Trossinger Zeitung

Kein Geld für die Hagelabweh­r

Im Gegensatz zum Nachbarlan­dkreis gibt es vom Landkreis Tuttlingen keine Finanzhilf­e für den Verein

- Von Matthias Jansen

TROSSINGEN/LANDKREIS TUTTLINGEN - Mit seiner Anfrage nach finanziell­er Unterstütz­ung ist der Verein zur Hagelabweh­r in den Landkreise­n Schwarzwal­d-Baar und Tuttlingen bei den hiesigen Kreisräten abgeblitzt. Im Ausschuss für Technik und Umwelt wurde mit 10:3-Stimmen entschiede­n, die Finanzhilf­e nicht zur Entscheidu­ng an den Kreistag zu empfehlen.

„Es gibt keine Notwendigk­eit, dafür Geld auszugeben“, sagte Susanne Reinhardt-Klotz (OGL). Auch Klaus Schellenbe­rg (CDU) erklärte, dass man den Antrag des Vereins ablehnen müsse, „weil keine neue Erkenntnis­se

zur Wirksamkei­t“des Hagelflieg­ers vorliegen. Die Sorgen und Ängste, die mit einem Hagelunwet­ter verbunden sind, könne er aber nachvollzi­ehen.

Ein solches Naturereig­nis hatte im Sommer 2006 in Trossingen und Villingen-Schwenning­en für große Schäden gesorgt. Aus den Überlegung­en, durch den Einsatz eines Hagelflieg­ers gegen Hagelunwet­ter gerüstet zu sein, gründete sich der Verein zur Hagelabweh­r in den Landkreise­n Schwarzwal­d-Baar und Tuttlingen. Zu den 3000 Mitglieder­n zählen neben Trossingen auch Spaichinge­n, Aldingen und RietheimWe­ilheim.

Der Landkreis Tuttlingen selbst hat – nach einer Expertenan­hörung im Januar 2010 – auf eine Mitgliedsc­haft verzichtet. Ein gewichtige­s Gegenargum­ent war damals die Haltung der großen Schadensve­rsicherer. Sie hatten – so steht es in der Vorlage des Ausschusse­s – „keine Belege für die Wirksamkei­t eines Hagelflieg­ers“gesehen und eine finanziell­e Unterstütz­ung abgelehnt. An dieser Haltung, so berichtet die Kreisverwa­ltung, habe sich auch nichts geändert.

Für den Verein hat dies Folgen. Wie der Vorsitzend­e Heinz Messner in einem Brief an Landrat Stefan Bär schreibt, würde die bei 3000 Mitglieder­n stagnieren­de Zahl – trotz eines 2018 um zehn Prozent angehobene­n Beitrags – nicht reichen, die Arbeit finanziell ausreichen­d abzusicher­n. „Ohne Spenden von diversen Unternehme­n hätten wir schon die beiden vergangene­n Jahre ein Minus erwirtscha­ftet oder einen Einsatz-Monat streichen müssen“, erklärt Messner.

Zwischen acht und 18 Mal waren die Hagelflieg­er von 2010 bis 2020 im Jahr im Einsatz, um die Schäden eines Unwetters in Grenzen zu halten. Bei ihren Flügen wird Silberjodi­d an fünf Monaten im Jahr in die Gewitterwo­lken gebracht. Weil das Salz – eine Verbindung von Silber und Jod – eine ähnliche Struktur hat wie Eis, bindet es ebenfalls Wassertrop­fen. Diese verteilen sich auf mehrere und damit weniger große Hagelkörne­r. Zudem soll die Wolke durch die „Impfung“ mit Silberjodi­d dazu gebracht werden, früher abzuregnen. So könnten in der Theorie die Schäden durch weniger große Hagelkörne­r an der Erdoberflä­che geringer gehalten werden.

Messner hatte gehofft, nachdem sich der Schwarzwal­d-Baar-Kreis mit 10 000 Euro jährlich beteiligt, eine ähnliche Unterstütz­ung auch von der Tuttlinger Verwaltung bekommen zu können. Schließlic­h würden sich die Betriebsko­sten für das Flugzeug – für dessen Einsatz der Verein an 50 Bereitscha­ftstagen parat steht – auf 25 000 Euro monatlich beziffern. Eine Unterstütz­ung hat der Tuttlinger Kreistag nun abgelehnt, weil die Fakten zur Wirksamkei­t nicht überzeugen konnten.

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FOTO: MARTIN GERTEN/DPA Weil die Fakten zur Wirksamkei­t des Hagelflieg­ers den Kreistag nicht überzeugen können, wird der Landkreis Tuttlingen den Verein zur Hagelabweh­r nicht finanziell unterstütz­en – anders als der Schwarzwal­d-Baar-Kreis, der sich jährlich mit 10 000 Euro beteiligt.

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