Stau auf der Datenautobahn
Vodafone-Kunden klagen seit Monaten über Störungen – Betreiber verspricht Besserung
FRIDINGEN - Seit Monaten leiden in Fridingen Vodafone-Kunden unter dem mehr schlecht als recht funktionierenden Zugang ins Internet. Anrufe und Beschwerden beim Internet-Betreiber verliefen im Sande. Nun hat Vodafone auf Nachfrage unserer Zeitung reagiert und Verbesserungen am Kabelnetz angekündigt. Und der Grund für die teils massiven Störungen überrascht nicht. Es herrscht Stau auf der Datenautobahn, weil wegen der Corona-Pandemie zu viele Kunden gleichzeitig von zuhause ins weltweite Datennetz drängen.
Elke Hafner-Hipp aus Fridingen ist sauer. Die staatlich geprüfte Sommelière betreibt einen Weinhandel. Seit Monaten erledigt sie vormittags eilig ihre Überweisungen, bevor das Internet am Nachmittag und vor allem am Abend nicht mehr funktioniert – und „verschwindet“. „Das geht seit gut einem halben Jahr so. Abends einen Film zu streamen, ist unmöglich“, sagt sie. Und offensichtlich ist Hafner-Hipp nicht allein von diesem Problem betroffen, denn sie weiß inzwischen von mindestens 50 Haushalten in Fridingen, die das gleiche Schicksal teilen. Aber nicht nur das Wohngebiet „Dickenloch“ist von der Dauerstörung betroffen, sondern auch andere Wohngegenden in Fridingen. „Es könnten durchaus noch mehr sein“, vermutet Hafner-Hipp.
Besonders verärgert sind die Betroffenen über das Verhalten vom Internetanbieter Vodafone, der trotz wiederkehrender Anfragen und Beschwerden der Kunden weder reagiert, noch über seine Hotlines Auskunft zum Problem gegeben habe. „In der Hotline wurde man hängen gelassen. Auf E-Mails bekamen wir keine Antworten“, beschreibt Hafner-Hipp. „Wir Kunden bezahlen für eine Leistung, die nicht erbracht wird. Stellen Sie sich vor, ich würde meinen Kunden nur halbvolle Weinflaschen liefern!“, sagt Hafner-Hipp.
Das Ärgerlichste sei aber trotzdem, dass sie und die übrigen Betroffenen keinerlei Nachricht zu dem Problem von Vodafone erhielten, sagt die Sommelière.
In einer E-Mail hatte Vodafone am
30. Januar seinen Kunden in der Region um Tuttlingen angekündigt, am
2. Februar nachts Wartungsarbeiten am Kabelnetz zu unternehmen. Auf Nachfrage unserer Zeitung bei Vodafone zum Problem, antwortete Pressesprecherin des Unternehmens, Heike Koring: „Unsere Technik-Spezialisten haben sich den von Ihnen genannten Ortsteil genau angeschaut und aktuelle Messungen vorgenommen, bei denen es um die Auslastung des Kabelnetzes geht. Ergebnis: Der Upstream ist in dem betroffenen Kabelsegment in Fridingen
tatsächlich zu hoch. Denn es werden in diesem Kabelstrang insgesamt beziehungsweise zu bestimmten Tageszeiten mehr Daten – wie Videos, Fotos – geladen als allgemein üblich.“
Die Überlastung des Kabelnetzes dürfte in diesem Zusammenhang auch direkt mit dem Lockdown zusammenhängen; mehr Menschen arbeiten im Home-Office von zuhause aus und sind aufgrund beschränkter Freizeitmöglichkeiten durch die Pandemie und der damit verbundenen Ausgangssperre gezwungen, am Abend das Streamen von Filmen dem Vereins- und Freizeitsport vorzuziehen.
„Da wir davon ausgehen, dass der Internetverkehr in den betroffenen Bereichen nicht wieder auf das Normalmaß
sinken wird, haben wir die notwendigen Maßnahmen bereits eingeleitet, um in dem betroffenen Kabelstrang die Netzkapazitäten deutlich zu erhöhen“, kündigt Vodafone-Sprecherin Heike Koring an. Mittelfristig seien dort aber voraussichtlich auf einer Länge von mehr als einem Kilometer Tiefbauarbeiten notwendig, die in der Planung und Ausführung sehr aufwändig und zudem von Seiten der Behörden genehmigungspflichtig seien, so Koring.
„Nach derzeitigem Planungsstand gehen wir davon aus, dass die Arbeiten im Herbst 2021 abgeschlossen sein werden“, verspricht die Unternehmenssprecherin. Von diesen Maßnahmen profitierten nach Abschluss der baulichen Maßnahme rund 1100 Kunden.