Trossinger Zeitung

Gemeindera­t kann jetzt per Video tagen

Digitale Sitzungen sollen Ausnahme bleiben - Öffentlich­keit muss sichergest­ellt sein

- Von Larissa Schütz und Michael Hochheuser

TROSSINGEN - Der Trossinger Gemeindera­t will Sitzungen künftig wegen der Pandemie auch mittels Videokonfe­renzen abhalten. Dieses Format soll aber die absolute Ausnahme bleiben. Ausgearbei­tet werden muss noch, wie Öffentlich­keit und die Bürgerfrag­eviertelst­unde gewährleis­tet werden sollen. Eine Diskussion gab es über die Kosten für die vorgesehen­en, dafür notwendige­n Endgeräte.

Bislang sei es nicht möglich gewesen, Ratssitzun­gen digital abzuhalten, wenn wichtige Themen auf der Tagesordnu­ng stehen, erläuterte Hauptamtsl­eiter Ralf Sulzmann. Das hat sich nach einer Änderung der Gemeindeor­dnung durch den Landtag inzwischen geändert: Liegen schwerwieg­ende Gründe vor - etwa Naturkatas­trophen oder Seuchensch­utz -, können die Sitzungen auch per Videoschal­te stattfinde­n. „Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie ist es wichtig, dass kommunale Gremien dennoch handlungsf­ähig bleiben“, sagte der Hauptamtsl­eiter. Sowohl öffentlich­e als auch nicht-öffentlich­e Gemeindera­tssitzunge­n können per Videoschal­te abgehalten werden. „Lediglich geheime Wahlen sind in solchen Sitzungen nicht möglich.“Die Sitzungen sollen, so Sulzmann, dann über eine Leinwand in einem öffentlich­en Sitzungsra­um übertragen werden, wo die Trossinger zuschauen können.

Antje Spehn (FDP) wollte sogar noch einen Schritt weitergehe­n. „Wir sollten die Sitzungen für jeden Bürger via Internet zugänglich machen“, meinte sie. Aufgrund der aktuellen corona-bedingten Beschränku­ng der Zuschauer auf 15 sei es nämlich schwierig, alle Bürger mitzunehme­n. Susanne ReinhardtK­lotz (Offene Grüne Liste) mahnte an, sich das gut zu überlegen. „Das ist aufwendig und die Videokonfe­renzen

sollen ja eine Ausnahme bleiben“, sagte sie. Es sei eine ganz andere Art der Versammlun­g, wenn man sich nicht gegenübers­itzen würde.

Mehrere Räte betonten indes, dass die Sicherstel­lung der Öffentlich­keit auch schriftlic­h festgehalt­en werden müsse. Hilmar Fleischer (FDP) schlug vor, dies ebenfalls in der Hauptsatzu­ng zu verankern. Sulzmann sah hingegen die Geschäftso­rdnung als passendere­n Platz dafür, aufzunehme­n, dass die Video-Sitzungen zeitglich in einen öffentlich­en Raum übertragen werden.

Für Wolfgang Schoch (CDU) stellte sich die Frage, wie die Bürgerfrag­eviertelst­unde, in der Besucher ihre Anliegen vorbringen können, im Videoforma­t stattfinde­n solle und regte ein separates Regelwerk für alle Aspekte an, die die Videositzu­ngen mit sich bringen.

Auch Werner Dressler (Freie Wähler) sah die „Notwendigk­eit in Ausnahmefä­llen als gegeben“an. Der Gemeindera­t winkte das neue Format einstimmig durch.

Für die Nutzung des Videokonfe­renzsystem­s sollen Räten und Verwaltung­sspitze mobile Endgeräte zur Verfügung gestellt werden. Die Nutzung soll über Leihverträ­ge samt Nutzungsve­reinbarung geregelt werden. Beschafft werden sollen 25 Apple Ipads mit je 256 Gigabyte. Dafür würden 32 500 Euro fällig. Hinzu kämen weitere 10 000 Euro für die Ausstattun­g der Schuraer Ortschafts­räte.

Clemens Henn (CDU) schlug einen Eigenantei­l der Räte von einem Drittel der Anschaffun­gskosten vor. Susanne Reinhardt-Klotz (Grüne) zeigte sich skeptisch, weil die Gemeinderä­te ja teilweise bereits Tablets bei den Sitzungen dabei hätten. „Ich frage mich, ob es sinnvoll ist, zwei Geräte zu nutzen.“Bürgermeis­ter-Stellvertr­eter Gustav Betzler (Freie Wähler) sagte, dass jeder Rat angefragt werde und sagen könne, ob er ein Ipad nutzen wolle oder nicht. Bei der Umfrage unter den Ratsmitgli­edern soll ferner ermittelt werden, ob die Räte ein Gerät mit oder ohne SIM-Karte wollen, und wie sie zu der finanziell­en Beteiligun­g von einem Drittel der Kosten stehen. Der Rat beschloss die Anschaffun­g der Ipads einstimmig bei zwei Enthaltung­en.

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FOTO: OLIVER BERG In Trossingen könnte der Gemeindera­t künftig auch online tagen.

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