Der Weg in die moderne Zukunft beginnt
Digitalisierung ist zentrales Thema am Schulverbund
VS-SCHWENNINGEN (sbo) - Es war das Thema Ende 2020: Was passiert mit dem Schulverbund am Deutenberg? Der Gemeinderat von Villingen-Schwenningen stimmte für eine Sanierung in Etappen. Schulleiter Bernd Ellinger zeigt die großen Baustellen auf und spricht über seine Ziele und Wünsche.
Im Gebäude des Schulverbunds am Deutenberg herrscht überwiegend Stille. Schulleiter Bernd Ellinger, ein paar Kollegen und etwa 20 Kinder in der Notbetreuung sind in der Woche vor den Fastnachtsferien die einzigen, die das Schulhaus aufsuchen. Die restlichen Schüler werden online zu Hause unterrichtet.
Online, das Stichwort für die Zukunft der Schule. Wie im Dezember 2020 vom Gemeinderat der Stadt Villingen-Schwenningen beschlossen, soll die Schule zukunftsfähig gemacht werden. Dazu gehören nicht nur bauliche Veränderungen, die beispielsweise den Brandschutz betreffen, sondern vor allem auch die digitale Ausstattung.
Momentan, erklärt Bernd Ellinger, habe die Schule vier stationäre Computerräume. „Das sind auch die einzigen Unterrichtsräume, die mit Internetzugängen ausgestattet sind“, verdeutlicht der Schulleiter das Problem, das nicht erst mit der CoronaPandemie zu einem wurde. „Zum Teil sind die Räume sogar improvisiert eingerichtet – durch das handwerkliche Geschick unserer Hausmeister.“Soll heißen: Wo früher Bunsenbrenner und Reagenzglas im Unterricht Anwendung fanden – nämlich in naturwissenschaftlichen Fachräumen – stehen heute etwa 15 Rechner und Bildschirme. „Das ist natürlich kein Zustand“, stellt Ellinger klar.
Aus diesem Grund spielt für den Schulleiter die Digitalisierung im Rahmen der Modernisierung seiner Schule auch eine bedeutende Rolle. Um diese grundsätzlich voranzutreiben, hat das Kultusministerium ein Förderprogramm ins Leben gerufen. Mithilfe des sogenannten Medienentwicklungsplans (MEP), den die Schulen in Abstimmung mit den jeweiligen Trägern selbst aufstellen müssen, können Fördermittel beantragt werden. „Der MEP beinhaltet vom Ist-Stand über konkrete Ziele bis zu den Maßnahmen für die Unterrichtsentwicklung unter Nutzung digitaler Medien eine stimmige Planung. Diese Ziele werden zwischen Schule und Schulträger zeitlich terminiert. Wichtig in diesem Prozess ist, dass neben der unterrichtlichen Umsetzung auch die erforderlichen Schritte in der schulischen Personalentwicklung und der Lehrkräftefortbildung einbezogen werden“, erklärt das Kultusministerium Baden-Württemberg das Konzept.
Und wie weit ist der Schulverbund damit? „Wir werden bis zum Sommer den Plan erstellt haben“, betont Ellinger. Tatsächlich habe man erst damit begonnen, als eine Perspektive für die Schule erkennbar war. „Es war lange ja nicht klar, dass es keine Generalsanierung oder gar einen Neubau geben wird. Erst seit klar ist, wie die Modernisierung vonstatten gehen soll, planen wir die Konzeption.“Was allerdings nicht heiße, dass am Schulverbund bei null begonnen werden muss. „Wir waren ja verpflichtet, eine Raumbedarfsplanung zu erstellen – und im Wesentlichen sind in dieser Ausarbeitung all die Ideen bereits niedergeschrieben“, erklärt Ellinger. „Wir müssen das nur noch in die Form des Medienentwicklungsplans bringen. Deshalb bin ich auch so sicher, dass wir das bis zum Sommer problemlos schaffen werden.“
Wie weit die Überlegungen schon sind, macht Bernd Ellinger im Gespräch deutlich: So seien die Ideen der digitalen Ausrichtung auf fünf Säulen gebaut. „Die erste, klassische Säule sind die stationären Computerräume, die auch in der bisherigen Anzahl meiner Ansicht nach notwendig sind.“Bislang gibt es vier Computerräume. Die zweite Säule beinhalte die Ausstattung aller Unterrichtsräume mit WLAN und digitalen Unterrichtsmedien wie interaktive Whiteboards.
„Die dritte Säule wiederum ist die Ausstattung mit mobilen Geräten, um Projekt- oder Gruppenarbeiten zu ermöglichen.“Hier seien erste Schritte durch den Digitalpakt der Bundesregierung schon gemacht worden. So habe der Schulverbund bereits 93 Notebooks bekommen, die auch schon an die Schüler verteilt seien. Die vierte Säule betrifft das Lernen außerhalb des Unterrichts im Schulgebäude. Hier sieht Ellinger die Notwendigkeit einer Schülerbücherei – „einerseits tatsächlich mit Büchern zum Nachschlagen, aber vor allem auch mit Möglichkeiten, auf eine digitale Mediathek zuzugreifen“. Als fünfte Säule nennt Ellinger die Schulorganisation als einen wesentlichen Aspekt. Hierunter verstehe er die Kommunikationsmöglichkeiten zwischen Schülern und Lehrern sowie innerhalb des Kollegiums.
Im Gespräch wird deutlich, in welchem Zusammenhang Digitalisierung und Zukunftsfähigkeit der Schule stehen. Umso bedeutender könnte der Medienentwicklungsplan werden, wie Ellinger verdeutlicht: „Gemäß dem Digitalpakt könnten uns bis zu 500 000 Euro an Zuschüssen genehmigt werden. Das reicht zwar wohl nicht für eine Vollausstattung, aber sicherlich für einen beträchtlichen Teil.“Dennoch betont er mit einem Blick in die Nachbarschaft: Hinter den technischen Voraussetzungen des jüngst sanierten Gymnasiums wolle seine Schule nicht zurückbleiben.
Allerdings ist in dem großen Paket der Schulsanierung die digitale Infrastruktur bei Weitem nicht die einzige Baustelle, wie Bernd Ellinger beim Rundgang durch das Schulgebäude aufzeigt: Böden, Jalousien, Belüftungsanlagen, Brandschutzwände und eine moderne Brandmeldeanlage, die zu Teilen bereits installiert wurde, werden weitere Kosten verursachen. „Einen konkreten Zeitplan zur Umsetzung gibt es noch nicht, der war aber in der Zeit zwischen dem Gemeinderatsbeschluss bis heute auch nicht zu erwarten“, stellt Ellinger klar.
Nichtsdestotrotz hofft der Schulleiter, dass bis zu den kommenden Ferien um Ostern „das eine oder andere“gemacht werden könnte. „Das Thema Brandschutzwände und andere große Maßnahmen werden ausgeschrieben. Das braucht seine Zeit“, so Ellinger. Aber weitere Erneuerungen der Fußböden oder Ähnliches könnten eventuell schon vorher in Angriff genommen werden, glaubt er.
Die größte Herausforderung, die er auf seine Schule, Kollegen, Schüler, Planer und Firmen zukommen sieht, wird die geplante Sanierung im laufenden Betrieb. „Das wird nicht einfach und da hoffe ich sehr, dass hier die Abstimmung mit allen Beteiligten gut läuft. Wir sind ja nicht von heute auf morgen in der Lage, eine oder mehrere Schulklassen plötzlich auszulagern. Da brauchen wir dann schon einen Vorlauf von sechs bis acht Wochen“, betont Ellinger. Außerdem hofft er, dass die Ferien in den kommenden beiden Jahren „effektiv genutzt werden“– in dieser Zeit könnten die Gewerke schließlich frei arbeiten.
Bis die Sanierungsarbeiten beginnen, wird wohl noch etwas Zeit ins Land gehen. Der nächste Schritt in Sachen Veränderung an der Schule wird laut Schulleiter Ellinger wohl die Rückkehr der Schüler in den Präsenzunterricht sein – wann auch immer das sein wird.