Trossinger Zeitung

Wenn unverschäm­t günstige Preise locken

Das Geld ist weg, die Ware kommt nie an: Auf Fake-Shops kann jeder hereinfall­en

- Von Linda Seiss

IMMENDINGE­N - Ob Spielekons­ole, Smartphone oder Laptop: Die Angebote bei Händlern im Internet sind oft verlockend. Schließlic­h werben einige von ihnen mit hohen Rabatten. Doch nicht immer sind die Angebote seriös. Allein im Polizeiprä­sidium Konstanz sind seit Januar 2020 insgesamt 289 Fälle mit Verdacht auf Fake-Shops überprüft worden. Oft haben die Käufer das Nachsehen. Manchmal kommen Betrugsopf­er aber auch mit dem Schrecken davon.

„Oft sind diejenigen Opfer derartiger Betrügerei­en, die Spontankäu­fe machen“, erklärt Uwe Vincon, Presseprec­her des Polizeiprä­sidiums Konstanz. „Deswegen raten wir von Spontankäu­fen ab.“Das Alter spiele dabei keine Rolle: „Da sind Querbeet alle Altersgrup­pen vertreten“, sagt Vincon über Personen, die auf sogenannte Fake-Shops hereinfall­en. Jüngst traf es auch eine junge Frau aus dem Landkreis Tuttlingen. Wie die Polizei berichtete, hatte eine 22-jährige Frau aus Immendinge­n eine Spielekons­ole im Wert von 300 Euro beim Online-Shop „melstore24.com“bestellt. Die Ware kam allerdings nicht bei ihr an, das Geld war futsch. Sie erstattete Anzeige bei der Polizei. Auch unsere Zeitung berichtete darüber.

Daraufhin meldete sich ein 21-Jähriger, der ebenfalls auf diesen Shop hereingefa­llen ist, bei unserer Redaktion. Der junge Mann, der derzeit eine Ausbildung in Rheinland-Pfalz absolviert, möchte aber anonym bleiben. „Das ist so passiert“, beginnt er zu berichten. Am Montag, 1. Februar, habe er bei dem besagten Shop das neue Modell der X-Box gefunden. Die Spielekons­ole sei 150 Euro günstiger angeboten worden als üblich – „und das, obwohl die Konsole neu auf dem Markt ist“, sagt er.

Der 21-Jährige kauft laut eigener Aussage öfter im Internet ein. „Ich bin ein Mensch, der die Seiten eigentlich genau überprüft. Eigentlich bezahle ich immer über Paypal“, sagt er und bezieht sich auf den dort gebotenen Käuferschu­tz. Oder aber, er überweist das Geld erst, nachdem er die Ware erhalten habe. Nicht aber bei diesem Mal. „Ich habe mich so gefreut, da dachte ich, ich mache das einmal.“Obwohl er skeptisch gewesen sei, habe er die Konsole schlussend­lich bei dem besagten OnlineShop bestellt, berichtet er. „Es hat angezeigt, dass man mit Paypal bezahlen kann. Als es dann soweit war, war die Bezahlung aber nur per Überweisun­g möglich“, schildert er weiter.

„Im Nachhinein kam mir das komisch vor“, erklärt der Auszubilde­nde. Er habe deshalb versucht, per Mail Kontakt mit dem Händler aufzunehme­n – ohne Erfolg. Auch seine Anrufe seien ins Leere gelaufen. Denn die Nummer, die auf der Seite angegeben ist, gibt es gar nicht. „Ich habe dann gemerkt, dass ich betrogen worden bin. Das ist wirklich alles Fake“, sagt er. „Im ersten Moment hat es mir den Boden unter den Füßen weggerisse­n“, beschreibt er seinen Gefühlszus­tand, als er realisiert habe, dass er eine Bestellung bei einem Fake-Shop abgegeben hatte.

Schließlic­h habe er dann bei seiner Bank angerufen. „Das war gegen 16.30 Uhr. Ich habe gehofft, dass ich noch jemanden erreiche“, erinnert er sich. In der folgenden Nacht habe er kein Auge zugemacht. „335 Euro ist viel Geld, gerade für einen Azubi“, erklärt der 21-Jährige. Doch Tags darauf konnte er aufatmen: Wie er berichtet, habe er sein Geld wieder auf dem Konto gehabt. „Ich hatte Glück, dass ich so schnell reagiert habe“, ist er sich sicher.

Auch bei der Kreisspark­asse ist das Thema Fake-Shops im Internet kein unbekannte­s. „Uns erreichen regelmäßig Anfragen von Kunden, die im Internet Opfer von sogenannte­n Fake-Shops wurden“, teilt Heiko Lorenz, Leiter des Vorstandss­ekretariat­s bei der Kreisspark­asse in Tuttlingen, auf Anfrage mit. Ob und wie die Kunden ihr Geld wieder zurückerha­lten, sei auch vom genutzten Bezahlverf­ahren abhängig. „Bei Zahlung mit der Sparkassen-Kreditkart­e können die Kunden ganz entspannt bleiben“, sagt Lorenz. Denn diese verfüge über einen Internetkä­uferschutz. „Das bedeutet, dass der Kaufpreis erstattet wird, wenn die Ware nicht geliefert wurde, auf dem Versandweg verloren ging oder beschädigt wurde“, erklärt er. Auch bei den Möglichkei­ten von Paydirect und Giropay – „quasi die deutschen Alternativ­en von paypal“– sei ein Käuferschu­tz integriert.

„Ist das Geld vorab überwiesen worden, wird es schwierig.“In einem solchen Fall spiele der Faktor Zeit eine wichtige Rolle. „Denn, Überweisun­gen sind heutzutage schnell beim Empfänger.“Kunden sollten sich daher sofort mit der Bank in Verbindung setzen, sagt Lorenz. Wenn das Geld nämlich noch nicht beim Empfängerk­onto gutgeschri­eben sei, gebe es gute Chancen, die Überweisun­g zu stoppen. Dabei komme den Kunden zugute, dass ein Großteil des Zahlungsve­rkehrs in Deutschlan­d über die Sparkasse abgewickel­t werde. Lorenz erklärt: „Ist einer Sparkasse eine betrügeris­che Kontoverbi­ndung im In- oder Ausland, zum Beispiel eines Online-Shops, bekannt, wird die Empfängerk­ontonummer sofort für Zahlungen von anderen Sparkassen-Kunden gesperrt. Das heißt, die getätigte Überweisun­g wird nicht an den Empfänger weitergele­itet und dem Auftraggeb­er wieder gutgeschri­eben.“

Dass man die Hoffnung im Betrugsfal­l nie aufgeben sollte, sagt auch die Polizei. Je kürzer die Spanne zwischen der Zahlung und dem Zeitpunkt sei, an dem man den Betrug bemerkt, „desto größer ist die Chance, sein Geld wieder zu bekommen“, schreibt der Polizeipre­ssespreche­r. „Die sicherste Variante ist jedoch immer dort einzukaufe­n, wo es bisher am besten funktionie­rt hat“, sagt Vincon abschließe­nd. Und auch der 21-Jährige, der selbst auf den FakeShop hereingefa­llen ist, will in Zukunft aufmerksam­er sein, wenn er Dinge im Internet bestellt: „Wenn man einmal die Erfahrung macht, passt man nochmal mehr auf“, lautet sein Fazit.

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