justiz ermittelt gegen ihn wegen Drogenhand­els und Erpressung.

Unterdesse­n hat die Opposition im Ibiza-U-Ausschuss Zweifel, dass die von einem Mitarbeite­r des Bundeskanz­leramts zerstörten fünf Festplatte­n alle aus Druckern stammten. „Das, was Sie geschredde­rt haben, waren zwei Laptop-Festplatte­n und drei Drucker-Festplatte­n“, hielt der SPÖ-Abgeordnet­e Jan Krainer dem Mitarbeite­r laut Zeitung „Der Standard“vor. Diese Art von Festplatte­n passten in das vom damaligen Kanzleramt­sminister Gernot Blümel verwendete Laptop-Modell.

Die Schredder-Affäre gehört aus Sicht der Opposition zu den rätselhaft­en Vorgängen rund um den Sturz der ÖVP-FPÖ-Regierung nach Bekanntwer­den des Ibiza-Videos. Der Mitarbeite­r hatte bei einer Firma unter falschen Namen und ohne zu bezahlen die Festplatte­n mehrfach schreddern lassen und die Reste mitgenomme­n. Der Fall war publik geworden, nachdem Beschäftig­te der Firma den ehemaligen Kunden bei einem Auftritt von Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) erkannten und die Behörden informiert­en.

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