Pommes als Kulturereignis
Aus der beliebten Reihe „Weltkulturerbe zum Essen“heute: Pommes frites aus Belgien. Die stehen gerade – heiß und fettig – auf der sogenannten Hotlist der Unesco. Die Belgier finden es ungerecht, dass dort neben der Pizza aus Italien oder dem eingelegten Kohl aus Korea ihre geliebten Kartoffelknusperstäbchen noch nicht vertreten sind, genauer gesagt die dazugehörige Frittenbude. Ein mysteriöser Ort, wo sich Fett und Kohlehydrate aufs Knusprigste in der Fritteuse vermählen und bis zur Kalorienekstase verschmelzen.
Leider ist die kulinarische Liste immateriellen Weltkulturerbes sehr lückenhaft. Darin fehlen zum Beispiel schwäbische Spätzle. Wahrscheinlich, weil sie nicht adäquat ins bei der Unesco weit verbreitete Englisch übersetzt werden können. Die Begriffe „Pasta“oder „Noodles“treffen es jedenfalls nicht. Auch Maultaschen vermisst der kulturbeflissene Esser. Sie werden sträflicherweise gemeinhin mit „Ravioli“übersetzt, was die Ehre der Schwaben nicht wenig verletzt. Nonnenfürzle übersetzen zu wollen, verkneifen wir uns an dieser Stelle lieber gleich.
Insgesamt ist es richtig, dass man nicht nur völlig ungenießbare Dinge zum Weltkulturerbe erhebt. Am Eiffelturm würde man sich ganz schön die Zähne ausbeißen. Da macht eine Portion Pommes schon mehr Freude. Die Belgier haben übrigens mehr Fantasie, als nur Ketchup und Mayo dazu zu essen oder gar Essig drüber zu gießen wie die geschmacksverirrten Engländer. Die kehren dann auch eher in die EU zurück, bevor es auch nur eines ihrer Gerichte zum kulinarischen Weltkulturerbe schafft. (nyf )
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