„Kleines Baugebiet, große Probleme“
Gemeinderat verschiebt Entscheidung über Ausbau des Baarwegs in Schura
TROSSINGEN - Der geplante Ausbau des Baarwegs in Schura sorgt für Ärger: Weil die Straße angehoben werden muss, können nicht alle Anwohner sie nutzen. Der Trossinger Gemeinderat hat am Montagabend nun beschlossen, über die Erschließung erst nach der geplanten Anwohnerversammlung zu entscheiden.
Der Baarweg soll östlich von der Kreuzäckerstraße auf einer Länge von 90 Metern ausgebaut werden. Dadurch können fünf mögliche Baugrundstücke innerorts erschlossen werden. Wie der westliche Teil des Baarwegs soll der Ausbau eine fünf Meter breite Fahrbahn und einen einseitigen 1,5 Meter breiten Gehweg erhalten. Die Sackgasse endet in einer 15 Meter breiten Wendeplatte.
Schuras Ortsvorsteher Wolfgang Schoch, der für die CDU im Gemeinderat sitzt, hatte tief im Archiv graben müssen, um den für den Baarweg gültigen Bebauungsplan zu finden, der noch aus den 60er-Jahren stammt. Sein Vorgänger Dieter Kohler hatte die Erweiterung dann auf die Tagesordnung des Ortschaftsrats gesetzt. 2018 hatte das Gremium die Erschließung abgenickt, und bereits 2019 war sie im städtischen Haushaltsplan vorgesehen gewesen. „Die Planung musste dann allerdings geändert werden, damit das Wasser abfließen kann“, erläuterte er.
Da keiner der angrenzenden Grundstücksinhaber den Kanal auf seinem Grundstück haben möchte, ist ein Anschluss an die Weigheimer Straße oder Trossinger Straße nicht möglich. Bleibt der Anschluss an den Kanal in der Kreuzäckerstraße. Aufgrund des Gefälles muss die Straße angehoben werden, damit das Wasser abfließen kann: An der geplanten Wendeplatte am Ende der Fahrbahn soll deshalb eine Aufschüttung von etwa einem Meter Höhe erfolgen. Diese macht es den angrenzenden Anwohnern unmöglich, die Straße mitzunutzen. „Kleines Baugebiet, große Probleme“, fasste es Schoch zusammen.
Tatsächlich nutzte eine Eigentümerin eines angrenzenden Grundstücks am Montag die Bürgerfrageviertelstunde, um diese Probleme aufzuzeigen. „Ich muss die Straße mitbezahlen, kann sie aber nicht nutzen“, beklagte sich die Grundstückseigentümerin. Verärgert zeigte sie sich auch darüber, dass der Gemeinderat den Ausbau beschließen solle, kurz bevor am Donnerstag die Anwohnerversammlung zur Erschließung des Baarwegs mit Erörterung, Einsicht in die Pläne und Fragemöglichkeiten ansteht. „Warum wartet man nicht bis nach der Versammlung?“, wollte sie wissen.
Wie Bürgermeisterin Susanne Irion
erläuterte, sei es üblich, dass solche Gespräche erst dann erfolgen wenn die Maßnahme geplant ist. Die Veranstaltung diene lediglich dazu, die Anwohner über genauere Abläufe oder Details zu informieren.
Dennoch sprach sich Willi Link (FDP), der auch im Ortschaftsrat sitzt, in diesem Fall dafür aus, den Gemeinderatsbeschluss zu vertagen und die Anwohnerversammlung abzuwarten. „Ich kann den Ärger der Anwohner verstehen“, stellte er fest. Und während Wolfgang Schoch ihm in dem Punkt zustimmte, fand er trotzdem: „So kommen wir nicht weiter. Die Versammlung abzuwarten, ist nur ein Zeichen von gutem Willen, das wird an der Sachlage nichts ändern.“
Am Ende winkte der Gemeinderat
den Vertagungsantrag durch: Über die Zustimmung zur Planung und die Freigabe zur Ausschreibung der Maßnahme wird das Gremium erst in der nächsten Sitzung entscheiden. Das bedeutet, dass die Erschließung des Baarwegs vor den Sommerferien nicht mehr fertiggestellt werden kann. Ursprünglich war vorgesehen gewesen, dass die Arbeiten im Frühjahr beginnen und vor der Sommerpause abgeschlossen sind.
Im Haushalt sind für die Maßnahme 120 000 Euro vorgesehen. Nach einer aktuellen Kostenberechnung wurden die Kosten inzwischen auf 126 000 Euro beziffert, zusätzlich wird die Entsorgung von Staudenknöterich teuer, der sich auf der Wiese breit gemacht hat.