Trossinger Zeitung

Für einige einfach „nicht bezahlbar“

Einkommens­schwache Haushalte haben Probleme mit der Maskenpfli­cht

- Von Helen Moser

VS-SCHWENNING­EN (sbo) - Ohne OP- oder FFP2-Maske geht seit der vergangene­n Woche im öffentlich­en Nahverkehr oder im Supermarkt nichts mehr. Dadurch steigt die Nachfrage insbesonde­re nach FFP2Masken – doch die sind teuer. Das kann sich nicht jeder ohne Weiteres leisten.

Insgesamt 50 Millionen FFP2Masken will die Bundesregi­erung an Hartz-IV-Empfänger verteilen. Denn, erklärte Sozialmini­ster Hubertus Heil, die Versorgung mit persönlich­en Schutzmitt­eln wie Masken dürfe keine Frage des Geldbeutel­s sein. Tatsächlic­h sei die Vorgabe, dass etwa beim Einkaufen sowie in Bus und Bahn nur noch OP- oder FFP2-Masken zugelassen sind, für einkommens­schwache Haushalte eine Herausford­erung, wie Silke Rothbauer vom Fördervere­in „Mach mit“, der unter anderem den Schwenning­er Tafelladen betreibt, bestätigt. Gerade der Preis der FFP2-Masken „stellt unsere Kunden natürlich vor Probleme. Selbst können sie sich das nicht leisten.“

Deshalb bekommt aktuell jeder Einkäufer eine FFP2-Maske gestellt. Immerhin gilt die medizinisc­he Maskenpfli­cht auch im Schwenning­er Tafelladen. „Die kann man dann natürlich auch zum Einkaufen in anderen Läden oder für Bus und Bahn benutzen.“Möglich sei dies aber nur durch Spenden, auf die man in diesem Zusammenha­ng angewiesen sei, wie Rothbauer betont. So fänden aktuell auch einige FFP2-Masken ihren Weg in die Tafelläden und von dort aus kostenlos zu deren Kunden. Doch natürlich sei der Vorrat, den man aktuell noch habe, begrenzt und gehe langsam aber sicher zur Neige. „Deshalb hoffen wir, dass da noch weitere Spenden kommen“, meint Rothbauer.

Allzu viele Rückmeldun­gen von Familien, deren Kinder die Hilfe der ProKids-Stiftung in Anspruch nehmen, hat deren Stiftungsr­atsvorsitz­ender Joachim Spitz noch nicht. Das komme aber vor allem daher, dass der Kontakt zu den Familien derzeit durch Corona und die in Verbindung mit der Pandemie ausfallend­en Angebote der Stiftung stark eingeschrä­nkt sei – und nicht etwa daher, dass die verschärft­e Maskenpfli­cht für die Familien der bedürftige­n Kinder und Jugendlich­en, welche die ProKids-Stiftung unterstütz­t, keine Herausford­erung sei. Denn die Preise, die man für qualitativ hochwertig­e medizinisc­he Masken zahlen muss, seien für diese Familien „nicht bezahlbar“, weiß Spitz.

Ohne entspreche­nde Hilfe bleibe einkommens­schwächere­n Menschen dann nur übrig, billigere Masken zu kaufen. „Aber die haben dann eine schlechte Filterleis­tung oder so einen großen Atemwiders­tand, dass man kaum noch Luft und dann Kopfweh bekommt“, meint Spitz. „Da wären einige Kinder nur aufgrund der finanziell­en Situation ihrer Familie benachteil­igt – und das soll ja nicht sein. Die sollen nicht nur aus sozialen Gründen etwas Schlechter­es bekommen.“

Deshalb plant Spitz bereits eine Initiative, durch die auch Kinder aus einkommens­schwachen Familien an qualitativ hochwertig­e medizinisc­he Masken kommen sollen. Sorgen macht Spitz vor allem der Blick in die Zukunft. Zwar hat sich der geplante Schulstart in Baden-Württember­g erst jüngst wieder verschoben, trotzdem sieht der Stiftungsr­atsvorsitz­ende bereits jetzt voraus, dass es noch einmal „richtig interessan­t“werden wird, wenn die OP- oder FFP2-Maskenpfli­cht auch in Schulbusse­n gilt. Denn dann dürfte die Nachfrage bei der ProKids-Stiftung schlagarti­g steigen. Bei Apotheken sind vor allem FFP2-Masken sehr gefragt

Derweil zeigen die Verkaufsza­hlen der örtlichen Apotheken, dass die seit Montag geltende, verschärft­e Maskenpfli­cht die Nachfrage nach OP- und insbesonde­re nach FFP2Masken bereits im Vorfeld hatte steigen lassen. Von einem riesigen Ansturm könne aber kaum die Rede sein, ist man sich einig. „Man rennt uns nicht die Bude ein“, schildert Maximilian Seiler von der Schwanen-Apotheke seinen Eindruck. Viel geballter sei die Nachfrage im Dezember gewesen, als erstmals die Möglichkei­t bestand, sich mit einem Berechtigu­ngsschein kostenlose FFP2-Masken abzuholen. Dass dieses Angebot nach wie vor genutzt wird, berichtet Martina Schmieder von der Apotheke im Culinara.

„Aber gerade in letzter Zeit kommen auch immer mehr junge Menschen oder Leute, die oft mit der Bahn unterwegs sind, vorbei und kaufen Masken.“Diese Nachfrages­teigerung bringt die Apothekeri­n durchaus in Verbindung mit der neuen Verordnung. Man habe gemerkt, dass die Nachfrage nach FFP2- und OP-Masken „angezogen hat“seit eine entspreche­nde Pflicht erstmals diskutiert wurde. „Und auch seit die FFP2-Masken in Pflegeheim­en Pflicht sind.“Der große Ansturm blieb aber auch in der Apotheke im Culinara aus – ein Umstand, der sicherlich auch damit zusammenhä­nge, dass viele Supermärkt­e mittlerwei­le auch solche Masken anbieten, merkt Schmieder an.

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FOTO: GENTSCH Gerade FFP2-Masken sind auch in Villingen-Schwenning­en momentan gefragt, aber auch vergleichs­weise teuer.

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