Geschönte Zahlen
Pipeline schafft Alternative
Zu „Neuer Ärger in der Pipeline“(20.1.): Nachdem man uns jahrzehntelang gedrängt hatte, von Kohle beziehungsweise Heizöl auf Gasheizung umzustellen, in manchen Bundesländern (Rheinland-Pfalz) sogar durch Bauvorschriften, haben unsere Umweltschützer nun entdeckt, dass Gas eine fossile, also „schmutzige“Energie ist. Bei der Elektromobilität, wo beim Abbau der Seltenen Erden in Südamerika ganze Landstriche praktisch unbewohnbar gemacht werden, ist man nicht so pingelig. Im Gegensatz zur Mobilität (Elektro, Gas, Wasserstoff) gibt es bei der Heizenergie-Versorgung zum Gas als Brückentechnologie auch mittelfristig keine wirtschaftliche Alternative. Die Bundesregierung sollte sich daher für eine Versorgung der Gasheizungen zu angemessenen Preisen in der Pflicht sehen. Wie die Pipeline-Gegner ganz richtig bemerken, birgt die Abhängigkeit von nur einem Anbieter immer Risiken. Im Rückblick auf die Ära Trump gilt dies aber ebenso für die Abnahme von schmutzigem Fracking-Gas aus den USA. Die Fertigstellung der Pipeline schafft dagegen eine weitere Alternative (Norwegen, Niederlande, USA, Russland). Unter mehreren Lieferanten entscheidet der Preis.
Klaus Unger, Lindau
Leben wieder lebenswerter machen Zu „Kontroverse um Sterbehilfe in kirchlichen Einrichtungen“(13.1.): Wenn sich ein Mensch in höchster Not befindet, die für ihn ausweglos erscheint, gebietet es uns die Mitmenschlichkeit, ihm zu helfen, seine Schmerzen zu lindern, ihm beizustehen und seine Lebenssituation zu verbessern. Zum Beispiel könnte es darum gehen, seine seelischen Nöte zu verstehen, vielleicht fühlt er sich einsam, hilflos und wertlos und meint, er sei eine Last für seine Mitmenschen. Gerade in der ersten und letzten Lebensphase ist der Mensch in hohem Maße auf Beistand und mitmenschliche Hilfe angewiesen.
Anstatt Leben aktiv und geschäftsmäßig auszulöschen, sollten wir Möglichkeiten finden, das Leben wieder lebenswerter zu machen. Medizinisch sind wir heute zum Glück so weit, dass Schmerzen sehr gut therapiert werden können. Wenn der lebensmüde Patient Ermutigung erfährt, wenn für ihn Freundschaften wieder möglich werden, er sich in Gesprächen als Mensch angenommen sieht, sich vielleicht an seinen Kindern und Enkelkindern erfreuen kann oder an geselligen Anlässen teilhaben kann, dann wird das Leben bis in das hohe Alter wieder lebenswert und erfüllt sein. Palliativmediziner
haben sogar die Erfahrung gemacht, dass gerade solche Situationen zu vertiefteren Reifungsprozessen in der Persönlichkeit führen. Susanne Klaus, Emmingen
Geld sinnvoller nutzen
Zum Interview „15 Millionen sind eine ansehnliche Summe“mit Thomas Krüger (18.1.):
Ist es sinnvoll, ein Schrottflugzeug, das schon 43 Jahre auf dem Abstellplatz vermodert, für 15 Millionen Euro zu restaurieren? Die Nützlichkeit dieses kostenintensiven Vorhabens ist mehr als fraglich und zweifelhaft. Wie die aktuelle Situation zeigt, wären diese Millionen sinnvoller verwendet, wenn sie für die Modernisierung unserer maroden Schulen und unseres Bildungssystems genutzt würden.
Alois Kley, Achstetten
Zur Meldung „61 Prozent Umsatzeinbruch in der Reisebranche“(22.1.): Ich glaube, alle Reisebüros und die meisten Veranstalter in der Bundesrepublik wären froh, nur 61 Prozent Umsatzeinbruch seit Beginn der Corona-Pandemie zu verzeichnen. Vielmehr müssen oft 95 Prozent und mehr seit nunmehr zehn Monaten verkraftet werden. Die Reisebranche ist bekanntlich die mit am stärksten betroffene Branche und hat seit März 2020 kontinuierlich mit Lockdown oder täglich wechselnden Reisewarnungen zu kämpfen. „Überbrückungshilfen“, ähnlich wie in der Gastronomie und im Einzelhandel, werden zwar zugesagt, jedoch nur schleppend ausbezahlt. Mindestens 40 Prozent der circa 12 000 Reisebüros in Deutschland werden diese Pandemie nicht überleben. Die Menschen sind verunsichert und wissen nicht, was morgen ist, eine Urlaubsreise ist gewollt, nur derzeit eben nicht möglich. Nun gibt es aufgrund der begonnenen Impfungen zwar Licht am Horizont, wir erwarten einen Urlaubsbeginn ab etwa Mai/Juni 2021. Warum unsere Zahlen jedoch so „geschönt“werden, bleibt mir ein Rätsel.
Anton Maichle,
Biberach
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