Reden ohne Schuldzuweisungen
Online-Seminar der KEB zum Thema gewaltfreie Kommunikation
TUTTLINGEN - „Konflikte lösen – und in Verbindung bleiben: Eine Einführung in die Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg“ist der Titel eines Online-Seminars, das an zwei Samstagen, 30. Januar und 6. Februar, stattfindet. Veranstalter ist die katholische Erwachsenenbildung. Was kann schieflaufen beim Kommunizieren? Wie macht man es besser? Redakteurin Ingeborg Wagner sprach darüber mit Melanie Lentes, die das Seminar zusammen mit ihrem Mann Jörn Lentes anbietet.
Frau Lentes – was sind so typische Fettnäpfchen, in die wir bei einer Unterhaltung treten können?
Da gibt es so einiges, wie Forderungen stellen, Schuldzuweisungen treffen, Vorwürfe machen und Drohungen anwenden. Je enger die Beziehung ist, desto schneller bringt es uns an den Punkt, an dem wir uns verletzt und angegriffen fühlen. Aus Hilfslosigkeit reagieren wir dann mit einem Vorwurf oder Angriff.
Wie können wir das umgehen?
Da gehört eine ganz gehörige Portion Bewusstsein dazu. Ich muss erst mal erkennen, dass ich das tue und mich hinterfragen, was los ist, warum ich so reagiere, was ich fühle, welche Bedürfnisse ich habe. Erst dann kann ich nach außen gehen und das mitteilen. Rosenberg hat vier Schritte benannt, um so zu kommunizieren, dass wir in Kontakt bleiben, Lösungen und Verbindungen finden.
Wie lauten die?
Zunächst erfolgt die Beobachtung. Was äußere ich? Was höre ich, was nehme ich wahr statt einer Bewertung oder eines Urteils. Im zweiten Schritt geht es darum, Gefühle zu äußern: Wie geht es mir damit? Im dritten Schritt teile ich meine Bedürfnisse mit. Was ist mir gerade wichtig? Was brauche ich? Und schließlich folgt die konkrete Bitte, welche Handlung ich vom anderen gerne hätte, welche Lösung ich mir vorstelle.
Ist das nicht die Crux an der Sache, dass der andere für eine Veränderung oder Lösung bereit sein muss? Jein. Wenn ich nach diesem Schema kommuniziere, heißt das natürlich nicht, dass der andere automatisch tut, was ich will. Es erhöht aber die Wahrscheinlichkeit, dass er nach einer Lösung sucht. Denn eine Wirkung hat das schon, wenn einer aus dem Vorwurfskarussell aussteigt, etwas anderes tut und nach Kooperation sucht. Wenn der andere dennoch blöd tut, kann ich bei mir sein oder auf die Zuhörerseite wechseln. Hinterfragen, was wünschst Du Dir denn, was ist bei Dir gerade so schwierig? Empathisch zuhören, sodass er sich angenommen und gesehen fühlt.
Um jahrelange Kommunikationsschienen aufzubrechen – reicht da ein solches Seminar?
Es ist ein erster Schritt. Das Seminar gibt einen Überblick über die Gewaltfreie Kommunikation. Das Themenfeld ist viel größer und tiefer. Aber so bekommt man einen Eindruck davon und vor allem darüber, was man damit tun kann.
Wie kann man das vertiefen?
Mittlerweile gibt es viele Trainer für Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg, aber die Seminare werden momentan natürlich durch Corona gebremst. Wir sind gerade dran, einen Online-Jahreskurs zu entwerfen. Die Termine findet man auf unserer Homepage.