Ein unermüdlicher Macher
Der gebürtige Gosheimer Paul Mayer hat in 24 Jahren als Bürgermeister viel bewegt
BINGEN - Jahrzehntelang hat er still und konzentriert für seine Gemeinde Bingen gearbeitet: Jetzt ist der ehemalige Bürgermeister Paul Mayer im Alter von 81 Jahren in seinem Geburtsort Gosheim im Landkreis Tuttlingen gestorben. Mayer war ein bürgernaher, umgänglicher und gesprächsfreudiger Schultes, der sich nicht nur als Gemeindeoberhaupt sondern vor allem als Mitglied der Gemeinschaft verstanden hat. Dafür wurde er mit der Ehrenbürgerschaft seiner Kommune ausgezeichnet.
Geboren am 23. März 1939 in Gosheim trat Mayer nach Abitur und Grundwehrdienst 1962 eine zivile Anstellung bei der Bundeswehrverwaltung an. 1970 wechselte der dann in den Kommunaldienst mit Stationen beim Landratsamt Rottweil, der Gemeinde Aldingen sowie den Kirchengemeinden Böblingen und Sindelfingen.
1978 kandidierten Mayer und drei Mitbewerber für den Posten des Bürgermeisters der Gemeinde Bingen. Am 15. Oktober 1978 wurde Mayer dann mit 64 Prozent der gültigen Stimmen im ersten Wahlgang zum Bürgermeister gewählt. Ein Jahr später, 1979, zog Mayer auch als gewähltes Mitglied für die CDU in den Sigmaringer Kreistag ein. Mit 98 Prozent der gültigen Stimmen bei einer Wahlbeteiligung von 62,5 Prozent erfolgte 1986 seine Wiederwahl.
Auch im Jahr 1994 wurde Mayer mit überwältigender Mehrheit (94,2 Prozent, Wahlbeteiligung 55,6 Prozent) für eine dritte Amtszeit als Bürgermeister von Bingen bestätigt. Am 31. Dezember 2002 endete seine Dienstzeit als Bürgermeister. Sein Nachfolger wurde Jochen Fetzer, mit dem er in den folgenden Jahren ein enges freundschaftliches Verhältnis pflegte. In den 24 Jahren seiner Bürgermeisterzeit konnte Mayer nicht nur viel für seine Gemeinde bewegen, sondern sich auch gegen die „große Schwester“Sigmaringen behaupten.
Mit damals 40 Jahren musste sich Mayer als neuer Bürgermeister großen Herausforderungen stellen. Eine geordnete Wasserversorgung musste aufgebaut werden, um den Bewohnern sauberes Trinkwasser anbieten zu können und das Abwasser musste zur Kläranlage in der Nachbarschaft geleitet werden. Dazu wurden kilometerlange Leitungen verlegt. Neue Wohn- und Gewerbegebiete mussten erschlossen werden.
Stets offen zeigte sich Mayer für die Belange der Schule, wie sich ein ehemaliger Rektor erinnert. Während der Bauarbeiten für die Schulerweiterung war er immer wieder auf der Baustelle zu sehen und hat sich um anstehende Probleme gekümmert. 1995 konnte der Neubau mit seiner guten Einrichtung bezogen werden. Auch die beiden Kindergärten der Gemeinde waren Mayer ein Anliegen, das er nicht aus den Augen verlor und für deren Ausstattung
er stets Einsatz und Verständnis aufbrachte.
Viel Unterstützung hat die Binger Feuerwehr durch Paul Mayer erfahren. Sie erhielt nicht nur ein sehr schönes Gerätehaus mit entsprechender Ausstattung, der Bürgermeister bemühte sich auch immer wieder um entsprechende Zuschüsse für „seine“Wehr.
Der Kontakt zu den Vereinen war Mayer besonders wichtig, denn im Vereinsleben sah er ein grundlegendes Element des Zusammenhalts in der Gemeinde. Der Turnverein Bingen ernannte ihn daher auch zu seinem Ehrenmitglied. Privat war er vor allem ein passionierter Läufer, den man manchmal auch nachts noch beim Training sah, und Mayer ließ es sich auch nicht nehmen, beim alljährlichen Volleyballturnier der verschiedenen Gemeindegruppen in der Mannschaft der Verwaltung höchstpersönlich anzutreten.
So war denn unter seiner Ägide der Neubau der Sandbühlhalle ein Meilenstein in der Ortsgeschichte. Seit der Einweihung im Frühjahr 1989 ist die Halle nicht das sportliche, kulturelle und gesellschaftliche Zentrum der Gemeinde Bingen. Paul Mayer hinterlässt seine Ehefrau und einen Sohn.