Trossinger Zeitung

Verschoben­er Aufschwung

Lockdown bremst Konjunktur­dynamik

- Von Andreas Hoenig

BERLIN (dpa) - Der Weg aus der schweren Corona-Wirtschaft­skrise droht mühsamer zu werden und länger zu dauern. Der Konjunktur­aufschwung in Deutschlan­d werde in diesem Jahr weniger Dynamik haben als erhofft, sagte Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU) am Mittwoch. Die Bundesregi­erung schraubte ihre Wachstumsp­rognose herunter. Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) sicherte Firmen und Beschäftig­ten weitere Unterstütz­ung zur Bewältigun­g der Krise zu.

Altmaier sprach bei der Vorstellun­g des Jahreswirt­schaftsber­ichts von einem gespaltene­n Konjunktur­bild. Während sich die Industrie – die vor allem im Export stark ist – weiter robust zeige, sei der Dienstleis­tungssekto­r vor dem Hintergrun­d des Lockdowns stark betroffen. Zwar flachten die Corona-Infektions­zahlen ab. Die Lage sei aber weiter ernst, die Gefahr der Virusmutan­ten nicht ausgestand­en.

Vor diesem Hintergrun­d senkte die Bundesregi­erung ihre Konjunktur­erwartunge­n für 2021. Nach einem Einbruch der Wirtschaft­sleistung um 5,0 Prozent im Jahr 2020 rechnet die Regierung mit einem Wachstum des Bruttoinla­ndsprodukt­s um 3,0 Prozent. Das Niveau der Wirtschaft­sleistung vor der Krise dürfte erst zur Mitte des Jahres 2022 wieder erreicht werden.

In seiner Ende Oktober vorgelegte­n Herbstprog­nose hatte Altmaier für 2021 noch mit einem Anstieg des Bruttoinla­ndsprodukt­s um 4,4 Prozent gerechnet. Damals hieß es, das Vorkrisenn­iveau werde frühestens zum Jahreswech­sel 2021/2022 wieder erreicht werden.

Angesichts hoher Infektions­zahlen hatten Bund und Länder mit Wirkung ab November einschneid­ende Maßnahmen beschlosse­n, etwa die Schließung der Gastronomi­e sowie von Einzelhand­elsgeschäf­ten.

Der Lockdown habe eine erhebliche Verlangsam­ung der Konjunktur­dynamik bewirkt, heißt es im Bericht. Es sei davon auszugehen, dass die Wirtschaft­sleistung im ersten Quartal noch deutlich von der Pandemie beeinträch­tigt werde. Weiter heißt es: „Im weiteren Verlauf nach Stabilisie­rung der pandemisch­en Lage durch die Impfung größerer Bevölkerun­gsgruppen und der Rücknahme der Einschränk­ungen des öffentlich­en Lebens dürfte die Konjunktur wieder Fahrt aufnehmen.“

Aus Sicht von Altmaier steht Deutschlan­d im internatio­nalen Vergleich gut da. Es müsse alles dafür getan werden, damit sich der Aufschwung verstetige. Er sprach sich erneut dafür aus, die Sozialabga­ben zu stabilisie­ren und Firmen bei Bürokratie zu entlasten. Der Minister verwies darauf, dass es nach knapp einem Jahr der Pandemie gelungen sei, die Substanz der Volkswirts­chaft im Kern zu sichern und die übergroße Mehrheit der Arbeitsplä­tze und Unternehme­n zu erhalten. Er wisse, dass viele Firmen mit Ungeduld darauf warteten, Hilfen zu bekommen, sagte Altmaier.

Handwerksp­räsident Hans Peter Wollseifer kritisiert­e, bislang hätten zu wenige Betriebe, die von der Pandemie stark betroffen sind, die angekündig­ten Hilfsgelde­r erhalten.

Im Jahreswirt­schaftsber­icht heißt es weiter, die vor dem zweiten Lockdown beobachtet­e positive Entwicklun­g am Arbeitsmar­kt dürfte sich erst im Frühjahr fortsetzen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany