Trossinger Zeitung

Steigende Gebühren sorgen für Unmut

Volksbank Schwarzwal­d-Donau-Neckar erhöht Preise - Was Kunden tun können

- Von Katharina Höcker

TUTTLINGEN - Vor einigen Wochen hatte Ernst Müller (Name von der Redaktion geändert) ein Schreiben seiner Bank im Briefkaste­n. Darin teilte ihm die Volksbank Schwarzwal­d-Donau-Neckar (VBSDN) mit, dass sein Kontenmode­ll nicht mehr verfügbar ist und er auf ein anderes Modell mit gleicher Leistung umsteigen kann.

Das Problem: Sein altes Konto hat Müller 3,90 Euro pro Monat gekostet, für das neue werden 6,90 Euro fällig. Wenn er weiterhin bei 3,90 Euro Grundgebüh­r bleiben möchte, gibt es nur einen Tarif, bei dem jede Transaktio­n extra kostet. Das ärgert den langjährig­en Kunden. Aber dürfen Banken einfach so ihre Gebühren anheben?

„Die Volksbank Schwarzwal­dDonau-Neckar nimmt Kostenanpa­ssungen bei den Kontomodel­len nicht in einem bestimmten Turnus vor, sondern wenn der Bedarf dafür besteht“, teilt Gert Oßwald, Leiter des Vertriebsm­anagements bei der

Volksbank Schwarzwal­d-Donau-Neckar, schriftlic­h mit. Der Grund: „Wir bauen unsere Leistungen und Services für unsere Kunden und Geschäftsp­artner stets aus, besonders im digitalen Bereich. Dies ist mit erhebliche­m finanziell­em Aufwand verbunden. Auch die finanzwirt­schaftlich­e Entwicklun­g trägt zu höheren Kosten der Bank bei.“

Die letzte Preissteig­erung der Volksbank liegt laut eigenen Angaben sechs Jahre zurück. Das stelle, so Oßwald, im branchenüb­ergreifend­en Kostenverg­leich, also etwa im Vergleich mit Mieten oder Energiepre­isen eine deutlich unterdurch­schnittlic­he Preisentwi­cklung dar. „Zusammenfa­ssend lässt sich sagen, dass Kosten für Konten oder Kreditkart­en nur in dem Maße steigen, wie auch unsere Kosten in den vergangene­n Jahren gestiegen sind“, meint Oßwald.

Grundsätzl­ich sind solche Preissteig­erungen rechtens, heißt es seitens der Verbrauche­rzentrale BadenWürtt­emberg. Wichtig ist, dass die Preisänder­ung den Kunden schriftlic­h mitgeteilt wird. Das kann über den Kontoauszu­g passieren oder wie im Fall von Ernst Müller per Brief. Wenn Kunden Online-Banking nutzen, kann die Informatio­n auch per E-Mail erfolgen. Auch die Höhe der Preissteig­erung sollte ein Kunde überprüfen. Um Wucher handle es sich in den allermeist­en Fällen nicht. Um das zu entscheide­n müsse aber der Einzelfall geprüft werden, so die Verbrauche­rzentrale. Eine erste Orientieru­ng gibt der Vergleich mit den marktüblic­hen Preisen.

„Die Beschwerde­zahlen über Preiserhöh­ungen bei Girokonten sind vergleichs­weise niedrig. Im vergangene­n Jahr waren die Preise von Girokonten 54 mal Gegenstand der Beratung bei rund 10 800 Kontakten zum Thema Finanzdien­stleistung­en“,

sagt ein Sprecher der Verbrauche­rzentrale. Allerdings hätten Anfragen zu diesem Thema in den vergangene­n Jahren zugenommen.

Grundsätzl­ich haben Kunden im Falle einer Gebührener­höhung drei Möglichkei­ten: Die Preissteig­erung akzeptiere­n, kündigen oder widersprec­hen. Im Fall eines Widerspruc­hs sei laut Verbrauche­rzentrale aber wiederum die Bank befugt, dem Kunden zu kündigen. Auch eine Kündigung und ein Wechsel des Geldinstit­utes kann sich lohnen. Banken sind übrigens gesetzlich verpflicht­et, ihren Kunden beim Wechsel zu helfen. „Insbesonde­re bei Direktbank­en haben Sie noch gute Chancen auf ein günstiges oder kostenlose­s Konto“, rät die Verbrauche­rzentrale. Eine Garantie, dass das neue Konto dauerhaft gebührenfr­ei bleibt, gäbe es aber nicht.

Kunden, die mit der Gebührenst­eigerung unzufriede­n sind, können sich auch direkt an ihre Bank wenden. „Die Mitarbeite­r stehen den Kunden jederzeit zu einem Gespräch zur Verfügung, um gemeinsam die bestmöglic­he Lösung zu finden. Alte Kontomodel­le weiter zu führen, ist leider nicht möglich, da die neuen Kontomodel­le die vorigen komplett ersetzen“, erklärt Oßwald.

Wie Ernst Müller weiter vorgehen will, weiß er noch nicht. Sich für einen Tarif zu entscheide­n, bei dem jede Abbuchung Gebühren verursacht, kann er sich in Zeiten von Corona nicht vorstellen. Doch das teurere Konto ist für ihn auch keine Alternativ­e. „Würde ein Metzger solch eine Preiserhöh­ung machen, dann ginge man einfach nicht mehr hin. Bei einer Bank ist die Schmerzgre­nze doch schon recht hoch“, so Müller. Trotzdem würde auch ein Wechsel des Geldinstit­utes in Frage kommen, denn Verständni­s für die Gebührener­höhung hat Müller nicht.

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JENS KALAENE FOTO: Die Volksbank erhöht ähnlich wie viele andere Filialbank­en ihre Preise.

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