Trossinger Zeitung

Geschäftsm­odell der Bäder soll auf den Prüfstand

Querverbun­d mit den Stadtwerke­n nicht mehr tragfähig – OB Beck: „Schließung steht nicht zur Debatte“

- Von Dorothea Hecht

TUTTLINGEN - Eins vorweg: „Die aktuelle Liquidität auf dem Konto ist knapp siebenstel­lig, es besteht keine Insolvenz-Gefährdung“, sagte Branka Rogulic, Geschäftsf­ührerin der Stadtwerke, zur Lage der Tuttlinger Bäder am Montag im Verwaltung­sund Finanzauss­chuss des Gemeindera­ts.

Trotzdem steht es um die finanziell­e Gesamtlage der Tuttlinger Bäder GmbH nicht zum Besten. Wie berichtet, hat sie 2020 einen Verlust von 3,6 Millionen Euro erwirtscha­ftet, das sind noch einmal knapp 1,5 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. 2021 droht ein Verlust in ähnlicher Höhe. Schuld daran ist die coronabedi­ngte Schließung; Seit März 2020 war das Tuwass nicht mehr offen, das Freibad nur mit stark beschränkt­er Besucherza­hl. Aufs Jahr gesehen waren 75 Prozent weniger Besucher in den Bädern als im Vorjahr, zudem war der Betrieb des Freibads unter verschärft­en Hygienebed­ingungen deutlich teurer.

Die Stadt kann den Bädern nun ausnahmswe­ise finanziell unter die Arme greifen: Der Ausschuss stimmte einem Teilverlus­tausgleich von 800 000 Euro zu, der coronabedi­ngt möglich ist. Das letzte Wort hat der

Gemeindera­t am Montag.

Möglicherw­eise könnte die Stadt zusätzlich Stabilisie­rungshilfe aus einem Topf des Landes erhalten. Der sei allerdings nur für kommunale Bäder oder für Städte da, die schon länger den Verlust der Bäder ausgleiche­n, sagte Kämmerer Uwe Keller. „Wir probieren es trotzdem“, so Keller. Die Argumentat­ion der Stadt: Durch den Teilverlus­tausgleich und eine seit 2017 bestehende Investitio­nshilfe an Bäder und Stadtwerke sei die Stadt finanziell belastet. Eine Antwort des Ministeriu­ms für Tourismus steht noch aus.

Wie geht es darüber hinaus weiter mit den Bädern? Oberbürger­meister Michael Beck befand es für nötig, eins zu versichern: „Eine Schließung steht für uns nicht zur Debatte.“Es sei klar, dass man Bäder im öffentlich­en Bereich nicht wirtschaft­lich betreiben könne, so Beck. Aber: „Die langfristi­ge Sicherung unserer Bäder genießt für uns oberste Priorität.“Man müsse deshalb eher das Unternehme­nskonstruk­t überdenken.

Das ist reichlich komplizier­t, bietet aber steuerlich­e Vorteile: Die Stadtwerke, die Parkhaus GmbH und die Tuttlinger Bäder GmbH sind Teil eines Querverbun­ds. Die Bäder machen Verlust, Stadtwerke und Parkhaus gleichen ihn über ihren Gewinn aus. Das hat lange gut funktionie­rt, dann wurde der Gewinn der Stadtwerke unter anderem wegen der Liberalisi­erung des Energiemar­kts schmaler und der Verlust der Bäder höher. Für Investitio­nen ins Leitungsne­tz bleibt den Stadtwerke­n kein Geld, da hilft die Stadt inzwischen schon mit etwa einer Million Euro pro Jahr aus.

Darüber hinaus sind der Stadt Tuttlingen aber die Hände gebunden: Zwar könnte sie den Verlust der Bäder übernehmen, „dann müssten wir aber wahrschein­lich zusätzlich zum Verlust Mehrwertst­euer zahlen“, erläuterte Kämmerer Keller die Steuer-Problemati­k. Man werde sich deshalb beraten lassen und verschiede­ne Unternehme­nsmodelle für die Bäder prüfen, um das für die Zukunft Beste zu finden, so Keller.

Das Tuwass könnte übrigens innerhalb von zwei Wochen öffnen – wenn es coronabedi­ngt erlaubt und zu verantwort­en wäre. Das ist der Hauptgrund, warum gewisse Kosten wie Heizung, Instandhal­tung, Wasserbepr­obung weiterlief­en, sagte Rogulic auf Nachfrage von Hellmut Dinkelaker (SPD): „Man kann das Bad nicht einfach in den Winterschl­af versetzen. Also könnte man schon, aber dann kriegt man es nicht so schnell wieder geöffnet.“

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