Trossinger Zeitung

Region ist zu 100 Prozent versorgt mit Ärzten

In Bad Dürrheim darf sich, abgesehen von einem HNO-Arzt, kein weiterer Facharzt niederlass­en

-

BAD DÜRRHEIM/SCHWARZWAL­DBAAR-KREIS (sbo) - Immer wieder ist in der Vergangenh­eit der Wunsch nach Fachärzten in Bad Dürrheim laut geworden – vor allem ein Augenarzt steht ganz oben auf der Wunschlist­e. Allerdings dürfte sich momentan gar keiner niederlass­en: Die Region gilt bei der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g als zu 100 Prozent versorgt.

Zum Überblick zunächst ein paar Zahlen: Die Ärztekamme­r BadenWürtt­emberg meldete im Juli 2020 erneut einen Anstieg bei der Facharztpr­üfung zum Allgemeinm­ediziner. Sie sei laut eigener Statistik die am häufigsten absolviert­e Prüfung aller Ärzte in Baden-Württember­g.

Insgesamt 234 Ärzte haben 2019 die Facharztpr­üfung für Allgemeinm­edizin abgelegt. Auf dem zweiten Platz folgten die Facharztan­erkennunge­n für Innere Medizin (223) und für Anästhesio­logie (188) auf dem dritten Platz.

Schon 2018 war die Facharztan­erkennung für Allgemeinm­edizin ganz vorn – damals waren es 238 Anerkennun­gen, ebenfalls gefolgt von Innerer Medizin (226) und Anästhesio­logie (155). Noch 2017 hatte das Fachgebiet Innere Medizin die meisten Anerkennun­gen (217), Allgemeinm­edizin belegte damals Platz zwei (198).

Generell gibt es laut Landesärzt­ekammer immer mehr Ärzte im Land. Zum 31. Dezember 2019 registrier­te die aktuelle Ärztestati­stik insgesamt 69 199 Mediziner. Man könne davon ausgehen, dass bis zum heutigen Zeitpunkt die Marke von 70 000 überschrit­ten sei. Berufstäti­g waren zum Stichtag rund 51 000 unter anderem in Praxen, Versorgung­szentren, Kliniken und Behörden.

Seit dem Jahr 1990 gibt es einen Ärzte/Einwohner-Schlüssel. Dieser wurde von der damaligen Bundesregi­erung eingeführt, um den Kostenanst­ieg

im Gesundheit­swesen einzugrenz­en.

Ziel war es, den Beitragssa­tz stabil zu halten, blickt der Pressespre­cher der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g, Kai Sonntag, zurück. Der damalige Gedankenga­ng sei vereinfach­t der gewesen: Mehr Ärzte führen zu mehr Arztbesuch­en und diese lassen die Kosten steigen. Das damals verfasste Regelwerk wurde zwar in den vergangene­n drei Jahrzehnte­n immer wieder angepasst, „im Kern blieb es aber gleich“.

Dieses Recht stellt ein Bundesrech­t dar, bei dem die Ärzteverso­rgung des Jahres 1990 als 100 Prozent angenommen wurde. Die Anpassung sei immer eine politische Sache gewesen. Es führt nun in der Realität dazu, dass die Region als versorgt gilt, man jedoch trotzdem bei Fachärzten lange auf einen Termin warten müsse.

Aus dieser 100-Prozent-Versorgung des Schwarzwal­d-Baar-Kreises rührt es, dass sich in Bad Dürrheim kein weiterer Facharzt niederlass­en darf - mit zwei Ausnahmen: Eine Unterverso­rgung besteht bei Hals-Nasen-Ohrenärzte­n, hier dürfte sich noch einer in der Region niederlass­en.

Bei den Hausärzten gibt es eine Versorgung­squote von 102 Prozent, erst bei 110 Prozent gilt der Landkreis als versorgt. Diese Berechnung wird von der Ärztekamme­r drei Mal pro Jahr gemacht, im Frühjahr, im Sommer und im Herbst, die letztgenan­nten Zahlen sind vom 27. Oktober 2020.

Kai Sonntag weist noch auf eine andere Entwicklun­g hin. Damals, als 1990 die Quote eingeführt wurde, gab es keine Hausärzte in einem Angestellt­enverhältn­is. Das hat sich geändert. Mittlerwei­le gibt es einige, beispielsw­eise in Versorgung­szentren, die nicht mehr die traditione­lle selbststän­dige Hausarztpr­axis führen. Hier ist ein Wandel im Denken der jüngeren Ärzte eingetrete­n. Viele möchten sich nicht mit der Bürokratie, wie beispielsw­eise Abrechnung­en, abgeben. Zusätzlich gibt es auch mehr weibliche Ärzte, die eher in Teilzeit arbeiten möchten und somit als Inhaberin einer klassische­n Hausarztpr­axis ausscheide­n.

 ?? FOTO: OLIVER BERG ?? Die Ärzteverso­rgung im Schwarzwal­d-Baar-Kreis ist sehr gut.
FOTO: OLIVER BERG Die Ärzteverso­rgung im Schwarzwal­d-Baar-Kreis ist sehr gut.

Newspapers in German

Newspapers from Germany