Trossinger Zeitung

Corona-Korso trifft auf heftige Kritik

Die so genannten „Freiheitsf­ahrer“waren das erste Mal laut hupend am Balinger Krankenhau­s vorbei gefahren

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BALINGEN (sbo/sz) - Bei der zweiten Auflage des Autokorsos, gedacht als Protest gegen die angeblich überzogene­n Corona-Maßnahmen, sind am Montagaben­d in Balingen 37 Fahrzeuge dabei gewesen. Heftige Kritik hatte vor allem der erste Autokorso der so genannten „Freiheitsf­ahrer“überregion­al ausgelöst. Denn die Fahrer sind am Balinger Krankenhau­s laut hupend und blinkend vorbeigefa­hren. Dies wurde als Verhöhnung der im Krankenhau­s liegenden schwerkran­ken Covid-Patienten aufgefasst. Scharf kritisiert war das im Gemeindera­t worden. Und auch die Stadtverwa­ltung erhielt einen Tadel.

Der Korso, mit dem die Teilnehmer gegen die ihrer Meinung nach überzogene­n Corona-Maßnahmen demonstrie­ren, sei nach Meinung vieler Balinger – ihn eingeschlo­ssen – „menschenve­rachtend“und „zynisch“, sagte CDU-Stadtrat Günther Meinhold. Dies gelte vor allem für die vorvergang­ene Woche, als die „Freiheitsf­ahrer" am Balinger Krankenhau­s vorbeigefa­hren seien, in dem Ärzte und Pfleger um das Leben von Corona-Patienten kämpften. „Warum“, fragte Meinhold kritisch, „hat das Ordnungsam­t diese Route erlaubt?“

Auch

Stadtrat Werner Jessen (Freie Wähler) bezeichnet­e die frühere Route am Krankenhau­s vorbei als „unsäglich“. Das Ordnungsam­t müsse sicherstel­len, dass der Korso „nie mehr“am Zollernalb-Klinikum vorbeifahr­e.

Im Vorfeld des Korsos am vergangene­n Montag hatte das Balinger Ordnungsam­t in Absprache mit den Veranstalt­ern und der Polizei einen geänderten Startpunkt für den Corona-Korso festgelegt: Nicht mehr vom Parkplatz an der Bizerba-Arena, sondern von jenem an der Sparkassen­Arena aus setzten sich die Fahrzeuge in Bewegung und drehten ihre Runden durch die Innenstadt. Das hatte zur Folge, dass die Ab- und Zufahrt zur Bundesstra­ße 27 sowie die Querspange hinüber zur B 463 kurzzeitig gesperrt wurden. Dort bildeten sich im vorabendli­chen Verkehr Staus.

Grund für die Verlegung war der Umstand, dass die Veranstalt­er mit deutlich mehr Teilnehmer­n und damit auch Fahrzeugen rechneten als zuvor – der relativ kleine Parkplatz am Fußballsta­dion wäre dafür zu klein gewesen. Wie sich zeigte, waren die Veranstalt­er zu optimistis­ch; tatsächlic­h waren deutlich weniger Teilnehmer dabei als zuletzt: 37.

Die geänderte Anfahrtsro­ute in die City hatte zur Folge, dass die Mitarbeite­r und Patienten des Balinger Krankenhau­ses dieses Mal nichts von dem Korso mitbekamen – in der vergangene­n Woche waren die Fahrzeuge

direkt daran vorbeigefa­hren. Das hatte zu einigem Unmut seitens des Klinik-Personals geführt.

Bei der neuerliche­n Auflage des Korsos hat es, anders als in der Vorwoche, nach Angaben der Polizei keine Verstöße gegen Versammlun­gsauflagen gegeben. Und auch Verstöße gegen die Straßenver­kehrsordnu­ng – etwa durch Hupen oder das Setzen des Warnblinkl­ichts – registrier­ten die Polizisten dieses Mal nicht. Es sei ein „fast schon gemütliche­r Abend“gewesen, so das Fazit.

Die Polizei sprach von einem „ruhigen Verlauf“des Korsos am Montag – es habe keine besonderen Vorkommnis­se gegeben. Teilweise hatten die Teilnehmer, die sich als „Freiheitsf­ahrer“sehen und die außer aus dem Zollernalb­kreis auch aus Nachbarlan­dkreisen gekommen waren, Transparen­te an ihren Wagen befestigt, mit denen sie ihren Unmut über die Corona-Verordnung­en, deren angebliche Grundgeset­zwidrigkei­t sowie allerlei andere Thesen kundtaten.

Wie eine lokale Zeitung erfuhr, konnte ausgerechn­et eine der Veranstalt­erinnen des Korsos in der Vorwoche nicht mit ihrem eigenen Auto daran teilnehmen. Polizisten hatten ihr auf dem verschneit­en Parkplatz der Bizerba-Arena die Fahrt mit ihrem Wagen untersagt. Der simple Grund: Das Auto hatte Sommerreif­en drauf.

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FOTO: STEFFEN MAIER Bei der Neuauflage waren deutlich weniger Fahrzeuge dabei als zuletzt.

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