Gesundheitsamt ordnet Absonderung an: Mitarbeiter müssen in „Pendlerquarantäne“
Nach zahlreichen Corona-Fällen wird in der Helios-Klinik in Rottweil die Reißleine gezogen – Krankenhaus darf von Externen nicht mehr betreten werden
KREIS ROTTWEIL - Das Gesundheitsamt und die Helios-Klinik Rottweil ziehen die Reißleine: Weil sich das Coronavirus immer mehr verbreitet, wird das Krankenhaus unter Absonderung gestellt. 55 Mitarbeiter wurden inzwischen positiv getestet. Das hat jetzt weitreichende Folgen.
Die derzeit laufenden Massentests bringen das ganze Ausmaß zutage: Inzwischen wurden bereits mehr als 50 infizierte Mitarbeiter ermittelt, teilt die Klinik am Freitag mit. Das Ordnungsamt habe auf Veranlassung des Gesundheitsamts Rottweil nun „die Absonderung der Helios Klinik Rottweil“angeordnet.
Das bedeutet: Abschottung ist angesagt. Der Zutritt zum Krankenhaus ist für Externe jetzt nicht mehr erlaubt. Doch keine Regel ohne Ausnahme: Ausgenommen von dieser Anordnung sind laut Gesundheitsamt die eingemieteten Praxen, die Dialyse und medizinische Notfälle. Ebenfalls ausgenommen sind Schwangere, deren Begleitpersonen zur Geburt sowie Angehörige von Sterbenden.
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Der Corona-Eintrag in die Klinik war am ersten Februar-Wochenende bei einer Kontrolle auf der Intensivstation entdeckt worden. Seither wird die komplette Belegschaft getestet.
Anlass für die Maßnahme, die am Freitagnachmittag vom Ordnungsamt der Stadt Rottweil angeordnet wurde, sind die positiv getesteten Beschäftigten der Klinik aus verschiedenen Berufsgruppen. Auch zwei Patienten wurden als positiv identifiziert und auf die Isolierstation verlegt. Einen Hinweis auf eine Mutante gibt es seitens des Labors nicht, teilt die Klinik mit.
Für alle Mitarbeiter aus der Pflege, dem ärztlichen Dienst, den Funktionsbereichen und dem OP, für Reinigungsund Servicekräfte und für alle Mitarbeiter im Lager, in der Apotheke und in der Verwaltung hat die Anordnung weitreichende Folgen: Sie alle sind ab sofort in der sogenannten „Pendlerquarantäne“. Dies hatte die Klinik bislang zu vermeiden versucht.
Doch nun gelten alle als Kontaktpersonen der Kategorie 1, kurz KP1. Als solche dürfen sie lediglich von ihrem Wohnort zur Klinik fahren und zurück. Zuhause müssen sie sich von der Familie absondern – also keine gemeinsamen Mahlzeiten einnehmen, auf die Desinfektion von Flächen in Küche und Bad achten und Abstand zu den Familienmitgliedern halten. Wer positiv getestet wurde, ist natürlich von der Regelung ausgenommen, er bleibt in Quarantäne zuhause, betont die Klinik.
Auch alle Patienten, die derzeit stationär in der Klinik sind, sind von den Maßnahmen betroffen: Auch sie gelten nun als KP1. Ihre Entlassung erfolge in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt.
Notfälle werden weiterhin in der Klinik behandelt, doch auch dabei bleibt es dann nicht ohne Folgen für die Patienten. Es greift ebenfalls die Regelung, dass sich die Patienten nach der Notfallbehandlung im Rottweiler Krankenhaus in häusliche Quarantäne begeben müssen.
Der Kreißsaal der Klinik bleibt in Betrieb, und es ist weiterhin eine Begleitperson zur Geburt möglich. Allerdings darf diese nach der Geburt nicht auf die Wöchnerinnenstation, sondern muss das Krankenhaus wieder verlassen und sich ebenfalls in häusliche Absonderung begeben. Besuche des Partners auf der Wöchnerinnenstation sind bis auf weiteres untersagt.
Alle eingemieteten Praxen in der Helios Klinik sowie die Dialyse sind von der Absonderung ausgenommen, deren Patienten gelten nicht als Kontaktpersonen Kategorie 1. Diese können also ihre Arzttermine weiterhin wie geplant wahrnehmen.
Wie konnte es zu diesem Geschehen kommen? Muss das Hygienekonzept verändert werden? Sprecherin Andrea Schmider erklärt auf diese Fragen: „Wir gehen davon aus, dass wir ein stimmiges Hygiene-Gesamtkonzept für unser Krankenhaus haben, was auch die vergangenen Monate gezeigt haben. Wir hatten von Beginn an immer eine hohe Belastung mit Corona-positiven Patienten – im Moment sind es immer noch 22 Infizierte, die auf der Isolierstation liegen – und die Situation bisher immer gut im Griff. Doch jedes Konzept ist nur so gut, wie es vom Einzelnen gelebt wird.“Die Mitarbeiter seien laufend geschult und immer wieder darauf aufmerksam gemacht worden, die Maskenpflicht strikt einzuhalten. Dies sei auch kontrolliert worden.
Bei den Klinikmitarbeitern gebe es inzwischen rund 120 Geimpfte. Und die Sprecherin hat weitere Neuigkeiten: Ende vergangener Woche habe die Klinik vom Land BadenWürttemberg 220 Dosen Impfstoff erhalten, „den wir selbst verimpfen werden“.