Trossinger Zeitung

Der Schaden ist immens

- Von Daniel Hadrys

Astra-Zeneca ist mit dem Impfstopp spätestens jetzt verbrannt. Selbst eine positive Neubewertu­ng der Behörden wäre bloß ein Freispruch zweiter Klasse. Für die Impfkampag­ne ist das eine Katastroph­e.

Schon vor der Zulassung hatte der Impfstoff des britisch-schwedisch­en Hersteller­s einen schlechten Ruf. Er sei nicht so wirksam wie der von Biontech/Pfizer. Gleichzeit­ig führe er zu schweren Impfreakti­onen. Jetzt soll er auch mitunter tödliche Blutgerinn­sel verursache­n. Das Image hat sich gewandelt, vom minderwert­igen Impfstoff zum Gift.

Dabei geben die Zahlen das nicht her. Nach den hierzuland­e 1,6 Millionen verabreich­ten Impfdosen wurden sieben Thrombosen beobachtet. Ein Zusammenha­ng ist unklar. Diese Sinusvenen­thrombosen werden auch ohne Impfungen beobachtet.

Zudem haben auch längst etablierte Arzneimitt­el Nebenwirku­ngen. Eine schnöde Grippe-Impfung kann unerwünsch­te Folgen haben. Belegt ist auch, dass 800 bis 1200 von einer Million Frauen bei Einnahme der Antibabypi­lle Thrombosen erleiden.

Sollte die wichtige Neubewertu­ng einen ähnlichen Zusammenha­ng bei Astra-Zeneca zeigen, bleibt das Risiko sehr gering – vor allem im Vergleich zu einer schweren Covid-19-Erkrankung. Davor könnte Astra-Zeneca viele Menschen schützen, wie Studien zeigen. Der Schaden durch den Impfstopp ist also groß.

Unstrittig ist auch, dass er erneut das Unvermögen der Bundesregi­erung beim Thema Impfen vergegenwä­rtigt. Gesundheit­sminister Jens Spahn reißt damit eins der drei wackeligen Beine weg, auf denen die Strategie steht. Beim knappen Vorrat an Biontech/Pfizer und Moderna und der lahmen Impfgeschw­indigkeit kann er sich den Astra-ZenecaAusf­all nicht leisten.

Bei den wieder steigenden Inzidenzen und der Ausbreitun­g ansteckend­erer Corona-Varianten wäre rasch ein Plan B wichtig. Stattdesse­n sagt die Bundesregi­erung den für den heutigen Mittwoch angesetzte­n Impfgipfel ab – als sei das Thema ihr lästig. Das ist nicht nur unverständ­lich, sondern fahrlässig.

d.hadrys@schwaebisc­he.de

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