Steigende Gebühren sorgen für Unmut
Volksbank Schwarzwald-Donau-Neckar erhöht Preise - Was Kunden tun können
TUTTLINGEN - Vor einigen Wochen hatte Ernst Müller (Name von der Redaktion geändert) ein Schreiben seiner Bank im Briefkasten. Darin teilte ihm die Volksbank Schwarzwald-Donau-Neckar (VBSDN) mit, dass sein Kontenmodell nicht mehr verfügbar ist und er auf ein anderes Modell mit gleicher Leistung umsteigen kann.
Das Problem: Sein altes Konto hat Müller 3,90 Euro pro Monat gekostet, für das neue werden 6,90 Euro fällig. Wenn er weiterhin bei 3,90 Euro Grundgebühr bleiben möchte, gibt es nur einen Tarif, bei dem jede Transaktion extra kostet. Das ärgert den langjährigen Kunden. Aber dürfen Banken einfach so ihre Gebühren anheben?
„Die Volksbank SchwarzwaldDonau-Neckar nimmt Kostenanpassungen bei den Kontomodellen nicht in einem bestimmten Turnus vor, sondern wenn der Bedarf dafür besteht“, teilt Gert Oßwald, Leiter des Vertriebsmanagements bei der
Volksbank Schwarzwald-Donau-Neckar, schriftlich mit. Der Grund: „Wir bauen unsere Leistungen und Services für unsere Kunden und Geschäftspartner stets aus, besonders im digitalen Bereich. Dies ist mit erheblichem finanziellem Aufwand verbunden. Auch die finanzwirtschaftliche Entwicklung trägt zu höheren Kosten der Bank bei.“
Die letzte Preissteigerung der Volksbank liegt laut eigenen Angaben sechs Jahre zurück. Das stelle, so Oßwald, im branchenübergreifenden Kostenvergleich, also etwa im Vergleich mit Mieten oder Energiepreisen eine deutlich unterdurchschnittliche Preisentwicklung dar. „Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Kosten für Konten oder Kreditkarten nur in dem Maße steigen, wie auch unsere Kosten in den vergangenen Jahren gestiegen sind“, meint Oßwald.
Grundsätzlich sind solche Preissteigerungen rechtens, heißt es seitens der Verbraucherzentrale BadenWürttemberg. Wichtig ist, dass die Preisänderung den Kunden schriftlich mitgeteilt wird. Das kann über den Kontoauszug passieren oder wie im Fall von Ernst Müller per Brief. Wenn Kunden Online-Banking nutzen, kann die Information auch per E-Mail erfolgen. Auch die Höhe der Preissteigerung sollte ein Kunde überprüfen. Um Wucher handle es sich in den allermeisten Fällen nicht. Um das zu entscheiden müsse aber der Einzelfall geprüft werden, so die Verbraucherzentrale. Eine erste Orientierung gibt der Vergleich mit den marktüblichen Preisen.
„Die Beschwerdezahlen über Preiserhöhungen bei Girokonten sind vergleichsweise niedrig. Im vergangenen Jahr waren die Preise von Girokonten 54 mal Gegenstand der Beratung bei rund 10 800 Kontakten zum Thema Finanzdienstleistungen“,
sagt ein Sprecher der Verbraucherzentrale. Allerdings hätten Anfragen zu diesem Thema in den vergangenen Jahren zugenommen.
Grundsätzlich haben Kunden im Falle einer Gebührenerhöhung drei Möglichkeiten: Die Preissteigerung akzeptieren, kündigen oder widersprechen. Im Fall eines Widerspruchs sei laut Verbraucherzentrale aber wiederum die Bank befugt, dem Kunden zu kündigen. Auch eine Kündigung und ein Wechsel des Geldinstitutes kann sich lohnen. Banken sind übrigens gesetzlich verpflichtet, ihren Kunden beim Wechsel zu helfen. „Insbesondere bei Direktbanken haben Sie noch gute Chancen auf ein günstiges oder kostenloses Konto“, rät die Verbraucherzentrale. Eine Garantie, dass das neue Konto dauerhaft gebührenfrei bleibt, gäbe es aber nicht.
Kunden, die mit der Gebührensteigerung unzufrieden sind, können sich auch direkt an ihre Bank wenden. „Die Mitarbeiter stehen den Kunden jederzeit zu einem Gespräch zur Verfügung, um gemeinsam die bestmögliche Lösung zu finden. Alte Kontomodelle weiter zu führen, ist leider nicht möglich, da die neuen Kontomodelle die vorigen komplett ersetzen“, erklärt Oßwald.
Wie Ernst Müller weiter vorgehen will, weiß er noch nicht. Sich für einen Tarif zu entscheiden, bei dem jede Abbuchung Gebühren verursacht, kann er sich in Zeiten von Corona nicht vorstellen. Doch das teurere Konto ist für ihn auch keine Alternative. „Würde ein Metzger solch eine Preiserhöhung machen, dann ginge man einfach nicht mehr hin. Bei einer Bank ist die Schmerzgrenze doch schon recht hoch“, so Müller. Trotzdem würde auch ein Wechsel des Geldinstitutes in Frage kommen, denn Verständnis für die Gebührenerhöhung hat Müller nicht.