Im Werkstattbus findet jetzt schon Pädagogik statt
In den Umbau des alten Partybusses stecken das Stadtjugendreferat und zahlreiche Jugendliche viel Arbeit
TROSSINGEN - Der Werkstattbus, der künftig auf der Erlebniswiese stehen soll, nimmt langsam Form an. Im Sommer soll er fertig sein, wobei ein schneller Abschluss der Arbeiten gar nicht unbedingt geplant ist. Der Bus erfüllt nämlich schon jetzt eine wichtige pädagogische Funktion.
Den ehemaligen Nendinger Partybus hat die Stadt im vergangenen Jahr erworben. „Für rund 400 Euro haben wir ihn praktisch geschenkt bekommen“, sagt Marc Molsner, Leiter des Stadtjugendreferats. Dass eine Menge Arbeit für die Stadtjugendreferenten und die Jugendlichen anfallen würde, bis der Bus zur Fahrradwerkstatt umgebaut sein wird, war ihm klar. „Wir wussten, was auf uns zukommt“, meint Molsner.
Während das Projekt finanziell mit rund 7000 Euro vom Landessozialministerium und dem Landesjugendring über das Förderprogramm Vielfalt in Partizipation (VIP)“unterstützt wird, müssen die Trossinger für den Umbau selbst Hand anlegen. An mehreren Tagen in der Woche werkelt Molsner mit den Jugendlichen unter Einhaltung der CoronaRegeln im Bus. Tatsächlich spiele ihm die Pandemie in Sachen Werkstattbus sogar in die Karten: „Bei normalem Betrieb hätte ich gar nicht soviel Zeit, um mich dem Umbau zu widmen. Aber jetzt fällt zum Beispiel der 8er-Rat aus, der sonst viel Zeit in Anspruch nehmen würde“, stellt er fest.
Über zu wenig Hilfe kann er sich nicht beklagen. „Im Gegenteil, es wollen eigentlich immer mehr Jugendliche mitmachen, als wegen Corona möglich ist“, erzählt Molsner. „Wir müssen dann schauen, dass wir sie auf verschiedene Tage aufteilen.“
Denn der Bus erfüllt, sagt er, bereits jetzt mehrere Funktionen. „Bei der Arbeit daran findet Pädagogik statt.“Jüngst hatte er beispielsweise mit einem Jugendlichen am Bus gearbeitet, der Schwierigkeiten hatte, Termine einzuhalten - am Ende sei er dann regelmäßig pünktlich am Bus aufgetaucht, berichtet Molsner. „Man könnte fast sagen, die Zeit, die wir im Bus verbringen, ist wichtiger als das Resultat.“Wobei er überzeugt ist, dass die Fahrradwerkstatt, sobald sie fertig ist, gut angenommen wird.
Der Bus soll später aus zwei Teilen bestehen: Der Werkstatt im hinteren Bereich und einer komplett abgetrennten Lounge mit Sofa und Kühlschrank im vorderen Teil. Schlüssel zu dieser Lounge sollen einige wenige Jugendliche erhalten, die damit beweisen können, dass sie Verantwortung tragen und auch die Hausordnung einhalten können.
Bis es soweit ist, steht allerdings noch einiges an Arbeit an. Der Bus wurde bereits entrümpelt, der Teppich geputzt. „Die Farbe war kaum erkennbar“, erinnern sich Eric Prach, Alojz Varady und Sebastian Schüler, der derzeit im Rahmen seines Studiums ein Praktikum beim Stadtjugendreferat macht. Und auch der Geruch im ehemaligen Partybus sei am Anfang nicht gerade angenehm gewesen. Größter Brocken war bisher die Decke des Busses, die komplett erneuert werden musste, berichtet Marc Molsner. Über einen Zeitraum von fünf Wochen hat er stundenweise gemeinsam mit Jugendlichen rund 400 Meter Holzbretter verbaut.
Fertig sein soll der Bus im Sommer. Molsner plant bis dahin noch ein Graffiti-Projekt: Die gesamte Außenfläche des Busses soll verschönert werden. „Ich hoffe dabei auf ein Treffen von Alt und Jung“, sagt der Leiter des Stadtjugendreferats, der für die Aktion neben Jugendlichen auch ehemalige Graffiti-Künstler mobilisieren will, die er von früher kennt. „Derzeit sind wir noch auf der Suche nach Fördermitteln“, sagt er und schätzt die Kosten auf rund 2000 Euro.