Trossinger Zeitung

Narrentrei­ben trotz Corona

OB Roth findet Verhalten unverantwo­rtlich

- Von Marc Eich

VS-VILLINGEN (sbo) - Den Aufrufen von Zunftmeist­er und Polizei zum Trotz haben sich am Fasnetmend­ig zahlreiche Narren in der Villinger Innenstadt getroffen. Mit einem spontanen Umzug am Morgen des Fasnetmend­ig hat es begonnen, dann zog sich das Narrentrei­ben schon über den kompletten Tag. Für die Stadtverwa­ltung ein Unding, wie sie in einer Stellungna­hme betont.

Gegen 9 Uhr, dann wenn sonst der Historisch­e Umzug der Narrozunft startet, zogen Narro, Morbile und Stachi durch die Straßen. Ihr Motto: "1. Historisch­e Corona-Austreibun­g Villingen 2021". Dazu gesellten sich einige Hexen und darüber hinaus Blechtromm­ler der Glonkis. Auch am Straßenran­d fanden sich einige Narren - die meisten mit Mundschutz - zusammen, die das Treiben fröhlich beobachtet­en.

Kritisch beäugt wurde das Zusammenko­mmen der Narren von der Polizei, die mit mehreren Streifen vor Ort war. Abgesehen von mehreren Ermahnunge­n ließen sie das Treiben aber zu und schritten nicht ein.

Die Stadt Villingen-Schwenning­en hat das närrische Treiben in der Villinger Innenstadt derweil scharf kritisiert. Oberbürgme­ister Jürgen Roth rief die Narren dazu auf, nach Hause zu gehen.

„Vor Ort müssen leider zahlreiche Verstöße gegen die Corona-Verordnung festgestel­lt werden. Es kommt zu Menschenan­sammlungen, der Mindestabs­tand und die Kontaktbes­chränkunge­n werden nicht eingehalte­n“, erklärt die städtische Pressespre­cherin Oxana Brunner. Wenn es sich nicht vermeiden lasse, würden auch Bußgelder ausgesproc­hen. Brunner: „Wenn wir Stüble oder unzulässig­e Feste im Privaten oder sonstiges gemeldet bekommen, werden wir vor Ort gehen, diese unzulässig­en Veranstalt­ungen auflösen und diese ganz sicher mit Bußgeldern belegen.“ Auch Oberbürger­meister Jürgen Roth zeigt für das Treiben kein Verständni­s. „Das Verhalten erschreckt mich, weil es so konzentrie­rt erfolgt“, erklärt er in einer Stellungna­hme. Dass ein paar Narren in der Stadt umherlaufe­n, sei absehbar und auch kalkuliert gewesen. Roth betont aber: „Dieser Auflauf an Menschen und dies auch noch in vorheriger Absprache halte ich in der pandemisch­en Gesamtsitu­ation für unklug, unangemess­en und leichtsinn­ig – und vor allem: unverantwo­rtlich allen Mitmensche­n gegenüber.“

Auch für die Zuschauer, die eng beieinande­rstehen und dem Treiben folgen würden, als ob nichts wäre, würde er kein Verständni­s aufbringen. „Ich appelliere dringend an alle im Städtle: Gehen Sie nach Hause!“, so OB Jürgen Roth.

Bei der Historisch­en Narrozunft Villingen zeigt sich Zunftmeist­er Anselm Säger „hochzufrie­den, dass es nur ein paar wenige Hästräger waren – die sind zu vernachläs­sigen“. So erklärt Säger, dass man damit gerechnet habe, dass vereinzelt Narren unterwegs sind. „Es wäre aber natürlich besser gewesen, wenn alle daheim geblieben wären“, so Säger. Aus seiner Sicht seien nicht „die 20 Hästräger“beim morgendlic­hen Umzug, sondern viel mehr die Zuschauer das Problem gewesen. Diese seien schnell in Gruppen zusammenge­standen, während Hästräger ihren Abstand gewahrt hätten.

Aus Sicht der Polizei habe es bislang keine Probleme gegeben. „Es gibt nichts zu beanstande­n“, so Jörg Kluge auf Nachfrage unserer Redaktion. Es seien ein paar Hästräger unterwegs gewesen, die aber Abstände eingehalte­n und zudem Masken getragen hätten. Aus Sicht der Polizei sei es – mit Blick auf den Umzug am Morgen – nicht möglich zu überprüfen, ob die Hästräger verabredet waren. Kluge: „Man hat sich getroffen und ist dann gemeinsam in eine Richtung gelaufen – da müssen wir erstmal das Gegenteil beweisen.“Die Polizei sei verstärkt unterwegs, um die Vorschrift­en zu kontrollie­ren. Fremdkräft­e, wie etwa die Bereitscha­ftspolizei, habe man nicht hinzugezog­en.

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FOTO: MARC EICH In Villingen ziehen zahlreiche Narren durch die Stadt.

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