Alpinchef Maier grollt
Positive Saisonbilanz vor Weltcup-Finale, doch gibt es für den Olympia-Winter noch Steigerungspotenzial
LENZERHEIDE (SID) - Wolfgang Maier hätte allen Grund, so richtig zufrieden zu sein. Vier WM-Medaillen, ein schlagkräftiges Team beim Weltcup-Finale in Lenzerheide ab Mittwoch und beste Aussichten für den Olympia-Winter: Die Lage bei den deutschen Skirennläufern scheint rosig. Doch Alpinchef Maier blickt schon immer über den Tellerrand hinaus – und was er da sieht, bereitet ihm große Sorgen.
„Die restriktive Verbotspolitik in Deutschland hat massive Konsequenzen“, sagt Maier mit kaum verhohlenem Groll. Er malt ein düsteres Zukunftsszenario. Corona habe ganze Jahrgänge zum Nichtstun verurteilt, die Mitgliederzahlen in den Landessportverbänden seien „deutlich rückläufig“, nicht nur im Skisport. Maier fordert: „Wir müssen es schnellstmöglich schaffen, die Kinder wieder in die Bewegung, in den Sport zu bringen.“Denn: „Junge Menschen sind unsere Zukunft.“
Und irgendwann die Erben von Skistars wie Thomas Dreßen oder Kira Weidle. Doch Maier sieht den Deutschen Skiverband (DSV) vor einer „großen Herausforderung“, Corona habe die Situation verschärft. Auch, weil von der U12 abwärts den gesamten Winter über kein Ski-Training möglich war. Dieses generelle Sportverbot sei „weder nachvollziehbar noch akzeptabel“, schimpfte Maier: „In vielen anderen Ländern hat man sehr viel bessere Lösungen gefunden.“
Der DSV fühlt sich von der Politik im Stich gelassen. Dass die Alpinen ohne einen einzigen Corona-Fall in ihrem Weltcup-Team durch den Winter gekommen sind, schreibt Maier der „großen Disziplin“in seiner Sparte und eigenen Anstrengungen zu. Umso stolzer ist er auf das Erreichte – und umso größer ist bei seinen Athleten die Lust auf mehr. Andreas Sander will nach WMSilber in der Abfahrt „wieder aufs Podest im Weltcup und beim nächsten Großereignis wieder um eine Medaille kämpfen“. Die WMZweite Weidle ist schon jetzt „hungrig“darauf, auch in Peking aufs „Stockerl“zu rasen. Weidle, Sander, der Super-GZweite Romed Baumann und das Bronze-Team hätten bei der WM für das „Highlight“gesorgt, sagte Maier: „Sportlich können wir auf eine positive Saison zurückblicken.“
„Aber wir sehen auch Verbesserungspotenzial“, sagte Maier und betonte: „Wir wollen die Anzahl der Podiumsplätze steigern.“Zudem beklagte er „eine Leistungsdelle“bei den „nur punktuell konkurrenzfähigen“Frauen. In Lenzerheide bekommen Weidle, Dürr und Co. weitere Chancen, um die Bilanz aufzupolieren – sofern das Programm nicht stärker verändert werden muss. Schneefall und starker Wind verhinderten bereits am Montag und Dienstag die Abfahrtstrainings.