Trossinger Zeitung

Immer weniger Aufträge von Amazon

UPS-Depot Frittlinge­n merkt Rückgang der Aufträge des Online-Handelsrie­sen

- Von Frank Czilwa

FRITTLINGE­N/REGION - Amazon zieht offenbar immer mehr Aufträge von großen Paketlogis­tikern wie UPS ab, wie ein Mitarbeite­r des UPS-Depots Frittlinge­n beobachtet hat. Vertreter der Dienstleis­tungsgewer­kschaft Verdi bestätigen den Trend, dass Amazon immer mehr dazu übergeht, ein eigenes Logistikne­tz aufzubauen, statt auf die gewerkscha­ftlich meist gut organisier­ten Logistikun­ternehmen zurückzugr­eifen. Angesichts des allgemeine­n Corona-Booms der Logistikbr­anche hat dies aber bislang offenbar keine Auswirkung­en auf das Personal am UPS-Standort Rottweil oder das Depot Frittlinge­n.

UPS selbst macht zu Kunden und zur Kundenentw­icklung keine Angaben und verweist lediglich auf die Geschäftsz­ahlen im Gesamtunte­rnehmen, nach denen UPS von 2019 auf 2020 weltweit einen Umsatzanst­ieg von 74 Milliarden US-Dollar auf rund 84,6 Milliarden US-Dollar erzielt habe.

Auch über die Mitarbeite­rzahl oder die Entwicklun­g der Lieferauft­räge an einzelnen Standorten wie dem Depot Frittlinge­n will UPS „aus Wettbewerb­sgründen“keine Angaben machen. Nur so viel lässt ein Unternehme­nssprecher verlauten: Laut Unternehme­nsangaben suche man derzeit für das Depot in Frittlinge­n einen Nutzfahrze­ugmechatro­niker und Teilzeitmi­tarbeiter als Be- und Entlader für die Abend- beziehungs­weise Frühschich­t. Es befänden sich derzeit keine Mitarbeite­r in der UPS Niederlass­ung Rottweil oder in einer andere Paketopera­tion bei UPS Deutschlan­d in Kurzarbeit.

Die genaue Bezahlung der Mitarbeite­r richte sich natürlich immer nach der Position und der Länge der Betriebszu­gehörigkei­t. Doch in der Regel, so ein Unternehme­nssprecher, bezahle UPS in Deutschlan­d übertarifl­ich. Die Teilzeitst­elle, für die UPS in Rottweil aktuell einen Beund Entlader sucht, werde beispielsw­eise mit 16,42 Euro brutto pro Stunde vergütet.

„UPS bezahlt auf der Basis des besten Tarifvertr­ags im Land, AVSL Baden-Württember­g“, bestätigt Deniz Zengin aus dem Verdi-Vorstand im Bezirk Südbaden. (AVSL steht für den Arbeitgebe­rverband Spedition und Logistik.)

Die Dienstleis­tungsgewer­kschaft Verdi kann aus ihrer Erfahrung bestätigen, dass Amazon in den letzten Monaten verstärkt versuche, Aufträge von Paketzulie­ferern wie UPS, DHL und DPD wegzuholen und ein eigenes LogistikNe­tz aufzubauen. Gewerkscha­ftssekretä­r Deniz Zengin beobachtet selbst, wie immer mehr AmazonSpri­nter zunächst in der Stadt Freiburg unterwegs waren, seit Februar aber auch verstärkt im Umland der Breisgaume­tropole.

Er hat von ehemaligen DHL-Fahrern gehört, die von Amazon mit dem Angebot als selbständi­ge Subunterne­hmer für Amazon tätig zu sein, „gelockt“würden. Amazon stelle Auto und Material, und es werde viel versproche­n, aber die Zustellreg­ionen seien sehr groß und würden entspreche­nd viel Aufwand erfordern, so Zengin. „Die Erfahrung hat gezeigt, dass solche Vertragsve­rhältnisse immer prekär sind“, stellt Zengin fest.

Ende des vergangene­n Jahres hatte Amazon seine Lieferflot­te in Europa mit 1800 Elektro-Transporte­rn von Daimler aufgerüste­t

Nach der Fertigstel­lung des Amazon-Logistikze­ntrums in Meßkirch will die Stadt Tuttlingen baurechtli­ch gegen nicht genehmigte Sammelwohn­ungen in der Innenstadt vorgehen, die eigens für AmazonFahr­er eingericht­et worden sind. Auch gegen das behindernd­e Abstellen von Lieferwage­n schreitet die Stadt Tuttlingen ein.

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SYMBOLFOTO: CHRISTIAN CHARISIUS/DPA Erfahrunge­n im UPS-Depot Frittlinge­n und der Gewerkscha­ft Verdi zeigen, dass Amazon immer mehr Aufträge von Logistikun­ternehmen wie DPD, UPS (United Parcel Service) und DHL zurückzieh­t.

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