Meister der Künste und der Gärten
Der Kurator Roland Doschka wird 80 – Seine Picassound Chagall-Ausstellungen zogen die Massen an
Roland Doschka hat im Laufe der letzten vier Jahrzehnte über zwei Millionen Menschen mit der Kunst der klassischen Moderne in Berührung gebracht – auch Menschen, die zuvor keinen Zugang zur Kunst hatten. Bekannt wurde er vor allem mit seinen international beachteten Ausstellungen in Balingen mit Künstlern wie Picasso, Chagall, Miró und Klee. Er war es auch, der als erster eine Monet-Ausstellung auf deutschem Boden realisiert hat (mit über 200 000 Besuchern). Am Freitag wird der rührige Kurator 80 Jahre alt.
Roland Doschka ist von Hause aus kein Kunsthistoriker, sondern ein über Albert Camus promovierter Romanist, der 35 Jahre an der Universität Freiburg gelehrt hat. Der aus Rottenburg bei Tübingen stammende Doschka hat durch seine Studien in Aix-en-Provence seine Liebe zur französischen Kultur und die Kunst von Picasso und Chagall kennenund lieben gelernt. Durch persönliche Begegnungen mit den Künstlerfamilien und deren Umfeld sind enge Kontakte entstanden, die während seiner jahrzehntelangen Ausstellungstätigkeit hilfreich waren.
Ausstellungen hat er nicht nur in Balingen kuratiert. Auch im In- und Ausland war er tätig, so etwa bei der Eröffnung der Kunsthalle Emden oder als er für Reinhold Würth eine große Picasso-Ausstellung im Normannenpalast in Palermo organisierte. In Erinnerung ist bis heute seine Ausstellung „Metamorphosen des Menschen“im Jahr 2000 in Balingen, wo er mit 168 Werken von Picasso herausragende Leihgaben aus aller Welt versammelt hat.
Doschka hat in den letzten Jahrzehnten ein bedeutsames Netzwerk an Sammlern aufgebaut, darunter die Picasso-Muse Angela Rosengart aus Luzern. Gemeinsam mit Kulturamtsleiter Alexander Warmbrunn ist Doschka seit 2011 für die großen Sonderausstellungen im Kunstmuseum Lindau verantwortlich und hat damit rund 700 000 Besucherinnen und Besucher ins Museum gelockt. Nicht zuletzt wegen der populären Ausstellungen steuerten der Bund und der Freistaat Bayern einen Zuschuss in Höhe von 18 Millionen Euro für die Generalsanierung des Museums bei, das 2023 wiedereröffnet werden soll. Doschka hat zudem die Nachfolge von Sonja Gräfin Bernadotte übernommen, die als Präsidentin des europäischen Kulturforums Mainau tätig war.
Eine weitere große Liebe Doschkas gilt der Gartenkunst und der Gartengestaltung. So hat er gemeinsam mit seiner Frau Gabi seinen Privatgarten in Rottenburg bei Tübingen zu einem gärtnerischen Gesamtkunstwerk gestaltet. Der über sechs Hektar große Park besteht aus einem französischen und einem englischen Teil und gilt als einer der schönsten Privatgärten Europas. Auch hier sind die Einflüsse der französischen Maler deutlich spürbar.
Für seine Arbeit wurde Doschka mit dem europäischen Gartenschöpfungspreis ausgezeichnet – eine von vielen Ehrungen, darunter das Bundesverdienstkreuz, der Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg, der Verdienstorden der Republik Frankreich, die Ernennung zum Chevalier dans l’Ordre des Palmes Académiques des französischen Staates oder 2012 der goldene Bürgerring der Stadt Lindau.
Zum 70. Jubiläum der Nobelpreisträgertagung in Lindau, der Gartenschau auf der bayerischen Bodenseeinsel und zu seinem 80. Geburtstag hat er sich selbst und Lindau ein Geschenk gemacht. Er wird vom 1. Mai bis zum 31. Oktober 2021 im Kunstmuseum Lindau die Ausstellung „Marc Chagall – Paradiesische Gärten“präsentieren.
Auf dem Gartenschaugelände selbst wird er einen Chagall Garten anlegen, der das „chagalleske Blau“des Künstlers in Form von Lavendel, Katzenminze und Alium in die Gartenkunst überträgt. Hier schließt sich für Roland Doschka ein Kreis, denn bereits 1987 und 1998 hat er große Ausstellungen zu Marc Chagall (etwa zu seinem 100. Geburtstag) oder auch als Erster zur Originalkeramik von Chagall kuratiert.