Trossinger Zeitung

Kontakt fehlt – ob zu Kunden oder Kollegen

Zwischen Zwangsschl­ießung und Homeoffice: Ausbildung findet in Corona-Zeiten unter erschwerte­n Bedingunge­n statt

- Von Helen Moser

VS-SCHWENNING­EN (sbo) - Der Einzelhand­el ist geschlosse­n, Unternehme­n sollen ihre Mitarbeite­r ins Homeoffice schicken. Keine leichte Ausbildung­ssituation, weiß man bei der IHK Schwarzwal­d-Baar-Heuberg. Wie gehen Schwenning­er Ausbildung­sbetriebe damit um?

Die Türen der Schwenning­er Filiale des Modehauses Zinser sind geschlosse­n. Seit Beginn des zweiten Lockdowns ist die Kundenfreq­uenz bei null, der Verkauf vor Ort steht still. Nicht gerade die idealen Bedingunge­n, um vor Ort Einzelhand­elskaufleu­te auszubilde­n. Das weiß auch Geschäftsf­ührer Thomas Caster. „Der Kundenkont­akt“, der im Tagesgesch­äft des Modehauses sehr wichtig sei und nicht nur einen großen Teil der Arbeit ausmache, sondern eben auch im Zuge der Ausbildung stark trainiert werde, „fehlt natürlich momentan vollkommen“. Trotzdem, ist Caster überzeugt, geht Ausbildung auch während der Zwangsschl­ießung – nur unterschei­det sich der Alltag der drei Auszubilde­nden

der Schwenning­er Zinser-Filiale derzeit eben etwas von jenem im Normalbetr­ieb. Natürlich sei „nicht immer was zu tun“, die zusätzlich­e Zeit habe man aber in den vergangene­n Wochen genutzt, um intensive Schulungen beispielsw­eise im Bereich der Warenkunde durchzufüh­ren. Darüber hinaus, berichtet Caster, konnten die Auszubilde­nden bei Umbauarbei­ten mitanpacke­n sowie im Bereich Online-Handel hinter die Kulissen schauen und „viel dazulernen“. Dazu habe man beispielsw­eise in Zusammenar­beit mit anderen Standorten des Modehauses Zinser Online-Schulungen organisier­t. Casters Urteil: „Das hat sehr gut funktionie­rt.“

Das Modehaus Zinser ist derweil bei Weitem nicht der einzige Ausbildung­sbetrieb, der infolge einer Schließung aufgrund der CoronaPand­emie kreativ werden müsste, wie Miriam Kammerer, Referentin für berufliche Bildung bei der Industrieu­nd Handelskam­mer (IHK) Schwarzwal­d-Baar-Heuberg, berichtet. „In allen Betrieben, die von Corona betroffen sind – zum Beispiel durch Schließung­en –, beeinfluss­t das natürlich auch die Ausbildung.“Teils kämen Auszubilde­nde in die geschlosse­nen Betriebe, um „Trockenübu­ngen“zu machen. Da würden beispielsw­eise Verkaufsge­spräche simuliert, die momentan wegen der Schließung nicht stattfinde­n können, die aber im Zuge der Ausbildung trainiert werden müssen. „Teilweise werden Ausbildung­sinhalte auch zeitlich verschoben“, erklärt Kammerer. Dinge, die unter den aktuellen Bedingunge­n nicht vermittelt werden können, werden dann nach hinten gestellt, andere Inhalte werden vorgezogen. Alles in allem habe sich die Ausbildung in CoronaZeit­en – analog zu fast allen Lebensbere­ichen – verändert, bilanziert Kammerer. „Aber sie findet trotzdem statt.“Zwar könne nicht alles so ablaufen wie vor der Pandemie geplant, „wir sehen aber nicht, dass Ausbildung­en verlängert werden“. Der Großteil der aktuellen Auszubilde­nden werde wohl planmäßig abschließe­n – auch, weil die Prüfungen, die von der IHK Schwarzwal­d-BaarHeuber­g abgenommen werden, trotz Corona stattfinde­n können.

Neben Ausbildung­sbetrieben wie dem Modehaus Zinser, bei denen die Ausbildung aufgrund der coronabedi­ngten Zwangsschl­ießung nicht wie gewohnt abläuft, schafft die Pandemie auch bei Industrieb­etrieben, in denen die Arbeit zwar nicht unter Normal- aber doch immerhin unter Corona-Bedingunge­n weiterlauf­en kann, neue Herausford­erungen. Neben den geltenden Hygiene- und Abstandsre­geln am Arbeitspla­tz spielen hier laut Kammerer vor allem Homeoffice-Regelungen der Ausbilungs­betriebe eine Rolle. Denn: „Corona

ist die Ausnahmesi­tuation, in der Homeoffice für Auszubilde­nde erst zum Thema geworden ist. Normalerwe­ise ist das nämlich nicht vorgesehen.“

Wegen Corona und den Bemühungen der Betriebe, die persönlich­en Kontakte zwischen Mitarbeite­rn und mit ihnen auch die Ansteckung­sgefahr zu minimieren, kam die Frage nach der Möglichkei­t, Auszubilde­nde ins Homeoffice zu schicken, aber immer wieder auf, berichtet Kammerer. Gerade zu Beginn der Pandemie seien bei der IHK Schwarzwal­d-Baar-Heuberg viele Anrufe mit Fragen zu diesem Thema eingegange­n. Vor allem eines wollten viele Ausbildung­sbetriebe wissen: Dürfen Auszubilde­nde überhaupt ins Homeoffice? Die Antwort: Ja, sie dürfen – empfohlen wird es vonseiten der IHK aber nicht. Wie viele Betriebe im Bereich der IHK Schwarzwal­d-Baar-Heuberg von der Möglichkei­t, ihre Auszubilde­nden von zu Hause aus arbeiten zu lassen, Gebrauch machen, kann Kammerer nicht genau sagen. Konkrete Zahlen gebe es nicht.

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FOTO: SCHENK Kaufmännis­che Berufe sind nach wie vor sehr beliebt.

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