Jung, Grün, Handwerker mit Studium
Der Tuttlinger Jens Metzger stellt Klimaschutz, Handwerk und Gemeinwohlökonomie in den Wahlkampf-Fokus
LANDKREIS TUTTLINGEN - 2019 ist der Tuttlinger Jens Metzger in die Partei Bündnis 90/Die Grünen eingetreten – und im Juli 2020 wurde er zum Landtagskandidaten des Wahlkreises Tuttlingen-Donaueschingen gewählt. Laut Wahlprognosen werden sich Grüne und CDU im Wahlkreis bei den Direktmandaten ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern. Ob es nun für einen Sitz im Landesparlament reicht oder nicht, Jens Metzger ist entschlossen: „Ich habe vor, politisch noch aktiver zu werden und für die Grünen Politik zu machen.“Das sei auch im Kreisverband möglich.
Der 30-Jährige hat eine Botschaft. Aber eine, mit der er ohne zu belehren oder zu missionieren daherkommen will. „Man muss vorsichtig sein, ohne die Moralkeule zu schwingen“, erklärt er seine Sicht der Dinge. Seine Sicht der Dinge ist, dass generell bei allen politischen Themen der Klimaschutz eine größere Bedeutung bekommen sollte, als Chance für das Überleben aller. Das gelte zum Beispiel beim Entwickeln neuer Wohnbaugebiete, das klimaneutral geschehen sollte. Holz sieht er als Baustoff der Zukunft an und ja, auch in den Berufsschulen der Handwerker sollte aus Sicht Metzgers Klimaschutz eine Rolle spielen.
Metzger hat kein Auto, sondern pendelt meist mit dem Zug zur Arbeit nach Rottweil, wo er nach zwei abgeschlossenen Studiengängen eine Schreinerlehre macht. Mit der Ausbildung folgt er seiner Begeisterung fürs Handwerk, wie er sagt. Wenn es zeitlich eng wird, wie derzeit öfters wegen Wahlkampfveranstaltungen, dann leiht er sich das Erdgas-Auto seiner Freundin aus. Er ist seit langer Zeit nicht mehr geflogen und versucht, sich vegetarisch zu ernähren. Veganer war er zeitweise auch, und Metzger plant, sich in Tuttlingen ein Tiny-Haus zu bauen.
Seit seiner Rückkehr nach Tuttlingen vor mehr als drei Jahren (siehe Kasten) ist er als Koordinator der Gemeinwohlökonomie in der Region tätig. Metzger: „Wir haben Wohlstand erreicht, sehen aber auch, dass das Probleme mit sich bringt.“Denn ein Großteil dieses Wohlstands basiere auf Wirtschaftsstrategien, die
Menschen am anderen Ende der Welt ausbeuten würden. Er setzt sich deshalb für eine Veränderung der Rahmenbedingungen ein: „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohl der Allgemeinheit dienen“, zitiert er Artikel 14 des Deutschen Grundgesetzes. Und die Bayerische Verfassung: „Die gesamte wirtschaftliche Tätigkeit dient dem Gemeinwohl.“
Metzger ist vom Ansatz angetan, dass sich der Unternehmenserfolg neu bemessen lassen sollte mit Blick darauf, dass er gemeinwohlorientiert ausgerichtet sei. Das erleichtere sozialen und ökologischen Unternehmen, besser am Markt bestehen zu können. Andere hingegen, die beim Thema Gemeinwohl eher wenig punkten, könnten einen Ausgleich erbringen müssen, zum Beispiel über Steuern. In Tuttlingen sei es gelungen, zwei Unternehmen von der Idee der Gemeinwohlbilanzierung zu überzeugen: Mutpol und Breinlinger Ingenieure. Metzger: „Mit Ergebnissen dürfte im April oder Mai zu rechnen sein.“
Kaum hatte er sich den Grünen angeschlossen kam die Anfrage der Tuttlinger Grünen Hans-Martin Schwarz und Klaus Schmidt-Droullier, ob sich Metzger eine Kandidatur für dem Landtag vorstellen könnte. Das konnte er zunächst nicht, weil er seine Lehre in Ruhe zu Ende bringen wollte. Dann hat er sich doch überreden lassen (Metzger: „Ich habe genügend Ideen, wie man die kommenden fünf Jahre politisch gestalten könnte“), zumal das Angebot seines Arbeitgebers da ist, dort nach der Prüfung Vollzeit weiterarbeiten zu können – in einem Beruf, in dem man jeden Tag Ergebnisse sieht. In der Politik
seien diese eher langfristig zu erreichen. Metzger: „Ob es reicht oder nicht, entscheidet der Wähler.“Falls es gelingt, möchte er als grüner Abgeordneter handwerkspolitische Themen im Landtag stärker in den Fokus rücken und auf die politische Agenda setzen.