Thomas Cook-Pleite: Reisebüro wartet auf Zahlungen
Fridinger Familie Lurz hadert mit der Technik – Ministerium sagt Unterstützung bei Antragsstellung zu
FRIDINGEN - Der Schriftwechsel würde wahrscheinlich schon einige Aktenordner füllen. Das Reisebüro Lurz aus Fridingen kämpft seit 16 Monaten um Gelder aus der Thomas Cook-Insolvenz. Geld, das Andrea und Karl Lurz dringend brauchen. Schließlich sind die Umsätze durch die Corona-Pandemie um 95 Prozent weggebrochen. Aber nun scheint Hilfe in Sicht.
Im September 2019 hatte mit Thomas Cook einer der größten Reiseveranstalter in Deutschland Insolvenz anmelden müssen. Da der Versicherungsschutz für Pauschalreisende nicht ausgereicht hat, um alle Forderungen zu begleichen, sprang der deutsche Staat ein. Man werde die Differenzen zwischen den Zahlungen aus der Insolvenzmasse und der Zurich-Versicherung zum Gesamtbetrag ausgleichen, teilt das Bundesministerium für Verbraucherschutz und Justiz (BMVJ) auf der Internetseite mit. Dies ist, wenigstens im Fall der Familie Lurz, noch nicht passiert.
„Durch die Thomas Cook-Insolvenz steht uns rechtlich noch Geld zu“, schreibt Karl Lurz, der zusammen mit seiner Frau eine Gruppenreise in die Türkei begleiten wollte und die Tour bei Reiseveranstalter Thomas Cook buchte. Die Reise fand nicht mehr statt und auch das Geld wird nicht in vollem Umfang erstattet. Bisher, schildert Karl Lurz, seien drei der vier Forderungen durch die ZurichVersicherung von nur 17,5 Prozent beglichen worden. Der größte Batzen mit 82,5 Prozent der Summe lässt aber auch dort auf sich warten. Genauso wie das Geld vom Ministerium.
„Wir haben alles versucht“, erklärt Karl Lurz. Aber es sei technisch nicht möglich, die Forderungen an das BMVJ über ein Internetportal abzuschließen. Die Reisenummern seien im Status angemeldet erfasst. Allerdings könne man fehlende Unterlagen nicht nachreichen. „Was fehlen Ihnen denn für Angaben?“, wollen die Eheleute Lurz in den Schreiben an den Dienstleister wissen. Hilfreiche Antworten erhalten sie nicht. Sie werden nur darauf verwiesen, dass „die Anmeldung zur freiwilligen Ausgleichszahlung der Bundesregierung bisher nicht abgeschlossen“ist und, dass die „freiwillige Ausgleichszahlung der Bundesregierung nur auf vollständige und erfolgreich geprüfte Anmeldungen erfolgen kann.“Für weitere Informationen solle man an Werktagen von 8 bis 20 Uhr die geschaltete Hotline anrufen.
„Wir stehen mit dem Rücken zur Wand und wissen nicht mehr, wo wir uns hinwenden sollen“, schreibt Karl Lurz an unsere Zeitung. Wir fragen beim BMVJ nach. Sprecher Marius Leber erklärt, dass das Ministerium eigentlich keine Einzelfallbetreuung leisten könne. Sollten die Antragsteller
die notwendigen Schritte (s. Infokasten) unternommen und die Unterlagen vollständig vorliegen haben, dann könne man sie auch postalisch nach Berlin senden, sagt Leber. Dann werde man den Antrag an den Dienstleister zur Bearbeitung weitergeben. Diese Unterstützung bietet das BMVJ an, weil es in Deutschland auch Bürger gebe, die nicht über einen internetfähigen Computer verfügen würden. In diesen Fällen steht das Ministerium bereit, um Unterlagen weiterzugeben.
Die Unterlagen hat die Familie
Lurz nun an das Ministerium weitergeleitet und hofft, bald positive Nachricht zu erhalten. Schließlich ist die finanzielle Lage weiter sehr angespannt. Der Antrag auf die Überbrückungshilfe III ist seit Ende Februar ebenfalls gestellt. „Das ist dieses Mal sehr schnell gegangen“, freut sich Lurz über den besseren Service. Anders als bei den vorherigen Anträgen an die L-Bank (wir haben berichtet) bekamen die Fridinger nun die Mitteilung, dass der Antrag eingegangen, erfasst und in Bearbeitung sei.