Fehlleistungen und Schuldgefühle
Deutsche Biathleten stehen nach fünf WM-Rennen noch ohne Medaille da
POKLJUKA (SID) - Denise Herrmann redete nach der nächsten Enttäuschung und dem schlechtesten deutschen WM-Start seit acht Jahren Klartext. „Mir sind doch ein bisschen die Nerven durchgegangen. Ich war ganz schön angeknockt und habe die Spannung nicht halten können. Das letzte Schießen mit zwei Fehlern ärgert mich extrem“, sagte Herrmann nach Platz acht in der Verfolgung frustriert, nachdem sie bis kurz vor Schluss auf Medaillenkurs lag. Man sei „ein bisschen bedröppelt“, räumte DSV-Trainer Kristian Mehringer ein.
Während Biathlon-Königin Tiril Eckhoff ihre dritte WM-Goldmedaille von Pokljuka frenetisch feierte, verfehlten die deutschen Frauen um Herrmann trotz eines mannschaftlich starken Ergebnisses das erhoffte Podium erneut knapp. Die erfolgsverwöhnten DSV-Männer um Olympiasieger Arnd Peiffer erlebten bisher gar historische Enttäuschungen.
Bereits am Samstag hatte die Herrmann im Sprint über 7,5 km Bronze als Vierte um 7,9 Sekunden verpasst. Entsprechend unglücklich war sie schon da: „Man steht einfach nicht gerne neben dem Podium“, sagte die Verfolgungs-Weltmeisterin von 2019 geknickt. Auch Franziska Preuß haderte nach den Rängen acht und fünf. „Läuferisch fühle ich mich richtig gut, aber es fehlt einfach der
Millimeter. Ich muss das Rennen sacken lassen. Ich hoffe, dass irgendwann einmal alles zusammenpasst“, sagte sie. Wie es geht, zeigte die überragende Eckhoff den deutschen Kolleginnen – Gold mit der Mixed-Staffel, und dann auch noch Sieg in Sprint und Verfolgung. Während dem DSVTeam in den entscheidenden Momenten bisher Glück und Power fehlte, blieb die kleine Norwegerin cool.
Ganz im Gegensatz zu den deutschen Männern: Denen gelang nach dem historischen Debakel im Sprint auch in der Verfolgung nicht die erhoffte Aufholjagd. Über die 12,5 km kam Peiffer bei der Titelverteidigung des Franzosen Emilien Jacquelin als bester DSV-Athlet nur auf Rang 20. Der 33-Jährige konnte sich nach vier Schießfehlern zwar um 16 Plätze verbessern, es änderte aber trotzdem nichts am bisher schlechtesten WMResultat in der Verfolgung. „Bei 80 Prozent Trefferleistung kann man so schnell laufen wie man will“, haderte Peiffer.
Man habe nach solchen Leistungen gar „Schuldgefühle gegenüber dem Team“, räumte der Routinier ein. Aber, „wir haben schon noch was vor“. Am Dienstag (12.05 Uhr/ZDF und Eurosport) gibt es im Einzel über 15 km die nächste Chance für die Frauen, die Männer stehen am Mittwoch im Klassiker über 20 km unter Zugzwang. „Ich hoffe, dass wir im Team noch die Medaillen holen“, sagte Herrmann. In den verbleibenden Rennen wolle das Team „beweisen, dass wir zu den besten Nationen gehören“, sagte auch Bundestrainer Mark Kirchner in der ARD. Der desaströse Sprint wirkte aber auch bei ihm noch am Sonntag nach. Es habe einen Anpfiff gegeben, „den braucht das Team auch mal. Da gibt es auch nichts schönzureden. Wir sind extrem enttäuscht.“