Kompost: das „Gold des Gärtners“
Gartenfreunde und Kenner schwören auf selbstgemachten Humus und geben Tipps zur Herstellung
SPAICHINGEN - Man stelle sich vor: Man bekomme wertvolle natürliche Rohstoffe in Hülle und Fülle kostenlos zur Verfügung gestellt. Und man wirft sie einfach in den Müll. So machen es viele mit dem Laub und anderen Pflanzenabfällen. Es gibt aber einen besseren Weg: einen Kompost anlegen.
In der properen Kleingartenanlage der Gartenfreunde Aldingen am Nettenbergle hat praktisch jede Parzelle ihren eigenen Komposthaufen. „Ein Mitglied ist Angler, der hat seinen Kompost nur wegen der Würmle angelegt“, erzählt GartenfreundeVorstand Helmut Geiger. Aber die meisten füttern ihren Kompost natürlich wegen des selbstgemachten nährstoffreichen Humus, der am Ende des Verrottungsprozesses herauskommt. „Kompost ist das Gold des Gärtners“, zitiert Helmut Geiger.
Selbstgemachter Kompost ist auch für Georg Keck von den Gartenfreunden Spaichingen das A und O. In seinem Garten hat er gleich fünf Kompost-Stationen. Denn er hat eine Fünf-Jahres-Kompost-Methode entwickelt, in der das Substrat stufenweise reift und von einer zur anderen Station weitergegeben wird, bis nach fünf Jahren sehr feiner, sehr nährstoffreicher Humusboden herauskommt. Aber man muss gar nicht so lange warten: Kompost ist in der Regel nach einer Verrottungszeit zwischen sechs und zwölf Monaten „reif“. Dass der Prozess beendet ist, merkt man daran, dass der fertige Kompost nach frischer Walderde riecht.
Wissen und Erfahrung, wie sie der 89-jährige Georg Keck schon von seiner Mutter übernommen und in vielen Jahrzehnten erweitert hat, sind natürlich beim Anlegen eines Komposts nicht unwichtig. Es ist aber auch keine Raketenwissenschaft, und jeder, der einen kleinen Garten hat, kann einen Kompost anlegen.
Neben Blättern, Grün- und Rasenschnitt oder feingehäckselten Zweigen sind auch bestimmte pflanzliche Küchenabfälle wie rohe Gemüseschalen für den Kompost geeignet. Nicht in Georg Kecks Kompost kommen dagegen Fleischabfälle und Knochen. Natürlich sollte man auch darauf achten, dass keine unverrottbaren Abfälle wie Plastik, Scherben, Besteck oder Schnüre in den Kompost geraten. Das Umweltbundesamt hält sogar Küchen- oder Zeitungspapier – in kleinen Mengen! – für geeignet, auch Kleintierstreu, Kaffee- und Teefilter sowie Eierschalen sind gut kompostierbar, ebenso Tiermist.
Es gibt inzwischen auch kompostierbare Kaffeekapseln, bei denen die Hüllen sich allmählich auflösen und die Nährstoffe des Kaffeesatzes erhalten bleiben und im Garten wieder verwendet werden können. Im Biomüll sind sie dagegen nicht zugelassen, weil sie mehr Zeit zur Zersetzung brauchen als die in Anlagen üblichen drei bis vier Wochen.
Es gibt zwar auch kompostierbaren Kunststoff, der sich zwar zersetzt, aber nicht unbedingt Nährstoffe in den Kompost abgibt, anders als Verpackungen aus pflanzlichen Rohstoffen. Helmut Geiger verhält sich umweltbewusst und vermeidet Plastik von vorneherein.
Was Helmut Geiger und Georg Keck ebenfalls nicht in den Kompost tun, das sind Reste von Kohl. Denn in Kohlblättern, so erläutert Keck, seien manchmal die Eier oder Larven einer bestimmten Fliegenart, die sich in der Wärme des Komposthaufens wohl fühlen und dort vermehren; oder wie Georg Keck es ausdrückt: „Die feiern dann im Kompost Fete und machen ein Familienfest.“Auch bei Helmut Geiger kommt kein Kohl auf den Kompost, bei ihm vor allem wegen der Kohlhernie, eine Infektionskrankheit, bei der Pilze in den Wurzeln der Kohlpflanzen zu krebsartigen Gewebewucherungen führen.
Überhaupt sollten Pflanzenteile mit Pilzbefall oder Krankheiten besser nicht auf den Komposthaufen. Auch „Unkräuter“, die Wurzeln oder Samen haben, haben dort nichts zu suchen. Denn der Kompost wird durch die Reifung zwar warm, aber nicht so, dass keimfähige Samen, Sporen und Krankheitserreger dadurch abgetötet würden. Verteilt man den Kompost dann im Beet, gelangen auch diese wieder in den Kreislauf.
Wichtig beim Anlegen, so Helmut Geiger von den Gartenfreunden Aldingen, ist es, dass man dabei in Schichten arbeitet. Dabei sollte eine Schicht aus jeweils einem Material nicht höher als 20 Zentimeter sein. „Ab und zu eine Humusschicht dazwischen ist auch nicht schlecht“, weiß er. Auch kann man Horn-, Blutund
Mein Garten
Tipps für den Kompost
Knochenmehl untermischen oder Kompost-Beschleuniger aus dem Gartenmarkt.
Wenn Georg Keck aus Spaichingen Brennesseln am Wegesrand sieht, dann nimmt er sie gerne mit und gießt sie daheim mit Wasser auf. Das Brennnessel-Wasser sprüht er dann oben auf seinen Komposthaufen. „Dann sind die Ameisen oder Schnecken weg. Die wollen mit Brennnessel nichts zu tun haben.“
Dennoch ist eine Vielzahl von Bodenlebewesen für die Wirkungsweise des Komposts notwendig, da sie aus dem Grünschnitt und den Abfällen
überhaupt erst Humus machen. „In einer Hand Kompost sind so viel Bakterien wie auf der Welt Menschen leben“, hat Helmut Geiger gelesen.
Neben Mikroorganismen wie Bakterien, Algen oder Pilzen finden auch Kleintiere wie Regenwürmer, Insekten, Tausendfüßler, Asseln, Spinnen, Schnecken, Borstenwürmer, Springschwänze, Horn- und Raubmilben, Fadenwürmer und Einzeller eine Heimat im Kompost und beleben diesen. Zu den größeren Kompostgästen können gelegentlich auch Blindschleiche, Fuchs, Igel,
Maus, Ratte oder Spitzmaus gehören.
Einige tierische Bewohner möchte man aber auf keinen Fall in seinem Kompost haben. In der Kleingartenanlage in Aldingen haben sich zum Beispiel Maulwurfsgrillen in einigen Komposthaufen wohlgefühlt und Nestern mit Hunderten von Jungen angelegt. Im Frühjahr wühlen sich diese bis zu fünf Zentimeter langen Grillen mit den ausgeprägten Grabschaufeln dann durch den Garten und fressen besonders gerne Kohl und Salat von der Wurzel bis zum Blatt.