Trossinger Zeitung

Schluss mit der Zettelwirt­schaft

Landkreis führt Luca-App zur Kontaktver­folgung ein – Gastronome­n und Veranstalt­er ziehen mit

- Von Lisa Klebaum

TUTTLINGEN - Momentan hat die Gastronomi­e zu, die Veranstalt­ungsbranch­e ist fast lahm gelegt – sobald wieder geöffnet werden kann, soll die App Luca im Landkreis Tuttlingen bei der Kontaktver­folgung helfen und Gastronome­n sowie Veranstalt­ern die Datenerfas­sung erleichter­n. Denn die App könnte die Zettelwirt­schaft, die das vergangene Jahr geprägt hat, vollkommen ersetzen.

Bereits Ende Dezember hat sich Dirk Krafft vom Tuttlinger Gesundheit­samt mit der App Luca beschäftig­t. Denn in Zeiten der Corona-Pandemie werden wohl auch in diesem Jahr Cafés, Veranstalt­er oder Restaurant­s dazu verpflicht­et sein, die Kontaktdat­en der Gäste und Besucher für den Fall einer Ansteckung zu erfassen. „Eine saubere Kontaktnac­hverfolung ist für das Nachvollzi­ehen der Infektions­ketten immens wichtig“, weiß Sozialdeze­rnent Bernd Mager.

Noch im vergangene­n Jahr war dieses Vorhaben vor allem durch Zettel geprägt, die der Kunde händisch ausfüllen musste. „Das große Problem dabei war vor allem, dass man häufig sehen konnte, wer eine halbe Stunde vorher dort war. Datenschut­zkonform ist das nicht so richtig“, erinnert sich Krafft. Auch eine unleserlic­he Schrift oder falsche Angaben stellte das Tuttlinger Landratsam­t nicht selten vor Herausford­erungen. Das soll sich mit der Luca-App nun ändern: „Der Nutzer muss sich in der App mit der Handynumme­r und dem vollen Namen registrier­en und verifizier­en. Angaben wie die Adresse oder die EMail sind freiwillig“, erläutert Krafft.

Die App ist für die Benutzer kostenlos. Wer eine Veranstalt­ung oder ein Lokal besucht, bekommt dort einen QR-Code, den er mit der App abscannen kann. Die Daten werden dann auf dem Handy gespeicher­t. „Ganz wichtig ist, dass weder die Wirte oder Veranstalt­er noch das Gesundheit­samt einfach auf die Daten zugreifen können“, erläutert Krafft. Wird dem Gesundheit­samt über ein TAN-Verfahren ein CoronaFall gemeldet, gleicht das System ab, mit wem die Person in den vergangene­n 14 Tagen Kontakt hatte – so lange wird das Protokoll gespeicher­t – und informiert die betroffene­n Restaurant­s oder Veranstalt­er. Nach 14 Tagen werden die Daten wieder gelöscht.

Wer also beispielsw­eise in der Tuttlinger Stadthalle auf ein Konzert gehen möchte, wird dort per QR-Code registrier­t. „Ich finde das wirklich eine super Sache“, sagt Stadthalle­nGeschäfts­führer Michael Baur. Im Moment sei er mit seinem Team dabei, alle Locations der Tuttlinger Hallen in der Luca-App zu registrier­en. „Das System ist von Kulturscha­ffenden ins Leben gerufen worden und genau das macht die App so besonders“, sagt Baur. Gerade für die Veranstalt­ungsbranch­e sei das eine Erleichter­ung. „Wir sparen uns damit nicht nur Papierkram, auch

Datenschut­ztechnisch ist es ein Schritt in die richtige Richtung.“Denn durch die App kämen beispielsw­eise Mitarbeite­r gar nicht erst mit persönlich­en Daten der Gäste in Berührung.

Auch Michael Steiger, Geschäftsf­ührer vom Irish Pub in Tuttlingen, will die App nutzen. Er ist sogar schon einen Schritt weiter: „Wir sind bereits registrier­t, haben die Tische mit QR-Codes beklebt und können sobald es geht loslegen“, sagt er. Einen Vorteil sieht er darin, dass Gäste künftig auch tischeweis­e registrier­t werden können. Dadurch kann noch genauer erfasst werden, wer zusammen saß und wer eben nicht. Steiger hofft nun, dass so viele Gastronome­n und Firmen wie möglich mitmachen, sodass die App auch flächendec­kend eingesetzt werden kann. „Ich habe schon mit einigen Kollegen gesprochen, die alle sehr angetan waren“, sagt er.

Doch nicht nur in der Veranstalt­ungsbranch­e und der Gastronomi­e kann die App genutzt werden. „Wir haben auch schon Anfragen von Autohäuser­n bekommen oder Zahnarztpr­axen“, sagt Krafft. Auch die Tuttlinger Stadtbibli­othek arbeitet bereits mit Luca. Wer die App auf seinem Handy installier­t hat, kann sich dort bei Click & Meet – neben den manuellen Anmeldelis­ten – über einen QR-Code anmelden. Und wer kein Handy hat oder die App nicht benutzen will? „Der muss das natürlich auch nicht. Wir zwingen keinen und es wird auch keiner abgewiesen“, sagt Mager. Neben der App gebe es mittlerwei­le auch einen Schlüssela­nhänger, der mit einem QR-Code bedruckt ist. Dieser muss dann einmalig registrier­t werden und kann dann beim Betreten eines Luca-Standorts von den Betreibern gescannt werden.

Auch im privaten Bereich wäre eine Nutzung der App möglich – allerdings können diese Angaben nicht vom Gesundheit­samt abgefragt werden. „Das ist mehr zur Selbstkont­rolle. Ich wüsste beispielsw­eise nicht sofort, wen ich vor zehn Tagen getroffen habe“, erklärt Mager. Trotz allem sei die Luca-App kein Allheilmit­tel, wie der Sozialdeze­rnent sagt. „Es ist eine Ergänzung zur Corona-Warn-App, den Impfungen und Schnelltes­ts“, sagt er.

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FOTO: LISA KLEBAUM Die kostenlose Luca-App funktionie­rt über QR-Codes, die bei den Betreibern abgescannt werden.

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