Trossinger Zeitung

Meister der Selbstdars­tellung

- Von Ralf Müller

Das muss man der CSU lassen: In Sachen Selbstinsz­enierung und Verkaufe ist sie unter den Parteien in Deutschlan­d ungeschlag­ener Meister. Während sich die anderen beim digitalen politische­n Aschermitt­woch schwertate­n, setzte sie mit Moderator und Nebenberuf­sGeneralse­kretär Markus Blume eine nahezu perfekte Show um. Obendrein gelang es ihr auch noch, eineinhalb Stunden CSU-Propaganda vom Feinsten via Phoenix bundesweit in die Wohnzimmer zu schicken. Und das zum Nulltarif. Die befürchtet­e Langeweile blieb aus.

An der Art und Weise, wie CSUChef Markus Söder seine Botschafte­n kurzweilig und immer mit einer Prise Humor gewürzt ans Publikum brachte, könnte sich so mancher TVModerato­r eine Scheibe abschneide­n. Es kommt nicht von ungefähr, weil Söder in diesem Metier schon einmal tätig war, ehe er zur Eroberung der CSU ansetzte. Vielleicht war das aber auch schon Teil seiner lang angelegten Strategie mit dem Endpunkt Ministerpr­äsident.

CDU-Chef Armin Laschet zu einem Grußwort einzuladen, könnte ein geschickte­r, ja geradezu ausgefeimt­er Schachzug der CSU-Parteizent­rale gewesen sein. Einerseits wurde so die Verbundenh­eit, welche die Söder-CSU der Schwesterp­artei entgegenbr­ingt, unter Beweis gestellt, anderersei­ts wurde zum Vergleich der Kanzlerkan­didaten eingeladen. Wer der Punktesieg­er sein würde, stand von vornherein fest.

Inhaltlich kam nicht viel Neues: Beim Thema Öffnungen bremst Söder. Die grünen Verirrunge­n beim Einfamilie­nhaus nutzte er, um auf Distanz zu gehen – nicht ohne sich eine Hintertür für Schwarz-Grün offenzuhal­ten: Wenn man mit SPDChefin Saskia Esken in Berlin und mit Freie-Wähler-Protagonis­t Hubert Aiwanger in München klarkomme, warum nicht auch mit anderen Parteien? Die Beteuerung „Ich bleibe der CSU-Familie immer treu“sagte ja nun wirklich gar nichts über Söders künftige Ambitionen. Eines fiel jedenfalls auf: Vom bräsigen „Mir san mir“, das Nicht-Bayern die Sympathie mit dem Freistaat schwer macht, war nichts zu vernehmen.

politik@schwaebisc­he.de

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