Der Schaden ist immens
Astra-Zeneca ist mit dem Impfstopp spätestens jetzt verbrannt. Selbst eine positive Neubewertung der Behörden wäre bloß ein Freispruch zweiter Klasse. Für die Impfkampagne ist das eine Katastrophe.
Schon vor der Zulassung hatte der Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers einen schlechten Ruf. Er sei nicht so wirksam wie der von Biontech/Pfizer. Gleichzeitig führe er zu schweren Impfreaktionen. Jetzt soll er auch mitunter tödliche Blutgerinnsel verursachen. Das Image hat sich gewandelt, vom minderwertigen Impfstoff zum Gift.
Dabei geben die Zahlen das nicht her. Nach den hierzulande 1,6 Millionen verabreichten Impfdosen wurden sieben Thrombosen beobachtet. Ein Zusammenhang ist unklar. Diese Sinusvenenthrombosen werden auch ohne Impfungen beobachtet.
Zudem haben auch längst etablierte Arzneimittel Nebenwirkungen. Eine schnöde Grippe-Impfung kann unerwünschte Folgen haben. Belegt ist auch, dass 800 bis 1200 von einer Million Frauen bei Einnahme der Antibabypille Thrombosen erleiden.
Sollte die wichtige Neubewertung einen ähnlichen Zusammenhang bei Astra-Zeneca zeigen, bleibt das Risiko sehr gering – vor allem im Vergleich zu einer schweren Covid-19-Erkrankung. Davor könnte Astra-Zeneca viele Menschen schützen, wie Studien zeigen. Der Schaden durch den Impfstopp ist also groß.
Unstrittig ist auch, dass er erneut das Unvermögen der Bundesregierung beim Thema Impfen vergegenwärtigt. Gesundheitsminister Jens Spahn reißt damit eins der drei wackeligen Beine weg, auf denen die Strategie steht. Beim knappen Vorrat an Biontech/Pfizer und Moderna und der lahmen Impfgeschwindigkeit kann er sich den Astra-ZenecaAusfall nicht leisten.
Bei den wieder steigenden Inzidenzen und der Ausbreitung ansteckenderer Corona-Varianten wäre rasch ein Plan B wichtig. Stattdessen sagt die Bundesregierung den für den heutigen Mittwoch angesetzten Impfgipfel ab – als sei das Thema ihr lästig. Das ist nicht nur unverständlich, sondern fahrlässig.
d.hadrys@schwaebische.de