30-Jähriger wegen Einbrüchen vor Gericht
Angeklagter benötigte Geld, um Schulden zu zahlen und Drogen zu kaufen
TUTTLINGEN - Schwerer Diebstahl lautet die Anklage gegen einen 30Jährigen, der sich aktuell vor dem Amtsgericht Rottweil verantworten muss. Insgesamt drei Mal soll er zwischen Mai 2019 und Juni 2020 in verschiedene Bars und in eine Bäckerei in Tuttlingen eingebrochen sein. Während der Angeklagte in erster Instanz zwei der Einbrüche bereits gestanden hat, streitet er den ersten Einbruch ab.
Das Verfahren am ersten Prozesstag drehte sich hauptsächlich um das Leben und die Vergangenheit des Angeklagten. Vor allem Geldschulden hätten ihn laut eigenen Aussagen dazu gebracht, die Einbrüche in den vergangenen zwei Jahren zu verüben. Geld, das er seinen Dealern schuldete und das er für weitere Drogen brauchte, wie er erzählt. Vor Gericht ist der 30-Jährige kein Unbekannter, denn seitdem er 2015 nach Tuttlingen gezogen ist, stand er bereits zahlreiche Male wegen verschiedener Delikte vor Gericht.
Zuletzt im Jahr 2020 – allerdings als Opfer einer Messerstecherei in der Tuttlinger Innenstadt (wir haben berichtet). Damals konnte sein Leben nur durch mehrere Notoperationen
gerettet werden. Bis heute würde er nach eigenen Aussagen unter starken Schmerzen leiden. Seine Drogenkarriere begann mit dem Umzug nach Tuttlingen. „Ich wollte hier Arbeit finden und hatte auch Angebote. Leider habe ich nie eine Arbeitserlaubnis von der Ausländerbehörde bekommen“, erzählt der Angeklagte.
Geboren im Kosovo, wo er auch eine Lehre als Gartenbauer begonnen hatte, sei er 2010 erst nach Frankreich, 2013 nach Deutschland und 2015 nach Tuttlingen gekommen. Dort lernte er seine jetzige Frau kennen. Die beiden heiraten und bekommen eine Tochter. Als er keine Arbeit findet, beginnt er Alkohol zu trinken und Kokain zu konsumieren. Nachdem er 2019 dann das Opfer der Messerstecherei wurde, bekommt er zunächst das Schmerzmittel Tilidin verschrieben. „Als ich es irgendwann nicht mehr verschrieben bekommen habe, habe ich es mir auf dem Schwarzmarkt besorgt. Seitdem ich im Krankenhaus lag, bin ich süchtig danach“, erzählt er. Denn als herauskam, dass der Angeklagte drogenabhängig ist, habe man die Tilidin-Behandlung sofort eingestellt.
In den vergangenen Jahren sei der Drogen- und Alkoholkonsum des
Angeklagten immer mehr gestiegen. „Ich habe teilweise 15 Bier am Tag getrunken – zusätzlich zu Wein und Jacky-Cola. Wenn ich Kokain gespritzt habe, waren es teilweise über 30 Flaschen Bier“; erzählt der Angeklagte. Dass es bei Kokainkonsum häufig zu überhöhter Alkoholeinnahme kommt, bestätigt auch der psychiatrische Gutachter: „Wenn man so viel Kokain konsumiert wie der Angeklagte zuletzt, muss man der aufputschenden Wirkung entgegen steuern – zum Beispiel mit Alkohol, weil der wiederum eine sedierende Wirkung hat“, erklärt er.
Durch seine Abhängigkeit habe er immer mehr Schulden bei seinen Dealern gehabt. Aus der Not heraus, habe er angefangen zu stehlen. Insgesamt drei Einbrüche werden ihm am ersten Prozesstag vorgeworfen. So soll er in der Nacht vom 12. auf den 13. Mai 2019 in eine Bar in Tuttlingen eingebrochen sein und aus einem von ihm aufgebrochenen Geldspielautomaten sowie aus einem Geldbeutel über 2200 Euro entwendet haben. Der Schaden, den er an den Automaten angerichtet hatte, lag bei rund 9000 Euro.
Zwei Monate später, in der Nacht vom 9. auf den 10. Juli 2019, soll der 30-Jährige in eine Gaststätte in Tuttlingen
eingebrochen sein. Dort hat er einen Zigarettenautomaten abmontiert, ihn mit einer Schubkarre bis zur Stadthalle geschoben und dort dann aufgebrochen. Die Beute: Zigaretten und Bargeld im Gesamtwert von 912 Euro.
Geschnappt wurde er schließlich in der Nacht des 12. Juni vergangenen Jahres, als er maskiert, mit einem Schraubendreher und einem Pfefferspray ohne Prüfzeichen in eine Bäckereifiliale in Tuttlingen eingebrochen sei. Eine Polizeistreife bemerkte das und konnte ihn noch am Tatort festnehmen. „Ich wollte für 80 Euro Kokain kaufen, hatte aber nur noch 50 Euro. Ich dachte, in der Bäckerei könnte ich die fehlenden 30 Euro besorgen“, erinnert er sich.
Während der Angeklagte in erster Instanz vor dem Amtsgericht Tuttlingen die zweite und dritte Tat bereits gestanden hatte, stritt er den ersten Einbruch ab. Künftig wolle er nichts mehr mit Drogen zu tun haben, beteuert er. Deshalb möchten er und seine Frau Tuttlingen verlassen. „So viele Leute nehmen hier Drogen. Ich möchte nicht mehr in Versuchung kommen und einen Neuanfang starten“, sagt er.
Der Prozess wird am 15. April fortgesetzt.