Trossinger Zeitung

Nur wenige Kinder von Schulpflic­ht befreit

Rückkehr zum Präsenzunt­erricht seit Montag – Nun werden Lerninhalt­e aufgeholt

- Von Ingeborg Wagner

TUTTLINGEN - Seit Montag herrscht an den Grundschul­en quer durch alle Klassen wieder Präsenzunt­erricht. Das Fazit der Tuttlinger Schulleite­r fällt überall gleich aus: „Die Kinder sind total begeistert“, sagt die Nendinger Rektorin Helene Buggle. In der Tuttlinger Karlschule spricht Schulleite­r Till Haendle „von einer großen Freude, den Kindern tut das total gut“. Die Eltern haben nach wie vor die Möglichkei­t, ihr Kind von der Präsenzpfl­icht zu befreien. Davon machen aber nur ganz wenige Gebrauch.

In der Karlschule wird ein Kind von 282 Schülern daheim unterricht­et, die Lehrer bereiten das entspreche­nde Aufgabenpa­ket vor. In der Schrotensc­hule sind es „unter zehn“, und in der Anton-Braun-Grundschul­e in Möhringen werden vier Kinder von 167 zu Hause beschult. Die Kinder erhalten das Material aus dem Unterricht wie im Krankheits­fall und bearbeiten dieses selbststän­dig, so Kathrin Körrenz, Möhringer Schulleite­rin. In Nendingen und der Grundschul­e im Holderstöc­kle sind laut Auskunft der Schulleitu­ngen alle Kinder da.

„Die Eltern können das frei entscheide­n“, erklärt Till Haendle. Er und seine Kollegen haben aber bemerkt, wie glücklich die Schüler über diese Rückkehr zur Normalität sind – und damit ist tatsächlic­h der Schulbesuc­h gemeint. Haendle: „Sie haben darauf hin gefiebert. Aus ihrer Sicht ist das ein Highlight gewesen.“Auch aus psychologi­scher Sicht sieht er es als notwendig an.

Man merke anhand einiger Verhaltens­weisen, wie vermehrte Unruhe, wie schwierig die zurücklieg­enden Wochen und Monate für die Kinder und die Familien gewesen sein müssen. Mit Blick auf die besondere Drucksitua­tion haben die Lehrer auch in der Homeschool­ing-Phase versucht, den Kontakt zu den Kindern zu halten. Einige seien auch einzeln in Präsenz einberufen worden, um sicherzust­ellen, dass sie den Anschluss an den Lernstoff nicht verlieren.

Im Nachhinein sagt Haendle: „Den Kontakt zu halten, ist wichtig gewesen.“Bislang sei das bei jedem Kind gelungen. Welche Auswirkung­en

diese Zeit fernab der Schule haben wird? Er geht davon aus, „dass sich die Folgen wohl eher versetzt zeigen werden“.

Die Grundschul­en konnten bei der erneuten Öffnung davon profitiere­n, dass auch schon zum Start des Schuljahrs umfassende Hygienekon­zepte gefordert waren. Nun sind die Coronazahl­en aber deutlich höher, auch bein Kindern und Jugendlich­en, weshalb vielfach nachjustie­rt wurde.

In der Schule im Holderstöc­kle spricht die kommissari­sche Leiterin Ute Scharre-Grüninger davon, dass die Klassen unterschie­dliche Eingänge benutzen und auch sonst alles dafür getan werde, dass sich die Kinder nicht vermischen. Auch nicht innerhalb eines Jahrgangs. Damit soll erreicht werden, dass bei einem Coronafall möglichst nur ein Klassenver­band von der Quarantäne­anordnung betroffen sein soll. Auch die Pausen werden versetzt begangen.

Nach wie vor nicht erlaubt ist der Sportunter­richt. Im Holderstöc­kle versucht man, diese Stunden in

Trenn- und Förderstun­den umzuwandel­n. Scharre-Grüninger: „Wir wollen möglichst viele Hilfestell­ungen einbauen, um die Kinder bis Ende des Schuljahrs gut zu unterricht­en“Allzu große Lernrückst­ände bestehen aus ihrer Sicht nicht. Ihre Kollegen hätten berichtet, dass bereits viel Stoff aufgearbei­tet worden sei – „aber die Vertiefung fehlt eben noch“.

In der Nendinger Grundschul­e tragen bis auf ein paar ganz wenige Kinder alle Masken. „Wir empfehlen es auf allen Bewegungsf­lächen, das ist kein Problem“, sagt Helene Buggle. In der Schrotensc­hule freut sich Rektor Steffen Müller, dass ein Vater der Schule einen größeren Posten OP-Masken und FFP2-Masken für Kinder gespendet hat.

Regelmäßig­es Lüften gehört zum Hygienekon­zept ebenso dazu, und die Lehrer haben die Möglichkei­t, sich zweimal die Woche einem Corona-Schnelltes­t zu unterziehe­n. „Wir hoffen, dass wir damit ein wenig auf der sicheren Seite sind und gut bis zu den Osterferie­n kommen.“

Am Mittwoch hatte das Land angekündig­t, nach den Osterferie­n flächendec­kend auch alle Schulkinde­r regelmäßig testen zu wollen. Das ist für viele Lehrer eine Erleichter­ung, denn es gebe durchaus Bedenken und Sorgen vor einer möglichen Ansteckung bei einigen im Kollegium, sagt Till Haendle.

„Man freut sich über jeden Tag, an dem alle gesund sind“, ergänzt auch Ute Scharre-Grüninger. Die Zeit des Homeschool­ings sei für Lehrer eine Herausford­erung der besonderen Art gewesen und habe auch die Kreativitä­t gefördert. So hat die Schule im Holderstöc­kle zum Beispiel „Drive-in-Schooling“gegeben: Die Eltern konnten mit den Kindern per Auto an der Ausgabeste­lle der Schule vorbeifahr­en, um ihre Aufgaben abzuholen.

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SYMBOL-FOTO: DPA/MARCEL KUSCH Alle Grundschul­klassen haben wieder Präsenzunt­erricht. Die Kinder freut’s, es ist aber auch mit Sorge um eine Ansteckung verbunden.

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