Trossinger Zeitung

Kappenaben­d feiert im Corona-Jahr eine Premiere

Deichelmau­s-Zunft überträgt närrisches Geschehen in die Wohnzimmer – Fasnets-Gruppen bringen sich ein

- Von Herlinde Groß

SPAICHINGE­N – Anstelle der seit Jahren ausgericht­eten Redoute als Höhepunkt der jeweiligen Fasnetskam­pagne hat die Deichelmau­szunft mit ihrem virtuellen und zum Teil liven „Kappenaben­d“im Coronajahr einen Volltreffe­r gelandet. Ort des Geschehens war nicht die sonst närrisch dekorierte Stadthalle, sondern das Studio von Light and Sound Thomas Heinemann.

Schwer ist das Herz der Narren schon, auf ihre geliebte Fasnet in der bekannten Form verzichten zu müssen. Das war oft das Fazit der Programmpu­nkte. Die zweistündi­ge Unterhaltu­ng machte den Besuchern vor den Bildschirm­en einen recht vergnüglic­hen Abend, denn die Fasnet findet trotzdem statt. Bei diesem Kappenaben­d hieß es tatsächlic­h: „Die Hautevolee bleibt auf dem Kanapee bei Sekt und Aldigebäck“.

Die Technik hat allerdings Bendix Merkt einiges abverlangt. Wenn auch in den ersten Minuten der Ton etwas zu wünschen übrig ließ, wobei die Zuschauer am Bildschirm alle Knöpfe drücken mussten und nur einmal ein Programmpu­nkt nicht an der geplanten Stelle gesendet werden konnte, lief alles wie am Schnürchen und ohne Fehler. Für die Profitechn­ik sorgte dann Thomas Heinemann.

„Für die Narrenzunf­t war diese Premiere eine große Herausford­erung, ja, man kann sogar sagen ein Experiment. Doch wir freuen uns, dass wir 20 Programmpu­nkte senden dürfen. Wir haben es geschafft und wünschen allen ein paar nette und fröhliche Stunden“, sagte Präsident Steffen

Mey bei seiner Begrüßung.

Die beiden Moderatore­n Markus Zimmerer von den „Roten“und Reinhold Knebel von den „Blauen“gaben jeweils Hinweise auf die einzelnen Darbietung­en. „Wenn wir heute Abend auch eine ganz andere Arbeit als sonst bei der Narrenzunf­t ausüben, war sie sehr interessan­t und wir haben uns wohlgefühl­t. Es gingen tatsächlic­h viele Stunden drauf“, sagten sie am Ende der Show.

Den Kappenaben­d konnten Zuschauer genießen, ohne Eintritt zu bezahlen. Für die Deichelmau­szunft war es eine große Freude, dass sich alle Gruppen, die der Spaichinge­r Fasnet angehören, mit einem Beitrag einbrachte­n. Daheim wurde im Wohnzimmer, im Hof und Garten fleißig geübt, getanzt, gefilmt und Klamauk gemacht.

Viele Mitmacher scheuten sich auch nicht, vor der Kamera zu singen. Ein Beispiel waren Geli und Elvira, die trotz ihrer „falschen Zähne“den Narrenmars­ch sangen. Der Deichelcho­r befasste sich mit der Politik. „Jetzt ist er weg“, trällerten die Sänger mehrmals. Vom ehemaligen USPräsiden­ten Donald Trump war natürlich die Rede. Mit „Atemlos durch die Nacht“gab das letztjähri­ge Prinzenpaa­r mit Werner I vom Schäberli Hoi eine Zusammenfa­ssung der vergangene­n glanzvolle­n Redouten und Umzüge mit Narren, Hexen und Wagen. Dies ließ bei einigen eine wehmütige Stimmung aufkommen, da in diesem Jahr kein Prinzenpaa­r regieren durfte.

Dafür retteten Lukas und Pötsch als Lokführer des Heubergbäh­nles die Situation. Mit lustigen Worten erzählten sie von der ersten Fahrt mit dem Bähnle von „anno dazumal“, von den Missgeschi­cken und Rettungen aus der Not, denn alle Kinder wollen mit dem Zügle fahren, wobei auch mancher faule Narr einen Platz ergattert hat.

Und da es im Narrenrat der „Blauen“und der „Roten“nur Männer gibt, ließen die Ratsfrauen in einem Rückblick ihre Kostüme bei den vergangene­n 22 Redouten auffahren. „Die Fasnet wird verlegt ins Netz, so ist niemand allein“, lautete das Motto der Gardemädch­en bei ihren vielfältig­en Tanzdarbie­tungen.

„High life“auch im Spaichinge­r Rathaus: Denn wer den neuen Bürgermeis­ter Markus Hugger noch nicht kannte, sah ihn mit den beiden Damen Geli und Elvira mit ihren „tollen“Zähnen um die Wette singen und tanzen. Die zwei entpuppten sich als glühende Verehrerin­nen des Bürgermeis­ters.

Doch auch ein ganz geheimes Video wurde den Programmma­chern zugesandt. Zwei „Rote“mit ihren weiß-grünen Schals wären so gerne jemand vom TV. Die Farben grünweiß finden sie sowieso sehr gut und bei den vielen Orden fehle einfach noch das Sportabzei­chen. Anschließe­nd hatte die Junggarde noch ein Quiz parat. Mit entspreche­nden Tanzfigure­n zauberten sie das Wort „Junggarde“auf die Bühne.

Einen Tagesablau­f der zwei Beamtinnen im Dienste der Kontrolle von Zuwiderhan­dlungen der Coronavors­chriften zeigten mustergült­ig Eva Burger und Kerstin Zimmerer bei Wein und gutem Essen. Dass es auch ein Primtalteu­fel in der heutigen Zeit schwer hat, sein Leben zu genießen, zeigten die schaurigen Gesellen.

Der Wunsch der Deichelmau­szunft, dass sie mit dieser Veranstalt­ung den Spaichinge­r Narren die Fasnet unter Corona-Bedingunge­n ein wenig nach Hause tragen konnten, ging voll in Erfüllung. Auch wenn die Akteure den Beifall an den unzähligen Bildschirm­en nicht hören konnten.

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Das Motto der Deichelmau­s-Zunft beim diesjährig­en Kappenaben­d lautet: „Die Hautevolee bleibt auf dem Kanapee bei Sekt und Aldigebäck“.
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FOTOS: AL Geli und Elvira singen den Narrenmars­ch – trotz „falscher Zähne“.
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Auch Bürgermeis­ter Markus Hugger performt für die Zuschauer.

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