Kein Geld für die Hagelabwehr
Im Gegensatz zum Nachbarlandkreis gibt es vom Landkreis Tuttlingen keine Finanzhilfe für den Verein
TROSSINGEN/LANDKREIS TUTTLINGEN - Mit seiner Anfrage nach finanzieller Unterstützung ist der Verein zur Hagelabwehr in den Landkreisen Schwarzwald-Baar und Tuttlingen bei den hiesigen Kreisräten abgeblitzt. Im Ausschuss für Technik und Umwelt wurde mit 10:3-Stimmen entschieden, die Finanzhilfe nicht zur Entscheidung an den Kreistag zu empfehlen.
„Es gibt keine Notwendigkeit, dafür Geld auszugeben“, sagte Susanne Reinhardt-Klotz (OGL). Auch Klaus Schellenberg (CDU) erklärte, dass man den Antrag des Vereins ablehnen müsse, „weil keine neue Erkenntnisse
zur Wirksamkeit“des Hagelfliegers vorliegen. Die Sorgen und Ängste, die mit einem Hagelunwetter verbunden sind, könne er aber nachvollziehen.
Ein solches Naturereignis hatte im Sommer 2006 in Trossingen und Villingen-Schwenningen für große Schäden gesorgt. Aus den Überlegungen, durch den Einsatz eines Hagelfliegers gegen Hagelunwetter gerüstet zu sein, gründete sich der Verein zur Hagelabwehr in den Landkreisen Schwarzwald-Baar und Tuttlingen. Zu den 3000 Mitgliedern zählen neben Trossingen auch Spaichingen, Aldingen und RietheimWeilheim.
Der Landkreis Tuttlingen selbst hat – nach einer Expertenanhörung im Januar 2010 – auf eine Mitgliedschaft verzichtet. Ein gewichtiges Gegenargument war damals die Haltung der großen Schadensversicherer. Sie hatten – so steht es in der Vorlage des Ausschusses – „keine Belege für die Wirksamkeit eines Hagelfliegers“gesehen und eine finanzielle Unterstützung abgelehnt. An dieser Haltung, so berichtet die Kreisverwaltung, habe sich auch nichts geändert.
Für den Verein hat dies Folgen. Wie der Vorsitzende Heinz Messner in einem Brief an Landrat Stefan Bär schreibt, würde die bei 3000 Mitgliedern stagnierende Zahl – trotz eines 2018 um zehn Prozent angehobenen Beitrags – nicht reichen, die Arbeit finanziell ausreichend abzusichern. „Ohne Spenden von diversen Unternehmen hätten wir schon die beiden vergangenen Jahre ein Minus erwirtschaftet oder einen Einsatz-Monat streichen müssen“, erklärt Messner.
Zwischen acht und 18 Mal waren die Hagelflieger von 2010 bis 2020 im Jahr im Einsatz, um die Schäden eines Unwetters in Grenzen zu halten. Bei ihren Flügen wird Silberjodid an fünf Monaten im Jahr in die Gewitterwolken gebracht. Weil das Salz – eine Verbindung von Silber und Jod – eine ähnliche Struktur hat wie Eis, bindet es ebenfalls Wassertropfen. Diese verteilen sich auf mehrere und damit weniger große Hagelkörner. Zudem soll die Wolke durch die „Impfung“ mit Silberjodid dazu gebracht werden, früher abzuregnen. So könnten in der Theorie die Schäden durch weniger große Hagelkörner an der Erdoberfläche geringer gehalten werden.
Messner hatte gehofft, nachdem sich der Schwarzwald-Baar-Kreis mit 10 000 Euro jährlich beteiligt, eine ähnliche Unterstützung auch von der Tuttlinger Verwaltung bekommen zu können. Schließlich würden sich die Betriebskosten für das Flugzeug – für dessen Einsatz der Verein an 50 Bereitschaftstagen parat steht – auf 25 000 Euro monatlich beziffern. Eine Unterstützung hat der Tuttlinger Kreistag nun abgelehnt, weil die Fakten zur Wirksamkeit nicht überzeugen konnten.