Schluss mit der Zettelwirtschaft
Landkreis führt Luca-App zur Kontaktverfolgung ein – Gastronomen und Veranstalter ziehen mit
TUTTLINGEN - Momentan hat die Gastronomie zu, die Veranstaltungsbranche ist fast lahm gelegt – sobald wieder geöffnet werden kann, soll die App Luca im Landkreis Tuttlingen bei der Kontaktverfolgung helfen und Gastronomen sowie Veranstaltern die Datenerfassung erleichtern. Denn die App könnte die Zettelwirtschaft, die das vergangene Jahr geprägt hat, vollkommen ersetzen.
Bereits Ende Dezember hat sich Dirk Krafft vom Tuttlinger Gesundheitsamt mit der App Luca beschäftigt. Denn in Zeiten der Corona-Pandemie werden wohl auch in diesem Jahr Cafés, Veranstalter oder Restaurants dazu verpflichtet sein, die Kontaktdaten der Gäste und Besucher für den Fall einer Ansteckung zu erfassen. „Eine saubere Kontaktnachverfolung ist für das Nachvollziehen der Infektionsketten immens wichtig“, weiß Sozialdezernent Bernd Mager.
Noch im vergangenen Jahr war dieses Vorhaben vor allem durch Zettel geprägt, die der Kunde händisch ausfüllen musste. „Das große Problem dabei war vor allem, dass man häufig sehen konnte, wer eine halbe Stunde vorher dort war. Datenschutzkonform ist das nicht so richtig“, erinnert sich Krafft. Auch eine unleserliche Schrift oder falsche Angaben stellte das Tuttlinger Landratsamt nicht selten vor Herausforderungen. Das soll sich mit der Luca-App nun ändern: „Der Nutzer muss sich in der App mit der Handynummer und dem vollen Namen registrieren und verifizieren. Angaben wie die Adresse oder die EMail sind freiwillig“, erläutert Krafft.
Die App ist für die Benutzer kostenlos. Wer eine Veranstaltung oder ein Lokal besucht, bekommt dort einen QR-Code, den er mit der App abscannen kann. Die Daten werden dann auf dem Handy gespeichert. „Ganz wichtig ist, dass weder die Wirte oder Veranstalter noch das Gesundheitsamt einfach auf die Daten zugreifen können“, erläutert Krafft. Wird dem Gesundheitsamt über ein TAN-Verfahren ein CoronaFall gemeldet, gleicht das System ab, mit wem die Person in den vergangenen 14 Tagen Kontakt hatte – so lange wird das Protokoll gespeichert – und informiert die betroffenen Restaurants oder Veranstalter. Nach 14 Tagen werden die Daten wieder gelöscht.
Wer also beispielsweise in der Tuttlinger Stadthalle auf ein Konzert gehen möchte, wird dort per QR-Code registriert. „Ich finde das wirklich eine super Sache“, sagt StadthallenGeschäftsführer Michael Baur. Im Moment sei er mit seinem Team dabei, alle Locations der Tuttlinger Hallen in der Luca-App zu registrieren. „Das System ist von Kulturschaffenden ins Leben gerufen worden und genau das macht die App so besonders“, sagt Baur. Gerade für die Veranstaltungsbranche sei das eine Erleichterung. „Wir sparen uns damit nicht nur Papierkram, auch
Datenschutztechnisch ist es ein Schritt in die richtige Richtung.“Denn durch die App kämen beispielsweise Mitarbeiter gar nicht erst mit persönlichen Daten der Gäste in Berührung.
Auch Michael Steiger, Geschäftsführer vom Irish Pub in Tuttlingen, will die App nutzen. Er ist sogar schon einen Schritt weiter: „Wir sind bereits registriert, haben die Tische mit QR-Codes beklebt und können sobald es geht loslegen“, sagt er. Einen Vorteil sieht er darin, dass Gäste künftig auch tischeweise registriert werden können. Dadurch kann noch genauer erfasst werden, wer zusammen saß und wer eben nicht. Steiger hofft nun, dass so viele Gastronomen und Firmen wie möglich mitmachen, sodass die App auch flächendeckend eingesetzt werden kann. „Ich habe schon mit einigen Kollegen gesprochen, die alle sehr angetan waren“, sagt er.
Doch nicht nur in der Veranstaltungsbranche und der Gastronomie kann die App genutzt werden. „Wir haben auch schon Anfragen von Autohäusern bekommen oder Zahnarztpraxen“, sagt Krafft. Auch die Tuttlinger Stadtbibliothek arbeitet bereits mit Luca. Wer die App auf seinem Handy installiert hat, kann sich dort bei Click & Meet – neben den manuellen Anmeldelisten – über einen QR-Code anmelden. Und wer kein Handy hat oder die App nicht benutzen will? „Der muss das natürlich auch nicht. Wir zwingen keinen und es wird auch keiner abgewiesen“, sagt Mager. Neben der App gebe es mittlerweile auch einen Schlüsselanhänger, der mit einem QR-Code bedruckt ist. Dieser muss dann einmalig registriert werden und kann dann beim Betreten eines Luca-Standorts von den Betreibern gescannt werden.
Auch im privaten Bereich wäre eine Nutzung der App möglich – allerdings können diese Angaben nicht vom Gesundheitsamt abgefragt werden. „Das ist mehr zur Selbstkontrolle. Ich wüsste beispielsweise nicht sofort, wen ich vor zehn Tagen getroffen habe“, erklärt Mager. Trotz allem sei die Luca-App kein Allheilmittel, wie der Sozialdezernent sagt. „Es ist eine Ergänzung zur Corona-Warn-App, den Impfungen und Schnelltests“, sagt er.