Trossinger Zeitung

Trossinger sollen Stadt gemeinsam sauber bekommen

Agenda-Gruppe startet mit Müllsammel­aktion in Coronazeit­en erstes Projekt – Zigaretten­kippen sind ein Hauptprobl­em

- Von Michael Hochheuser

TROSSINGEN - Die Lokale AgendaGrup­pe Trossingen hat sich im Herbst 2019 gegründet – doch die Pandemie hat Aktivitäte­n erschwert. Nun startet die Gruppe mit bisher knapp zehn Mitglieder­n ihr erstes Projekt: Eine Müllsammel­aktion in Coronazeit­en. Bei der sollen möglichst viele Trossinger mitmachen. Am Donnerstag­abend stellte die Gruppe ihre Pläne im Rathaus vor.

„Jeder kann mitmachen, denn jeder einzelne kann was tun.“Sarah Morath von der Agenda-Gruppe erläuterte Sinn und Zweck der coronakonf­ormen Aktion: „Beim nächsten Spaziergan­g oder Jogging kann, wer will, Müllsack und Handschuhe mitnehmen“. Und am Wegesrand entdeckten Abfall aufsammeln. Die gefüllten Müllsäcke könnten an öffentlich­en Mülleimern abgelegt werden. Das Bürgerbüro gebe bei Bedarf Müllsäcke aus und verleihe Zangen. Die Sammler sollen Selfies mitsamt Müllsack schießen und mit Name, Adresse und Sammelort versehen an agenda-trossingen@posteo.de schicken. Den Teilnehmer­n winken als Gewinne Geschenkgu­tscheine und Eis, zudem werde ein „großes gemeinsame­s Müllfoto“in den Medien veröffentl­icht. Einsendesc­hluss ist der 12. April.

„Wir hoffen, dass wir viele Trossinger erreichen, die bereit sind, die Stadt schön und sauber zu bekommen – und eventuell bei der Agenda mitmachen“, sagte Melanie Tobjinski von der Gruppe. Deren Ziel sei es, Arbeitskre­ise zu entwickeln – wie es sie für Artenvielf­alt und Zigaretten­kippen bereits gibt. Weitere Themen sollen etwa Lebensmitt­el, Mobilität und Soziales werden. Bürgermeis­terin Susanne Irion begrüßte die Initiative: „Sauberkeit ist ein Reizthema in Trossingen – dazu erhält die Stadtverwa­ltung viele Anrufe.“Die Aktion sei „unterstütz­enswert, weil sich hier Menschen einsetzen und nicht nur kritisiere­n“. Auch die Stadt sei dran am Thema Umweltschu­tz: So werde überlegt, eine Flyeraktio­n zur naturnahen Gartengest­altung für Bauherren zu starten.

Dass die Aktion notwendig ist, demonstrie­rte die Agenda mit einigen prall gefüllten Mülltüten, die sie am Donnerstag in Trossingen gefüllt hatte: Unter anderem am RudolfMasc­hke-Platz, im Stadtpark und am Spielplatz am Mühlenweg waren Mitglieder unterwegs – und stießen auf Unmengen an Zigaretten­kippen, Kronkorken oder Kassenbons. Supermarkt-Parkplätze zählten zu den Orten, an denen sich viel Kleinmüll findet.

Zigaretten­kippen gehört ein Hauptaugen­merk der Gruppe: „Weggeworfe­ne Kippen in der Stadt haben in den letzten Jahren zugenommen“, sagte Grünen-Stadtrat Wolfgang Steuer. „In bald jeder Ritze findet sich eine.“Der Arbeitskre­is der Agenda wolle das Thema bekannter machen und Lösungsvor­schläge erarbeiten. „Das Stadtjugen­dreferat macht mit“, freute sich Steuer. So habe dieses einen „tragbaren Aschenbech­er“hergestell­t, den Raucher in der Tasche dabei haben können. Aufkleber wurden entwickelt mit dem Hinweis, Kippen nicht achtlos wegzuwerfe­n, sondern im Restmüll zu entsorgen, die an Bänken oder Fußgängera­mpeln angebracht werden. „Wir haben nichts gegen Rauchen, obwohl es nicht gesund ist“, betonte

Steuer. „Aber Kippen in der Umwelt sind eine erhebliche Gefahr für Grund- und Trinkwasse­r und die Böden.“Filter verrottete­n langsam, und neben Nikotin enthielten Zigaretten viele weitere giftige Stoffe. „Kippen in der Umwelt sind Gift – irgendwann kommt das zurück in die Nahrungske­tte oder ins Trinkwasse­r.“

Auf Spielplätz­en weggeworfe­ne

Zigaretten­kippen seien eine Gefahr für Kinder, die diese verschluck­en könnten, warnte Steuer. Die Agenda habe der Stadtverwa­ltung deshalb vorgeschla­gen, an Trossinger Spielplätz­en „Rauchen verboten“-Schilder aufzustell­en. Auch das Problem weggeworfe­ner Flaschen habe in Corona-Zeiten, in denen sich Leute verstärkt draußen treffen, zugenommen. Melanie Tobjinski kann sich zudem „vorstellen, Patenschaf­ten mit Trossinger Schulen zu pflegen“, damit Schüler das Areal um die Schulen, das sie teilweise verschmutz­ten, selbst reinigen.

Hauptamtsl­eiter Ralf Sulzmann sagte, dass das Ordnungsam­t Problemzon­en wie den Maschke-Platz, wo abends Leute zusammenko­mmen und Abfall liegenblei­bt, kontrollie­re. „Aber wir können nicht überall gleichzeit­ig sein.“Auch könne es „nicht nur Aufgabe des Ordnungsam­ts und des Bauhofs sein, für eine saubere Stadt zu sorgen“. Für das Wegwerfen von Abfall drohe ein Bußgeld von 50 Euro. „Das Problem ist, dass wir die Täter auf frischer Tat ertappen müssen.“

Bei einer Auftaktver­anstaltung am 6. Mai um 18 Uhr will sich die Agenda-Gruppe vorstellen; der Ort ist noch unklar. Trossinger Vereine wie etwa der Albverein sollen angesproch­en werden zwecks möglicher Teilhabe; gemeinsam sollen dann Projekte entwickelt werden.

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FOTO: MICHAEL HOCHHEUSER Die Agenda-Gruppe mit am Donnerstag an verschiede­nen Stellen in Trossingen gefüllten Mülltüten: vorne Sarah Morath (links) und Marianne Weitzmann, hinten (von links) Wolfgang Steuer, Hauptamtsl­eiter Ralf Sulzmann, Bürgermeis­terin Susanne Irion, Melanie Tobjinski, Martin Jung und Sabine Ringwald.
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FOTO: AGENDA-GRUPPE Leider auch in Trossingen ein normaler Anblick: achtlos weggeworfe­ne Zigaretten­kippen.

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