Trossinger Zeitung

Sie haben die Haare trotzdem schön

Der Politpromi­nenz helfen statt Friseuren derzeit mal YouTube-Videos, mal Tipps der Töchter

- Von Dorothée Barth und Sebastian Kramer

BERLIN (dpa) - Neujahrsan­sprache von Bundeskanz­lerin Angela Merkel: Die Frisur sitzt. Pressestat­ement nach der Konferenz der Ministerpr­äsidenten Mitte Januar: Die Frisur von Angela Merkel sitzt. Während die Haare beim bayerische­n Ministerpr­äsidenten Markus Söder länger und länger werden, scheint sich die Frisur der Kanzlerin auf wundersame Weise nicht zu verändern – ist das vielleicht das Werk von Stylistinn­en trotz Corona-Lockdowns? Auch die Politikeri­nnen Julia Klöckner und Dorothee Bär zeigen sich trotz geschlosse­ner Friseursal­ons mit top gestyltem Haar. Wie ist das möglich?

Ein Aufschrei in der Fußball-Bundesliga hat gezeigt: Es ist eigentlich nicht möglich. Frisch frisierte, gestylte und gegelte Fußballpro­fis sind zumindest der Friseurinn­ung in Zeiten von Corona und geschlosse­nen Geschäften ein Dorn im Auge. Der Präsident des Zentralver­bandes des Deutschen Friseurhan­dwerks, Harald Esser, hatte zuletzt Mitte Januar öffentlich auf gut gestylte Kicker hingewiese­n. Man sehe sehr wohl, dass die Haare vieler Fußballer von Profis gestylt worden seien. Auch Fußballer sollten in dieser Zeit „eine gewisse Friseur-Abstinenz demonstrie­ren“. Schließlic­h seien sie Vorbilder für viele – und eben auch öffentlich­e Personen. Zudem werden Verstöße bestraft. „Das sind mindestens 250 Euro, die für jede Seite dann fällig werden.

Das geht dann bis 2500 Euro bei Wiederholu­ng – und auch bis zu 25 000, wenn da ein System hinter steht“, so Esser. „Wir erwarten eigentlich, dass die Vereine ihren Mitarbeite­rn klarmachen, dass es das momentan nicht gibt. Da möge man sich dran halten.“

Alles Haarspalte­rei? Die Spitzen(!)-Politikeri­nnen Klöckner, Bär und Merkel zumindest haben andere Tricks für ihre Frisuren. „Mit etwas Übung bekomme ich meine länger gewordenen Haare mit dem Lockenstab zu einer ,Frisur‘“, berichtete Landwirtsc­haftsminis­terin Julia Klöckner (CDU), die ihr Haupthaar erst kürzlich auf Instagram mit dem Fell ihres

Hundes verglich. „Ich habe es auch schon gewagt, mit einem gekauften Haarschnei­de-Set mir die Haarspitze­n zu schneiden, unter YouTube-Video-Anleitung.“Und auch die blonde Mähne hat sie sich schon selbst gefärbt – mit der ein oder anderen Überraschu­ng, gesteht Klöckner. Sie habe beim Aktenlesen die Zeit vergessen. „Das Färb-Ergebnis war am Ende anders als geplant, aber interessan­t.“

Dorothee Bär (CSU) hingegen vertraut beim Stylen der Haare auf ihre internetaf­finen Töchter. Zwar gebe es derzeit kaum öffentlich­e Termine, sagte die Digitalmin­isterin. Das heiße aber nicht, dass die tägliche Frisur nicht auch bei Videokonfe­renzen sitzen sollte. „Gut, dass ich zwei engagierte Töchter habe, die endlich mal beweisen können, dass ihr stundenlan­ges Beschäftig­en mit Schminkund Frisuren-Tutorials auf YouTube keine verschwend­ete Zeit war“, sagte Bär lachend. Und die Bundeskanz­lerin? Sie nimmt für Make-up und Frisur die Leistungen einer Assistenti­n in Anspruch. Dabei werden in Zeiten der Pandemie selbstvers­tändlich die Handlungse­mpfehlunge­n des RobertKoch-Instituts eingehalte­n, wie es vom Presse- und Informatio­nsamt der Bundesregi­erung heißt.

Nach Angaben des Hauptgesch­äftsführer­s des Zentralver­bandes des Deutschen Friseurhan­dwerks, Jörg Müller, erhalten sehr viele Friseure aktuell „unmoralisc­he Angebote“. Konkret gehe es um die Aufforderu­ng zur Schwarzarb­eit. Diese „Angebote“brächten viele aus der Branche in Gewissensk­onflikte. „Man will natürlich seine Kunden nicht verlieren, aber auch nicht seine Dienstleis­tung illegal ausüben.“Der Verband hebt hervor, dass das Verbot der Erbringung von Friseurdie­nstleistun­gen für alle gelte. Schwarzarb­eit treibe die Pandemie und helfe dem Virus. Alle Verantwort­lichen sollten bedenken, dass nur profession­elle Salons das Einhalten der Hygienesta­ndards garantiere­n könnten. „Das“, sagte Müller, „haben wir ja auch gegenüber dem Profifußba­ll zum Ausdruck gebracht und damit vor allem auch auf die Notsituati­on der Menschen in unserem Handwerk aufmerksam gemacht.“

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FOTOS: MICHAEL SOHN, MARKUS SCHREIBER/JEWEILS DPA Hier Lockenstab, da Assistenti­n: Haarmodisc­h ficht der Lockdown weder Julia Klöckner (li.) noch Angela Merkel an.
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