Für einige einfach „nicht bezahlbar“
Einkommensschwache Haushalte haben Probleme mit der Maskenpflicht
VS-SCHWENNINGEN (sbo) - Ohne OP- oder FFP2-Maske geht seit der vergangenen Woche im öffentlichen Nahverkehr oder im Supermarkt nichts mehr. Dadurch steigt die Nachfrage insbesondere nach FFP2Masken – doch die sind teuer. Das kann sich nicht jeder ohne Weiteres leisten.
Insgesamt 50 Millionen FFP2Masken will die Bundesregierung an Hartz-IV-Empfänger verteilen. Denn, erklärte Sozialminister Hubertus Heil, die Versorgung mit persönlichen Schutzmitteln wie Masken dürfe keine Frage des Geldbeutels sein. Tatsächlich sei die Vorgabe, dass etwa beim Einkaufen sowie in Bus und Bahn nur noch OP- oder FFP2-Masken zugelassen sind, für einkommensschwache Haushalte eine Herausforderung, wie Silke Rothbauer vom Förderverein „Mach mit“, der unter anderem den Schwenninger Tafelladen betreibt, bestätigt. Gerade der Preis der FFP2-Masken „stellt unsere Kunden natürlich vor Probleme. Selbst können sie sich das nicht leisten.“
Deshalb bekommt aktuell jeder Einkäufer eine FFP2-Maske gestellt. Immerhin gilt die medizinische Maskenpflicht auch im Schwenninger Tafelladen. „Die kann man dann natürlich auch zum Einkaufen in anderen Läden oder für Bus und Bahn benutzen.“Möglich sei dies aber nur durch Spenden, auf die man in diesem Zusammenhang angewiesen sei, wie Rothbauer betont. So fänden aktuell auch einige FFP2-Masken ihren Weg in die Tafelläden und von dort aus kostenlos zu deren Kunden. Doch natürlich sei der Vorrat, den man aktuell noch habe, begrenzt und gehe langsam aber sicher zur Neige. „Deshalb hoffen wir, dass da noch weitere Spenden kommen“, meint Rothbauer.
Allzu viele Rückmeldungen von Familien, deren Kinder die Hilfe der ProKids-Stiftung in Anspruch nehmen, hat deren Stiftungsratsvorsitzender Joachim Spitz noch nicht. Das komme aber vor allem daher, dass der Kontakt zu den Familien derzeit durch Corona und die in Verbindung mit der Pandemie ausfallenden Angebote der Stiftung stark eingeschränkt sei – und nicht etwa daher, dass die verschärfte Maskenpflicht für die Familien der bedürftigen Kinder und Jugendlichen, welche die ProKids-Stiftung unterstützt, keine Herausforderung sei. Denn die Preise, die man für qualitativ hochwertige medizinische Masken zahlen muss, seien für diese Familien „nicht bezahlbar“, weiß Spitz.
Ohne entsprechende Hilfe bleibe einkommensschwächeren Menschen dann nur übrig, billigere Masken zu kaufen. „Aber die haben dann eine schlechte Filterleistung oder so einen großen Atemwiderstand, dass man kaum noch Luft und dann Kopfweh bekommt“, meint Spitz. „Da wären einige Kinder nur aufgrund der finanziellen Situation ihrer Familie benachteiligt – und das soll ja nicht sein. Die sollen nicht nur aus sozialen Gründen etwas Schlechteres bekommen.“
Deshalb plant Spitz bereits eine Initiative, durch die auch Kinder aus einkommensschwachen Familien an qualitativ hochwertige medizinische Masken kommen sollen. Sorgen macht Spitz vor allem der Blick in die Zukunft. Zwar hat sich der geplante Schulstart in Baden-Württemberg erst jüngst wieder verschoben, trotzdem sieht der Stiftungsratsvorsitzende bereits jetzt voraus, dass es noch einmal „richtig interessant“werden wird, wenn die OP- oder FFP2-Maskenpflicht auch in Schulbussen gilt. Denn dann dürfte die Nachfrage bei der ProKids-Stiftung schlagartig steigen. Bei Apotheken sind vor allem FFP2-Masken sehr gefragt
Derweil zeigen die Verkaufszahlen der örtlichen Apotheken, dass die seit Montag geltende, verschärfte Maskenpflicht die Nachfrage nach OP- und insbesondere nach FFP2Masken bereits im Vorfeld hatte steigen lassen. Von einem riesigen Ansturm könne aber kaum die Rede sein, ist man sich einig. „Man rennt uns nicht die Bude ein“, schildert Maximilian Seiler von der Schwanen-Apotheke seinen Eindruck. Viel geballter sei die Nachfrage im Dezember gewesen, als erstmals die Möglichkeit bestand, sich mit einem Berechtigungsschein kostenlose FFP2-Masken abzuholen. Dass dieses Angebot nach wie vor genutzt wird, berichtet Martina Schmieder von der Apotheke im Culinara.
„Aber gerade in letzter Zeit kommen auch immer mehr junge Menschen oder Leute, die oft mit der Bahn unterwegs sind, vorbei und kaufen Masken.“Diese Nachfragesteigerung bringt die Apothekerin durchaus in Verbindung mit der neuen Verordnung. Man habe gemerkt, dass die Nachfrage nach FFP2- und OP-Masken „angezogen hat“seit eine entsprechende Pflicht erstmals diskutiert wurde. „Und auch seit die FFP2-Masken in Pflegeheimen Pflicht sind.“Der große Ansturm blieb aber auch in der Apotheke im Culinara aus – ein Umstand, der sicherlich auch damit zusammenhänge, dass viele Supermärkte mittlerweile auch solche Masken anbieten, merkt Schmieder an.