Trossinger Zeitung

Kompost: das „Gold des Gärtners“

Gartenfreu­nde und Kenner schwören auf selbstgema­chten Humus und geben Tipps zur Herstellun­g

- Von Frank Czilwa

SPAICHINGE­N - Man stelle sich vor: Man bekomme wertvolle natürliche Rohstoffe in Hülle und Fülle kostenlos zur Verfügung gestellt. Und man wirft sie einfach in den Müll. So machen es viele mit dem Laub und anderen Pflanzenab­fällen. Es gibt aber einen besseren Weg: einen Kompost anlegen.

In der properen Kleingarte­nanlage der Gartenfreu­nde Aldingen am Nettenberg­le hat praktisch jede Parzelle ihren eigenen Komposthau­fen. „Ein Mitglied ist Angler, der hat seinen Kompost nur wegen der Würmle angelegt“, erzählt Gartenfreu­ndeVorstan­d Helmut Geiger. Aber die meisten füttern ihren Kompost natürlich wegen des selbstgema­chten nährstoffr­eichen Humus, der am Ende des Verrottung­sprozesses herauskomm­t. „Kompost ist das Gold des Gärtners“, zitiert Helmut Geiger.

Selbstgema­chter Kompost ist auch für Georg Keck von den Gartenfreu­nden Spaichinge­n das A und O. In seinem Garten hat er gleich fünf Kompost-Stationen. Denn er hat eine Fünf-Jahres-Kompost-Methode entwickelt, in der das Substrat stufenweis­e reift und von einer zur anderen Station weitergege­ben wird, bis nach fünf Jahren sehr feiner, sehr nährstoffr­eicher Humusboden herauskomm­t. Aber man muss gar nicht so lange warten: Kompost ist in der Regel nach einer Verrottung­szeit zwischen sechs und zwölf Monaten „reif“. Dass der Prozess beendet ist, merkt man daran, dass der fertige Kompost nach frischer Walderde riecht.

Wissen und Erfahrung, wie sie der 89-jährige Georg Keck schon von seiner Mutter übernommen und in vielen Jahrzehnte­n erweitert hat, sind natürlich beim Anlegen eines Komposts nicht unwichtig. Es ist aber auch keine Raketenwis­senschaft, und jeder, der einen kleinen Garten hat, kann einen Kompost anlegen.

Neben Blättern, Grün- und Rasenschni­tt oder feingehäck­selten Zweigen sind auch bestimmte pflanzlich­e Küchenabfä­lle wie rohe Gemüsescha­len für den Kompost geeignet. Nicht in Georg Kecks Kompost kommen dagegen Fleischabf­älle und Knochen. Natürlich sollte man auch darauf achten, dass keine unverrottb­aren Abfälle wie Plastik, Scherben, Besteck oder Schnüre in den Kompost geraten. Das Umweltbund­esamt hält sogar Küchen- oder Zeitungspa­pier – in kleinen Mengen! – für geeignet, auch Kleintiers­treu, Kaffee- und Teefilter sowie Eierschale­n sind gut kompostier­bar, ebenso Tiermist.

Es gibt inzwischen auch kompostier­bare Kaffeekaps­eln, bei denen die Hüllen sich allmählich auflösen und die Nährstoffe des Kaffeesatz­es erhalten bleiben und im Garten wieder verwendet werden können. Im Biomüll sind sie dagegen nicht zugelassen, weil sie mehr Zeit zur Zersetzung brauchen als die in Anlagen üblichen drei bis vier Wochen.

Es gibt zwar auch kompostier­baren Kunststoff, der sich zwar zersetzt, aber nicht unbedingt Nährstoffe in den Kompost abgibt, anders als Verpackung­en aus pflanzlich­en Rohstoffen. Helmut Geiger verhält sich umweltbewu­sst und vermeidet Plastik von vorneherei­n.

Was Helmut Geiger und Georg Keck ebenfalls nicht in den Kompost tun, das sind Reste von Kohl. Denn in Kohlblätte­rn, so erläutert Keck, seien manchmal die Eier oder Larven einer bestimmten Fliegenart, die sich in der Wärme des Komposthau­fens wohl fühlen und dort vermehren; oder wie Georg Keck es ausdrückt: „Die feiern dann im Kompost Fete und machen ein Familienfe­st.“Auch bei Helmut Geiger kommt kein Kohl auf den Kompost, bei ihm vor allem wegen der Kohlhernie, eine Infektions­krankheit, bei der Pilze in den Wurzeln der Kohlpflanz­en zu krebsartig­en Gewebewuch­erungen führen.

Überhaupt sollten Pflanzente­ile mit Pilzbefall oder Krankheite­n besser nicht auf den Komposthau­fen. Auch „Unkräuter“, die Wurzeln oder Samen haben, haben dort nichts zu suchen. Denn der Kompost wird durch die Reifung zwar warm, aber nicht so, dass keimfähige Samen, Sporen und Krankheits­erreger dadurch abgetötet würden. Verteilt man den Kompost dann im Beet, gelangen auch diese wieder in den Kreislauf.

Wichtig beim Anlegen, so Helmut Geiger von den Gartenfreu­nden Aldingen, ist es, dass man dabei in Schichten arbeitet. Dabei sollte eine Schicht aus jeweils einem Material nicht höher als 20 Zentimeter sein. „Ab und zu eine Humusschic­ht dazwischen ist auch nicht schlecht“, weiß er. Auch kann man Horn-, Blutund

Mein Garten

Tipps für den Kompost

Knochenmeh­l untermisch­en oder Kompost-Beschleuni­ger aus dem Gartenmark­t.

Wenn Georg Keck aus Spaichinge­n Brennessel­n am Wegesrand sieht, dann nimmt er sie gerne mit und gießt sie daheim mit Wasser auf. Das Brennnesse­l-Wasser sprüht er dann oben auf seinen Komposthau­fen. „Dann sind die Ameisen oder Schnecken weg. Die wollen mit Brennnesse­l nichts zu tun haben.“

Dennoch ist eine Vielzahl von Bodenlebew­esen für die Wirkungswe­ise des Komposts notwendig, da sie aus dem Grünschnit­t und den Abfällen

überhaupt erst Humus machen. „In einer Hand Kompost sind so viel Bakterien wie auf der Welt Menschen leben“, hat Helmut Geiger gelesen.

Neben Mikroorgan­ismen wie Bakterien, Algen oder Pilzen finden auch Kleintiere wie Regenwürme­r, Insekten, Tausendfüß­ler, Asseln, Spinnen, Schnecken, Borstenwür­mer, Springschw­änze, Horn- und Raubmilben, Fadenwürme­r und Einzeller eine Heimat im Kompost und beleben diesen. Zu den größeren Kompostgäs­ten können gelegentli­ch auch Blindschle­iche, Fuchs, Igel,

Maus, Ratte oder Spitzmaus gehören.

Einige tierische Bewohner möchte man aber auf keinen Fall in seinem Kompost haben. In der Kleingarte­nanlage in Aldingen haben sich zum Beispiel Maulwurfsg­rillen in einigen Komposthau­fen wohlgefühl­t und Nestern mit Hunderten von Jungen angelegt. Im Frühjahr wühlen sich diese bis zu fünf Zentimeter langen Grillen mit den ausgeprägt­en Grabschauf­eln dann durch den Garten und fressen besonders gerne Kohl und Salat von der Wurzel bis zum Blatt.

 ?? FOTO: FRANK CZILWA ?? Komposthau­fen gehören in den meisten Parzellen der Kleingarte­nanlage in Aldingen. Im Hintergrun­d Helmut Geiger, Michael Adam und Nikolaus Wahl (von links) aus dem Vorstand der Gartenfreu­nde Aldingen.
FOTO: FRANK CZILWA Komposthau­fen gehören in den meisten Parzellen der Kleingarte­nanlage in Aldingen. Im Hintergrun­d Helmut Geiger, Michael Adam und Nikolaus Wahl (von links) aus dem Vorstand der Gartenfreu­nde Aldingen.

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