Immer weniger Aufträge von Amazon
UPS-Depot Frittlingen merkt Rückgang der Aufträge des Online-Handelsriesen
FRITTLINGEN/REGION - Amazon zieht offenbar immer mehr Aufträge von großen Paketlogistikern wie UPS ab, wie ein Mitarbeiter des UPS-Depots Frittlingen beobachtet hat. Vertreter der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi bestätigen den Trend, dass Amazon immer mehr dazu übergeht, ein eigenes Logistiknetz aufzubauen, statt auf die gewerkschaftlich meist gut organisierten Logistikunternehmen zurückzugreifen. Angesichts des allgemeinen Corona-Booms der Logistikbranche hat dies aber bislang offenbar keine Auswirkungen auf das Personal am UPS-Standort Rottweil oder das Depot Frittlingen.
UPS selbst macht zu Kunden und zur Kundenentwicklung keine Angaben und verweist lediglich auf die Geschäftszahlen im Gesamtunternehmen, nach denen UPS von 2019 auf 2020 weltweit einen Umsatzanstieg von 74 Milliarden US-Dollar auf rund 84,6 Milliarden US-Dollar erzielt habe.
Auch über die Mitarbeiterzahl oder die Entwicklung der Lieferaufträge an einzelnen Standorten wie dem Depot Frittlingen will UPS „aus Wettbewerbsgründen“keine Angaben machen. Nur so viel lässt ein Unternehmenssprecher verlauten: Laut Unternehmensangaben suche man derzeit für das Depot in Frittlingen einen Nutzfahrzeugmechatroniker und Teilzeitmitarbeiter als Be- und Entlader für die Abend- beziehungsweise Frühschicht. Es befänden sich derzeit keine Mitarbeiter in der UPS Niederlassung Rottweil oder in einer andere Paketoperation bei UPS Deutschland in Kurzarbeit.
Die genaue Bezahlung der Mitarbeiter richte sich natürlich immer nach der Position und der Länge der Betriebszugehörigkeit. Doch in der Regel, so ein Unternehmenssprecher, bezahle UPS in Deutschland übertariflich. Die Teilzeitstelle, für die UPS in Rottweil aktuell einen Beund Entlader sucht, werde beispielsweise mit 16,42 Euro brutto pro Stunde vergütet.
„UPS bezahlt auf der Basis des besten Tarifvertrags im Land, AVSL Baden-Württemberg“, bestätigt Deniz Zengin aus dem Verdi-Vorstand im Bezirk Südbaden. (AVSL steht für den Arbeitgeberverband Spedition und Logistik.)
Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi kann aus ihrer Erfahrung bestätigen, dass Amazon in den letzten Monaten verstärkt versuche, Aufträge von Paketzulieferern wie UPS, DHL und DPD wegzuholen und ein eigenes LogistikNetz aufzubauen. Gewerkschaftssekretär Deniz Zengin beobachtet selbst, wie immer mehr AmazonSprinter zunächst in der Stadt Freiburg unterwegs waren, seit Februar aber auch verstärkt im Umland der Breisgaumetropole.
Er hat von ehemaligen DHL-Fahrern gehört, die von Amazon mit dem Angebot als selbständige Subunternehmer für Amazon tätig zu sein, „gelockt“würden. Amazon stelle Auto und Material, und es werde viel versprochen, aber die Zustellregionen seien sehr groß und würden entsprechend viel Aufwand erfordern, so Zengin. „Die Erfahrung hat gezeigt, dass solche Vertragsverhältnisse immer prekär sind“, stellt Zengin fest.
Ende des vergangenen Jahres hatte Amazon seine Lieferflotte in Europa mit 1800 Elektro-Transportern von Daimler aufgerüstet
Nach der Fertigstellung des Amazon-Logistikzentrums in Meßkirch will die Stadt Tuttlingen baurechtlich gegen nicht genehmigte Sammelwohnungen in der Innenstadt vorgehen, die eigens für AmazonFahrer eingerichtet worden sind. Auch gegen das behindernde Abstellen von Lieferwagen schreitet die Stadt Tuttlingen ein.