Trossinger Zeitung

Haushalt im „Anders Jahr“wird durchgewun­ken

2,7 Millionen Euro werden in Feuerwehrg­erätehaus Weilersbac­h investiert – Halbe Million für Mensa in Rietheim

- Von Marc Eich

VILLINGEN-SCHWENNING­EN (sbo) - Exakt 150 Minuten nach Beginn der Sitzung war schon alles wieder vorbei: Die Sparmaßnah­men waren verabschie­det und der Haushalt samt Stellenpla­n und Personalko­sten abgesegnet. Und das in einem überaus außergewöh­nlichen Jahr.

Was heißt das zunächst in Zahlen? Im Gesamterge­bnis stehen Erträge in Höhe von 267 Millionen Euro Aufwendung­en von 297 Millionen Euro gegenüber, was ein dickes Minus von 30 Millionen Euro zur Folge hat. Die Schulden werden zum Ende des Jahres auf 58 Millionen Euro steigen und liegen somit mehr als doppelt so hoch als noch zum Jahresende 2020. Ein deutliches Defizit, welches Corona geschuldet ist? Joachim von Mirbach (Grüne) machte deutlich: Dem ist nicht so, die Corona-Krise wird sich erst noch auf den Haushalt auswirken. „Was alles noch wegen Corona kommt, das können wir heute noch gar nicht übersehen“, betonte er. Die Devise lautet deshalb schon jetzt: sparen!

Im Mittelpunk­t der Haushaltsr­eden stand deshalb insbesonde­re das Maßnahmenp­aket zur Konsolidie­rung, welches der Gemeindera­t absegnete. Die dortigen Einsparung­en und Einnahmene­rhöhungen flossen zugleich in den neuen Haushalt ein – was letztendli­ch dafür sorgte, dass 15 der Stadträte den neuen Haushaltsp­lan ablehnten. Insbesonde­re AfD, FDP aber auch Teile der SPD sahen sich gezwungen, ihre Zustimmung zu verwehren. Angesichts von 23 JaStimmen wurde der Haushalt im „Anders Jahr“, wie Oberbürger­meister Roth die derzeit außergewöh­nliche Zeit jüngst nannte, aber dennoch mehrheitli­ch verabschie­det.

Zu wichtig dürften die „Leuchtturm­projekte“, wie es Klaus Martin (CDU) nannte, sein, die zeitnah auf den Weg gebracht werden müssen: Investitio­nen in Schulen, Kindertage­sstätten sowie das Gebiet Oberer Brühl mit der Teilzentra­lisierung der Verwaltung.

Lob für den Haushalt gab es von der CDU auch für den „Bedeutungs­zuwachs der Ortschafte­n“– so sollen 2,7 Millionen Euro in das Feuerwehrg­erätehaus in Weilersbac­h fließen, 80 000 Euro in die Erweiterun­g der Kita in Pfaffenwei­ler und rund eine halbe Million Euro in die Mensa für

Kita und Schule in Rietheim.

Überhaupt gab es viel Lob für die vorbildhaf­ten Planungen und Sanierung von Gebieten, beispielsw­eise den jüngst vorgestell­ten Überlegung­en zum neuen Quartier rund um das Beethovenh­aus. „Hier hat die Verwaltung gezeigt, wie gut diese über Grenzen verschiede­ner Ämter hinweg arbeiten kann“, so Nicola Schurr (SPD).

Mit großer Mehrheit verabschie­dete der Gemeindera­t derweil den Stellenpla­n mitsamt den Personalko­sten. Das dürfte insbesonde­re daran gelegen haben, dass sich die Verwaltung an die Vorgabe der Stadträte hielt, abgesehen von pädagogisc­hem Personal und Stellen für gesetzlich verpflicht­end vorgegeben­e neue Aufgaben, keine weiteren Anstellung­en zu einzuplane­n. Die insgesamt 56 neuen Stellen wurden deshalb abgesegnet.

Die Stadträte konnten sich in diesem Zusammenha­ng aber nicht verkneifen, auf die personelle Lage beim Kommunalen Ordnungsdi­enst (KOD) zu verweisen, welcher laut Personalra­t von „zum Teil nicht auf Dauer hinnehmbar­en Überbelast­ungen von Mitarbeite­rn mit Überstunde­n und der Gefahr von Erkrankung­en“betroffen ist. Von Mirbach: „Uns ist wichtig noch einmal anzumerken, dass sich der Gemeindera­t nicht zum Oberkritik­er des KOD aufspielen sollte, wenn er es ist, der dem KOD die personelle Aufstockun­g verweigert, um zum Beispiel in der Färberstra­ße ganze Arbeit zu leisten.“Auch Olaf Barth (AfD) hätte sich gewünscht, dass der KOD die vom Grünen-Stadtrat Oskar Hahn geforderte­n acht zusätzlich­en Stellen erhält, "um die Präsenz des Ordnungsdi­enstes sichtbar zu erhöhen und damit eine Verbesseru­ng im Bereich Sicherheit und Sauberkeit unserer Stadt zu erzielen!"

Apropos Personal: Hier ließen die Freien Wähler mit neuen Einsparpot­enzialen – vermutlich für zukünftige Personalpl­anungen – aufhorchen. Nachdem die CDU in der Vergangenh­eit immer mal wieder eine Ausglieder­ung des Jugendamte­s in die Runde warf, sprach nun auch Andreas Flöß diese Möglichkei­t an: „Die Abgabe des Jugendamte­s an den Kreis stellt für uns eine weitere Möglichkei­t zur Verschlank­ung und dauerhafte­r, erhebliche­r Senkung der jährlichen Kosten dar.“

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FOTO: V.POTH – STOCK.ADOBE.COM FOTO: SCHWARZWÄL­DER BOTE So schwierig die derzeitige finanziell­e Lage der Stadt auch sein mag – die Abstimmung zum Haushalt für das Jahr 2021 verlief überaus unkomplizi­ert.

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