Schnelltests sind beliebt – und werden bald einfacher
Mehrere Ärzte und Apotheken im Landkreis bieten Nasenabstriche an – Im März sollen Tests für Laien kommen
TUTTLINGEN - Irgendwie kratzt es im Hals und der Besuch bei den Großeltern steht an – hab ich denn nun Corona oder nicht? Ab dem 1. März soll es vermehrt Angebote für Schnelltests geben und die sollen laut Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sogar kostenlos sein. Aktuell müssen Interessenten sie noch selbst bezahlen – und doch werden die Antigentests im Landkreis Tuttlingen rege nachgefragt.
So rege sogar, dass manche Hausarztpraxen abwehren, wenn es um einen Artikel in der Zeitung geht. Das würde den Ansturm nur vergrößern, heißt es aus einer Tuttlinger Praxis. In der Gemeinschaftspraxis im Tuttlinger Ärztezentrum ist man offener: Ja, die Schnelltests würden seit kurzem angeboten, sagt Ärztin Martina Klein, bisher sei die Nachfrage aber noch überschaubar.
Anders bei Dr. Jürgen Kaufmann in Liptingen. Er hat die Tests schon länger im Angebot und zuletzt viele Abstriche gemacht. „Aktuell hat sich die Lage etwas beruhigt, weil die Inzidenz runtergeht“, sagt Kaufmann, „aber wir warten auf die nächste Welle.“Eine Bescheinigung über einen negativen Coronatest braucht zum Beispiel, wer einen Besuch im Pflegeheim machen oder ins Ausland fahren will.
Kaufmann warnt davor, sich zu sehr auf das Testergebnis zu verlassen: „Das ist immer nur eine Momentaufnahme, am nächsten Tag kann man sich schon angesteckt haben.“Das Ergebnis sei nur so gut wie das Abnahmeverfahren, meint Kaufmann: „Wenn er richtig gemacht wird, ist so ein Abstrich verdammt unangenehm, der treibt einem Tränen in die Augen. Das gehört in die Hände von Fachpersonal.“
Deshalb sind Schnelltests bislang auch nicht frei auf dem Markt verkäuflich. Neben Arztpraxen dürfen aber auch Apotheken Abstriche anbieten. Seit dem Ende der Weihnachtsferien machen das laut Landesapothekerkammer vier Apotheken im Kreis.
Die Nachfrage schwankt, heißt es von der Linden-Apotheke in Immendingen. Zum Wochenende hin sei sie höher, hat Mitarbeiterin Rüveyda Cicek beobachtet. Aber nicht jeder darf so einen Test machen: „Nur wer symptomfrei ist und keinen Kontakt mit einer positiv getesteten Person hatte“, sagt Cicek. Das gilt für alle Apotheken, die solche Tests anbieten. Preislich liegen die Schnelltests meist bei etwa 40 Euro.
Der Preis mag hoch erscheinen für einen kurzen Abstrich durch die Nase, aber er beinhaltet nicht nur das Teststäbchen, sondern auch die Arbeitszeit. „Wir rechnen mit einer halben Stunde pro Test“, sagt Apotheker Oliver Oehrle von der ParacelsusApotheke in Spaichingen. Der Abstrich gehe zwar relativ schnell, bis das Testergebnis vorliegt, dauert es aber eine Viertelstunde. Zudem müssten die Testpersonen vorher einen Fragebogen ausfüllen, so Öhrle.
Hinzu kommt, dass derjenige, der den Test macht, „geschützt sein muss“, sagt Hannes Egle, Inhaber der Honberg-Apotheke in Tuttlingen.
„Und man müsste die Tests vom anderen Apothekenbereich separieren.“Das Prozedere ist aufwändig – das ist ein Grund, weshalb Egle sich dagegen entschieden hat, die Tests anzubieten. Der andere: Sie werden in der unmittelbaren Umgebung der Apotheke in Arztpraxen angeboten. Und: Egle und andere Apotheker setzen darauf, dass bald Coronatests für Laien auf den Markt kommen, „dann hätte sich das ohnehin erübrigt.“
Bei den neuen Tests soll zum Teil kein Abstrich mehr nötig sein, eine Speichelprobe soll ausreichen. Damit dürften die Tests auch für ungeübte Hände relativ einfach durchzuführen sein, schätzt Rainer Koch von der Tuttlinger Engel-Apotheke. Ersten Schätzungen zufolge sollen sie zu einem Preis von maximal 15 Euro zu kaufen sein. Nur zugelassen werden müssen sie eben noch – die Apotheker wären vorbereitet. „Sobald sie auf dem Markt sind, werden wir sie anbieten“, sagt Koch. Ob es eine Apothekenpflicht geben wird, ist noch nicht klar. Es könnte die Tests also auch in Drogerien geben.
Wie zuverlässig die neuen Tests sind, ist noch nicht bekannt. Die herkömmlichen Antigen-Schnelltests liegen – wenn korrekt ausgeführt – laut Studien zwischen 88 und 99 Prozent.
Anders als PCR-Tests weisen die Antigentests Proteinfragmente des Virus nach, nicht das Erbmaterial.