Landratsamt verlängert Ausgangssperre bis 28. Februar
Polizei: Zufrieden mit dem Ergebnis der Kontrollen – Auch Heuberger Bote schaut sich nachts um
TUTTLINGEN (skr/dh/bwo/abra) Der Landkreis Tuttlingen hat am Donnerstag eine Allgemeinverfügung erlassen. Diese beinhaltet, dass eine nächtliche Ausgangssperre von 21 bis 5 Uhr bis vorerst zum 28. Februar fortgeführt wird.
Eigentlich ist die Ausgangssperre per Gerichtsurteil abgeschafft worden. Seit Donnerstag gilt sie landesweit nicht mehr, in einigen Kreisen mit einer Corona-Inzidenz von über 50 kann sie aber verhängt werden. Das ist im Kreis Tuttlingen der Fall.
Die nächtliche Ausgangssperre – nun von 21 bis 5 Uhr – gilt vorerst bis zum 28. Februar. „Sofern wir vorher unter einen Inzidenzwert von 50 kommen und diesen über sieben Tage halten, werden die Ausgangsbeschränkungen womöglich auch früher aufgehoben. Wir rechnen aber nicht damit“, teilt Landratsamtssprecherin Julia Hager mit. Aktuell liegt die Zahl der Neuansteckungen pro 100 000 Anwohner in den vergangenen sieben Tagen kreisweit bei 85.
Landrat Stefan Bär zeigt sich in einem Statement aber optimistisch: „Die Entwicklungen bei uns im Kreis gehen in die richtige Richtung. Ich möchte mich bei allen Mitbürgerinnen und Mitbürgern ausdrücklich bedanken, die durch ihr Verhalten einen wichtigen Beitrag zur Senkung der Infektionszahlen geleistet haben“, zeigt sich Bär erfreut über die Ergebnisse der letzten Tage. Entscheidend sei nun, erklärt der Landrat, „dass wir unseren gemeinsamen Erfolg nicht schon bald wieder durch unüberlegtes und vorschnelles Handeln aufs Spiel setzen“.
Doch halten sich die Tuttlinger auch an die nächtlichen Ausgangsbeschränkungen? Die Polizei zeigt sich jedenfalls zufrieden mit dem Ergebnis. „Von Dezember bis jetzt kam es zu vergleichsweise wenigen Verstößen“, teilt Sprecherin Sandra Kratzer auf Nachfrage mit. „Grundsätzlich ist anzumerken, dass sich der große Teil der Bevölkerung in der nicht gerade einfachen Zeit an die rechtlichen Vorgaben gehalten hat, beziehungsweise hält“, sagt sie.
So sei im Landkreis Tuttlingen in den vergangenen Wochen regelmäßig kontrolliert worden. Im Dezember stellte die Polizei insgesamt 27 Verstöße gegen die Ausgangsbeschränkungen fest, im Januar keine einzige und in den ersten zehn Tagen des Februars waren es sechs Verstöße.
Das nächtliche Spaichingen ist in der Regel wie ausgestorben. Kurz nach 20 Uhr hasten noch einige Menschen nach Hause, auch sind nur noch wenige Autos zu sehen. Später haben dann die Hundebesitzer mit ihren Vierbeinern das nächtliche Spaichingen für sich.
Ein Redakteurs-Team dieser Zeitung aus Tuttlingen begab sich zu später Stunde auf eine Tour zu Fuß durch die Tuttlinger Innenstadt sowie per Auto durch die Randbezirke. Die Redakteure wollten wissen: Was ist in den späteren Abendstunden tatsächlich los in Tuttlingen und welche Gründe gibt es für die Menschen, trotz Verbots das Haus zu verlassen?
Und tatsächlich: Ganz ruhig ist es an diesem Spätabend – einem Dienstag im Februar – trotz nächtlicher Ausgangssperre nicht. Etliche Autos sind unterwegs, Fußgänger dagegen nur wenige. Ab und zu läuft ein Spaziergänger mit einem Hund vorbei, eine Frau mittleren Alters ist gerade auf dem Weg zum ZOB. Sie sei nach ihrer Schicht im Supermarkt nun auf dem Heimweg, erzählt sie. Eine Bestätigung ihres Arbeitgebers hat sie zur Sicherheit dabei. Ein paar Mal musste sie sie auch schon vorzeigen. „Im Bus wird des Öfteren kontrolliert“, berichtet sie. Sonst sei es aber ruhig nach 20 Uhr, nur vereinzelt hat sie in den vergangenen Wochen mehrere Menschen zusammen gesehen.
Einige Straßen weiter steht eine junge Mutter vor ihrer Haustür, die Hand am Griff eines Kinderwagens. „Ich muss raus, mein Kind schläft sonst nicht“, sagt sie. Die Nachbarin leistet ihr Gesellschaft. Probleme mit der Polizei hätten sie bisher noch nicht bekommen, auch wenn schon mehrere Mal eine Streife an ihnen vorbeigefahren sei.
Wieder einige Straßen weiter steht ein Pärchen neben einem Spielplatz. Sie seien nur kurz raus, um eine zu rauchen, versichern die beiden. „Aber man kommt sich schon vor wie ein Verbrecher“, meint die Frau. Ein Auge hat sie immer auf die Straße – falls die Polizei kommen sollte, würde sie schnell hinter einem Haus verschwinden, erzählt sie. Ebenfalls aus Angst vor einer Kontrolle hastet ein junger Mann mit heruntergezogener Kapuze über den Marktplatz. Seine Schwester, die ein paar Straßen weiter wohne, sei krank und er müsse schnell zu ihr, gibt er an. „Wohl fühle ich mich aber nicht“; sagt er und eilt weiter.
An einem Hauseingang in der Nebenstraße packt ein junger Mann eine Reisetasche vom Fahrrad. Er komme gerade gemeinsam mit seiner Schwester vom Bahnhof, der Zug hatte Verspätung. Den Weg vom Bahnhof mussten sie zu Fuß bewältigen, er hatte einen Platten. Die Polizei habe ihn aber nicht aufgehalten, nur im Zug, meint er, da sei er schon des Öfteren kontrolliert worden.